Handy-Einsatz zur Pflegedokumentation im Carpe Diem Pflegeheim in Mülheim an der Ruhr
Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Krankenkassen Gehälter für Pflegekräfte deutlich gestiegen – Eigenanteil jedoch auch

01. November 2024, 14:47 Uhr

Die Bezahlung dringend benötigter Pflegekräfte in Heimen ist nach Daten der gesetzlichen Pflegekassen spürbar gestiegen. Jedoch wirken sich die höheren Löhne auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen aus. Damit Pflegeeinrichtungen die höheren Löhne für die Pflegekräfte gegenfinanzieren könnten, müssten sie zumeist die Eigenanteile anheben.

Die Gehälter für Pflegekräfte sind dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen zufolge deutlich gestiegen. Wie der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen am Freitag mitteilte, erhöhten sich die durchschnittlichen Stundenlöhne im Vergleich zum Vorjahr um 8,8 Prozent auf 22,60 Euro. Dabei gebe es allerdings regionale Unterschiede. Besonders hoch seien die Gehälter für Pflegekräfte in Baden-Württemberg, Niedersachsen und NRW.

In Mitteldeutschland sind die Löhne insbesondere in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit rund neun Prozent gestiegen. Sachsen liegt mit sechs bis acht Prozent bundesweit im Mittelfeld.

Pflegeassistenzkräfte, also Hilfskräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung, erhalten durchschnittlich 21,41 Euro – 9,6 Prozent mehr als bisher. Der Durchschnittslohn für Pflegefachkräfte beträgt 25,93 Euro, ein Plus von knapp 9,2 Prozent.

Löhne in Altenpflege steigen – Eigenanteil jedoch auch

Der Anstieg in diesem Jahr zeige, dass sich "Pflegekräfte insgesamt auf eine faire Bezahlung verlassen können", erklärte die GKV-Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer. Grund für den Anstieg sei die Anbindung der durchschnittlichen Entlohnung an die Entwicklung der Tariflöhne. Die Kehrseite der Medaille sei aber, dass sich höhere Löhne oftmals auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen auswirkten.

Pfeiffer forderte, die Politik müsse "endlich Wege aufzeigen, um die steigende Belastung der Pflegebedürftigen wirksam zu begrenzen". Besonders stark war der Anstieg der Durchschnittslöhne dem GKV-Spitzenverband zufolge bei Pflegehilfskräften ohne Ausbildung. Bei ihnen stieg die Vergütung im Vergleich zu 2023 um fast 9,9 Prozent auf 19,26 Euro.

Carlhans Uhle, Landesgeschäftsführer des DRK Sachsen-Anhalt 1 min
Bildrechte: MDR/Uli Wittstock
1 min

Carlhans Uhle ist Landesgeschäftsführer des DRK in Sachsen-Anhalt. Er erklärt, warum die Eigenanteil bei den Pflegekosten von Jahr zu Jahr steigen. Renten würden kaum noch reichen, um die Eigenbeiträge zu bezahlen.

MDR SACHSEN-ANHALT Mi 29.05.2024 07:40Uhr 00:40 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/video-pflege-kosten-eigenanteil-drk-interview-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Kassenverband fordert Reform der Pflegeversicherung

Anfang des Jahres forderte der GKV wegen anhaltender Finanzengpässe eine grundlegende Überarbeitung der sozialen Pflegeversicherung. Vizevorstand Gernot Kiefer zufolge müsse das System jetzt reformiert werden, wenn die Pflegeversicherung auch in den Jahren 2025 bis 2040 funktionieren solle.

Auch der Fuldaer Gesundheitsökonom Stefan Greß hält eine Reform der Pflegeversicherung für unausweichlich. Greß sagte MDR AKTUELL, das System sei in einem besorgniserregenden Zustand. In der stationären Pflege müssten die Patienten immer höhere Eigenanteile zahlen oder zur Sozialhilfe gehen, Bedürftige in der ambulanten Pflege bekämen immer weniger Leistungen.

Pflegeheimbewohner geht Flur entlang 2 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk

Pflegeverträge in Altenheimen nur noch nach Tarif

Seit September 2022 darf es Versorgungsverträge der Pflegekassen nur noch mit Heimen geben, die nach Tarif oder ähnlich zahlen. Wie der Verband mitteilte, enthielten zahlreiche Tarifverträge zwischen 2023 und 2024 Lohnerhöhungen, die über Steigerungen der Vorjahre hinausgehen.

Die regional üblichen Entlohnungsniveaus werden jährlich von der Geschäftsstelle Tarifliche Entlohnung in der Langzeitpflege beim GKV-Spitzenverband ermittelt. Dabei werden diejenigen Löhne berücksichtigt, die aufgrund von Tarifverträgen oder kirchlichen Arbeitsvertragsrichtlinien an Pflege- und Betreuungskräfte gezahlt werden. Für die aktuelle Auswertung wurden die Meldungen von 11.000 Pflegeeinrichtungen berücksichtigt.

dpa/AFP/KNA (lmb)

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 01. November 2024 | 09:30 Uhr

Mehr aus Politik

Demonstrierende halten Plakate hoch 1 min
Bildrechte: mdr
1 min 30.01.2025 | 09:28 Uhr

Nachdem ein Unions-Antrag zur Migrationspolitik mit Stimmen der AfD eine Mehrheit im Bundestag erhalten hatte, versammelten sich Hunderte vor der Parteizentrale der CDU. Sie forderten eine klare Abgrenzung von der AfD.

MDR FERNSEHEN Do 30.01.2025 08:23Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-demo-berlin-cdu-abgrenzung-afd100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Friedrich Merz 1 min
CDU-Spitzenkandidat und Bundesvorsitzender Friedrich Merz bei seiner Rede im Bundestag. Bildrechte: picture alliance/dpa | Michael Kappeler
1 min 29.01.2025 | 17:58 Uhr

CDU-Spitzenkandidat und Bundesvorsitzender Friedrich Merz kritisiert die Regierungskoalition für ihre fehlende Zustimmung bei der Verschärfung der Migrationspolitik. Ihmnach hätte es keine Stimmen der AfD gebraucht.

MDR FERNSEHEN Mi 29.01.2025 16:46Uhr 01:13 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-friedrich-merz-cdu-bundestag-brandmauer-afd-asyldebatte100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Nachrichten

Olaf Scholz 1 min
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seiner Rede im Bundestag. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Markus Schreiber
1 min 29.01.2025 | 17:23 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht einen schweren Fehler in der Anküdingung von Friedrich Merz (CDU) eine Stimmenmehrheit bei der Verschärfung der Migrationspolitik notfalls mit der AfD zu erreichen.

MDR FERNSEHEN Mi 29.01.2025 15:24Uhr 00:41 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-bundestag-asyldebatte-cdu-spd-bundeskanzler-olaf-scholz-brandmauer100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Nachrichten

Vier deutsche Beamte der Bundespolizei im Frontex-Einsatz gehen während des Besuchs der deutschen Innenministerin Faeser an der türkisch-bulgarischen «Grünen Grenze» entlang.
Wenn es nach der MDRfragt-Gemeinschaft geht, soll die deutsche Bundespolizei lieber an den EU-Außengrenzen patrouillieren, um den Zuzug von Asylsuchenden zu begrenzen Bildrechte: picture alliance/dpa | Soeren Stache