FSJ, FÖJ, Bufdi Jede vierte Freiwilligen-Stelle könnte wegfallen
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04. August 2023, 09:57 Uhr
Bei FSJ, FÖJ, Bufdi und Co. soll streng gespart werden. Im nächsten Jahr könnte so jede vierte Freiwilligen-Stelle wegfallen – rund 25.000 Plätze. Vor allem der soziale Bereich wird getoffen. Die Träger gehen von spürbaren Folgen aus.
- Die Ampel-Regierung will nach Informationen von Sozialverbänden bei den Freiwilligendiensten deutlich kürzen.
- Die Träger sind über die Pläne entsetzt, weil ein Viertel der Freiwilligen-Stellen wegbrechen würden.
- Der Bundesarbeitskreis FSJ befürchtet, dass dadurch der Fachkräftemangel im sozialen Bereich verstärkt würde.
Egal ob freiwilliges soziales Jahr, freiwilliges ökologisches Jahr oder Bundesfreiwilligendienst – in allen Bereichen will die Ampel-Regierung nach Informationen von Sozialverbänden deutlich kürzen. Und das, obwohl im Koalitionsvertrag noch erklärt wurde, dass die Freiwilligendienste gestärkt werden sollen.
Entsprechend überrascht war Kristin Napieralla, Sprecherin des Bundesarbeitskreises FSJ, über die Kürzungspläne: "Die Nachricht hat uns am 5. Juli erreicht, da war der Kabinettsbeschluss und wir haben den ehrlicherweise mit Entsetzen wahrgenommen, weil wir hatten schon mit einer Kürzung gerechnet, aber nicht in der Größenordnung. Das hat uns eiskalt erwischt."
In diesem Jahr liegen die Bundesmittel für die Freiwilligendienste noch bei 326 Millionen Euro. Im nächsten Jahr sollen es bereits 78 Millionen weniger sein. Fast ein Viertel der Förderung würde also ausbleiben: "Das würde in der Konsequenz bedeuten, dass jeder vierte Freiwilligen-Platz wegfällt – also sowohl im FSJ als auch im FÖJ, bei den Internationalen und auch im Bundesfreiwilligendienst. Für die Träger bedeutet das ganz knallhartes Rechnen."
Weniger Freiwillige in der Pflege
Einer dieser Träger ist das Deutsche Rote Kreuz, das in Sachsen-Anhalt 650 Freiwillige beschäftigt – die meisten im Bundesland. Das DRK geht davon aus, dass man künftig auf etwa 250 Freiwillige verzichten müsste.
Die Diakonie Mitteldeutschland rechnet damit, dass ein Viertel der Freiwilligen-Stellen wegbrechen könnte. Das hätte spürbare Folgen, sagt Diakonie-Sprecher Frieder Weigmann: "Das, was Menschen im Freiwilligendienst tun, das können wir durch Fachkräfte in der Pflege zum Beispiel oder im Krankenhaus nicht einfach ersetzen. Dann würden tatsächlich auch Betreuungsleistungen wegfallen."
Kristin Napieralla vom Bundesarbeitskreis FSJ befürchtet sogar, dass Kürzungen auch den Fachkräftemangel im sozialen Bereich verstärken würden: "Weil Freiwilligendienste auch eine Variante oder Möglichkeit sind, junge Menschen in die Arbeitsfelder von sozialer Arbeit, aber auch im Bereich Sport oder Kultur, an Arbeitsgebiete heranzuführen. Nicht wenige entscheiden sich auch nach so einem Freiwilligendienst dafür, in dem Bereich eine Ausbildung zu machen oder ein Studium und auch dazubleiben."
Freiwilligendienste sollen wieder attraktiver werden
Immer wieder kommt von verschiedensten Parteien der Vorschlag, ein verpflichtendes soziales Jahr einzuführen. Anstatt zu kürzen, müsste die Bundesregierung dafür die Mittel aber deutlich erhöhen: "Es gibt Berechnungen, dass man um die 2, 3 Milliarden, glaube ich, pro Jahr planen müsste oder in die Hand nehmen müsste, um so einen Pflichtdienst überhaupt zu bewerkstelligen." Das ist etwa das Zehnfache von dem, was die Bundesregierung im nächsten Jahr an Mitteln für die Freiwilligendienste zur Verfügung stellen will.
Viele Träger haben sich bereits gegen das Pflichtjahr ausgesprochen, ebenso gegen die geplanten Kürzungen. Stattdessen wird gefordert, dass die Freiwilligendienste attraktiver gemacht werden sollen. Eine entsprechende Petition haben bereits mehr als 100.000 Menschen unterschrieben. Deshalb wird es dazu voraussichtlich im September eine Anhörung im Petitionsausschuss des Bundestages geben. Im gleichen Monat beginnen auch die Haushaltsdebatten, in denen es um die Kürzungen gehen wird.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 02. August 2023 | 21:45 Uhr
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