Hohe Eigentanteile Pflegeheime im Ausland als günstigere Alternative
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10. Februar 2025, 08:31 Uhr
Der Eigenanteil von Pflegeheim-Bewohnern steigt seit Jahren. Wenn die Rente nicht reicht, muss oft das Ersparte aufgebraucht werden oder es greift die Sozialhilfe. Deshalb suchen sich manche Deutsche eine Alternative im Ausland: bei Pflegeheimen in Thailand oder in Osteuropa etwa. Die sind meist günstiger als hierzulande. Trotzdem ist der Anteil der Menschen, die im EU-Ausland Pflegegeld beziehen, nach Angaben der AOK PLUS in den vergangenen Jahren nicht gestiegen.
- Pflegeheime in Polen werden für Deutsche beliebter.
- Der Anteil der Menschen aus Mitteldeutschland, die im Ausland Pflegegeld beziehen, ist laut AOK Plus sehr gering.
- Eigenanteil für ein Pflegeheim in Polen 1.000 bis 2.000 Euro günstiger.
- Deutscher Sozialverband: Der Pflegeheim-Markt für Deutsche im Ausland wird weiter wachsen.
Joanna Makowska leitet die Marketingabteilung der Seniorenresidenz Erania - nahe Kolberg an der polnischen Ostsee. Seit sechs Jahren gibt es die Einrichtung mit 180 Plätzen - vom betreuten Wohnen bis hin zur vollstationären Pflege mit Demenzbereich. Sie richtet sich speziell an Deutsche. "Da sprechen unsere Direktoren alle perfektes Deutsch, die Rezeption selbstverständlich auch und der Pflegekoordinator beziehungsweise unser Arzt."
Die Pflegeabteilung, die Pfleger und die Betreuer, fast alle, verstehen, wenn man nach Medikamenten frage oder wenn die Bewohner trinken, essen oder was spielen möchten. Viele Bewohnerinnen und Bewohner kämen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.
Eigenanteil in Polen 1.000 bis 2.000 Euro günstiger
Makowska unterscheidet zwei Typen: diejenigen, die die Gegend schon aus früheren Urlauben gut kennen, sich früh für das betreute Wohnen in der Residenz entscheiden. Und diejenigen, bei denen die Familien nach Alternativen suchen, weil die stationäre Pflege in Deutschland für sie zu teuer ist.
Wie viel günstiger ein Pflegeheimplatz in Polen ist, hängt von vielen Faktoren wie dem Pflegegrad ab. "Wenn ich mit meinen Kunden spreche und höre, was sie für einen Eigenanteil zahlen, kann man schon sagen, dass es 1.000 bis manchmal 2.000 Euro günstiger ist." Es gebe verschiedene Preise für den Pflegegrad, aber der Eigenanteil liege zwischen 1.600 € im Pflegebereich und 1.850€ im Demenzbereich, sagt Joanna Makoswka.
Wenig Menschen aus Mitteldeutschland in ausländischen Pflegeheimen
In Deutschland liegt der im Bundesdurchschnitt inzwischen bei rund 3.000 Euro. Wer im EU-Ausland gepflegt wird, kann weiter das deutsche Pflegegeld beziehen. Der Anteil der Menschen, die im Ausland Pflegegeld beziehen, sei aber sehr gering, heißt es auf MDR AKTUELL-Anfrage bei der AOK Plus.
Das betreffe gerade einmal 0,04 Prozent der Versicherten mit Pflegebedarf in Sachsen und Thüringen. Gewachsen sei der Anteil in den vergangenen Jahren nicht. Beim Sozialverband Deutschland kennt man keine genaue Zahlen über deutsche Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner im Ausland.
Pflegeheim-Markt für Deutsche im Ausland weiter wachsend
"Was wir aber wissen aus unseren Sozialrechtsberatungen ist, dass viele, viele Menschen unter unglaublichem Kostendruck leben, vor allem, wenn es um die stationäre Pflege geht. Da suchen die Leute natürlich nach Alternativen und gehen unter Umständen ins Ausland", erklärt Sprecher Peter Zernechel.
Südostasien sei da für einige eine Option, auch Osteuropa. Er geht davon aus, dass der Pflegeheim-Markt für Deutsche im Ausland weiter wachsen wird. Joanna Makowska von der polnischen Seniorenresidenz Erania führt jetzt immer häufiger eine Warteliste. "Wir merken schon, dass die Anfrage stärker ist, besonders am Anfang des Jahres. Ihre Kunden erzählten ihr, wie hoch die Preiserhöhung in Deutschland sei und dass sie nach Alternativen suchten. Einige haben die an der polnischen Ostsee gefunden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 10. Februar 2025 | 06:00 Uhr