Badminton Neue Schul-AGs dank Freiwilligem Sozialem Jahr in Jena
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16. Juli 2023, 13:44 Uhr
Der SV GutsMuths Jena hatte im abgelaufenen Schuljahr erstmals ein Freiwilliges Soziales Jahr angeboten. Mit Hilfe von Moritz konnte der Verein vier neue Arbeitsgemeinschaften an Grundschulen aufbauen und so auch neue Mitglieder gewinnen. Nun übergibt Moritz den Staffelstab an seine Nachfolgerin Doro. Die hatte bisher mit Badminton so gar nichts am Hut und will nun die erfolgreiche Arbeit fortsetzen.
- Moritz hat in seinem Freiwilligen sozialen Jahr geholfen, neue Badminton-Kurse für Grundschüler aufzubauen
- Seine Nachfolgerin Doro will sich auf eine Ausbildung zur Erzieherin vorbereiten
- Ohne die FSJler müsste der Verein GuthsMuths Jena die Jugendarbeit reduzieren
Das widerspenstige Badmintonnetz will sich nicht einhaken lassen. Doro kämpft mit dem Seil, Moritz kommt ihr zur Hilfe: "Einhaken, das rote Ding reindrücken und nach hinten ziehen". Für Moritz sind es die letzten Tage in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr. Für den 20-Jährigen waren die Monate im Verein sozusagen ein Heimspiel - er spielt seit zwölf Jahren Badminton und schlägt in der zweiten Bundesliga für den SV GutsMuths Jena auf.
Trotzdem musste er sich im Umgang mit den Kindern etwas umstellen. "Ich war immer der, der den Input bekommen hat und sich dann angepasst hat auf dem Feld. Und jetzt musste ich Inhalte pädagogisch vermitteln und die richtigen Wege dafür finden. Und ich denke, da war am Anfang eine große Baustelle", zieht Moritz ein Fazit für sein FSJ-Jahr.
Profi übergibt an Greenhorn
Ganz anders sieht es aus bei seiner Nachfolgerin. "Ich lerne jeden Tag dazu", das betont Doro Volenec mehrfach während des Feriencamps des SV GutsMuths Jena. 35 Kinder aus vier Jenaer Grundschulen kommen eine Woche lang täglich vorbei, um den Umgang mit Schläger und Federball zu lernen.
"Manche spielen wohl schon besser als ich", überlegt die 18-Jährige. Denn sie hatte bis vor einigen Monaten mit Badminton nicht viel am Hut, hat lediglich mit dem Papa mal ein paar Bälle im Garten gespielt und zu Schulzeiten einige Jahre Latein getanzt. Nun aber steht ein Freiwilliges Soziales Jahr beim SV GutsMuths Jena an. Dessen erste Mannschaft spielt in der zweiten Bundesliga.
Vorbereitung für Ausbildung als Erzieherin
Doro hat gerade ihr Abitur gemacht und will später als Erzieherin im Kindergarten arbeiten. Dafür muss sie 480 praktische Stunden vorweisen. Nach Praktika in Kindergarten und Hort wollte sie eigentlich ins SOS-Kinderdorf. Aber die Mütter von Doro und Moritz arbeiten zusammen. "Und wie das so ist, reden die ja über alles, was ihre Kinder betrifft", sagt sie.
So kam die Idee auf mit dem Sportverein und Doro bewarb sich schon vor Monaten um einen Platz als FSJler beim SV GutsMuths. Christoph Jury vom Vereinspräsidium lobt die frühe und aussagekräftige Bewerbung. "Man merkte, dass sie Lust hat, was Neues zu probieren. Und sie ist definitiv keine Notlösung", sagt Jury, der auch Geschäftsführer im Thüringer Badmintonverband ist.
Neue Schul-AGs dank FSJler
In ihrem letzten Jahr Schuljahr lernte Doro neben dem Abistoff also auch noch Badmintonspielen. Einmal pro Woche, immer freitags, stand sie mit einer Grundschulgruppe in der Halle. "Am Anfang hab ich eben mehr zugeschaut um zu lernen, wie die Trainer mit den Kindern umgehen. Nach ein paar Stunden durfte ich Erwärmungsspiele mitmachen, durfte ein paar Schrittfolgen zeigen", erzählt sie. Der SV GutsMuths Jena tritt in der Bundesliga vor allem mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs an und so ist es besonders wichtig, talentierte Kinder zu gewinnen.
Moritz war der erste FSJler des Vereins und baute vier neue Schul-AGs mit auf. Besonders mit der Südschule fühle er sich verbunden, dort sei er selbst als kleiner Junge gewesen. Nun erzählt Moritz mit leuchtenden Augen, dass er ein Schul-Käppi bekommen habe, weil die Kinder ihren Moritz so toll finden. "Zu meiner Zeit gab es das noch nicht. Das ist cool!"
Insgesamt betreut der Verein neun Arbeitsgemeinschaften an vier Grundschulen, dadurch stiegen auch die Mitgliederzahlen im Nachwuchsbereich. "Wir sind sehr aktiv im Grundschulbereich und freuen uns, mit diesen Schul-AGs ein gewisses Scouting von neuen Talenten für die Sportschule anbieten zu können", sagt der Marketingverantwortliche Christoph Jury. So besuchen im neuen Schuljahr gleich vier Badminton-Kinder das Sportgymnasium - in den vergangenen Jahren waren es höchstens zwei. Dieses hohe Niveau würde der Verein in den nächsten Schuljahren gern halten - künftig eben mit Doros Hilfe.
Freiwilligenjahr als Grundlage für künftigen Traumberuf
"Also ich finde es aufregend. Denn es sind ja meist viele Kinder, mit unterschiedlichen Problemen, hier tut was weh, dort ist was passiert. Das ist ja schon eine große Verantwortung, aber ich freue mich drauf", erzählt Doro. Sie hofft, aus dem FSJ viel mitnehmen zu können für ihre Erzieherausbildung und will alsbald auch ihren C-Trainerschein machen.
Ihr Vorgänger Moritz ist sich sicher: "Sie wird das gut machen. Sie hat sich vor zwei Wochen schon mal ein paar AGs mit mir angeguckt, die Kinder haben sie auch direkt ins Herz geschlossen." Moritz selbst blickt beinahe wehmütig auf sein FSJ zurück. Nicht nur, dass er noch strukturierter arbeiten würde als er es vorher schon getan habe nach seiner durchgetakteten Zeit mit Sportgymnasium und Training. "Ich mag Kinder sehr gern und finde es toll, wenn sie die Energie mit in die Halle bringen und ab Minute Eins rumhüpfen, rumtollen und alles", erzählt der Leistungssportler mit Begeisterung.
Vermissen werde er nicht nur die kindlichen Witze und das Kinderlachen, sondern auch das entspannte Umfeld mit den Kollegen aus dem FSJ-Seminar, erzählt Moritz. Er will im September eine Ausbildung im Finanzamt beginnen und hat sich fest vorgenommen, seine Sportkinder zu besuchen.
Auch im Trainingscamp hat er schon einen kleinen Fan - ein Mädchen im rosa Shirt hopst um ihn herum und versteckt sich immer wieder hinter dem Rücken des großgewachsenen jungen Mannes. Der neunjährige Jakob lobt, dass Moritz viel mit den Kindern spielen würde, aber auch Spaß macht. Und der acht Jahre alte Jacob findet Moritz "cool, weil er nie mit mir meckert". Doros kleine Mädelsgruppe im Trainingscamp hat die junge Frau aber auch schon ins Herz geschlossen. "Sie ist nett und man versteht gut, wie man schlagen muss", erzählt Clara, elf Jahre. Und die gleichaltrige Maria ergänzt: "Sie trainiert uns anders als die anderen Trainer, aber auch gut.
Trainingshilfe für Starthilfe
Die beiden Trainingscamps in den beiden ersten Ferienwochen sind für Doro die erste Bewährungsprobe und für Moritz ein Abschied auf Raten - viele Kinder dort kennt er aus seinen Schul-AGs. Ein bisschen Starthilfe für seine Nachfolgerin gibt er auch: Moritz überlässt Doro seine Trainingspläne für die Arbeitsgemeinschaften an den Grundschulen.
Und der Verein selbst hofft einerseits, dass sich bald schon ein Bewerber findet für das Schuljahr 2024/2025. Denn bei nur 30 Stellen im Landessportbund erleichtert Planungssicherheit allen Beteiligten das Arbeiten, wie Christoph Jury erklärt. Und natürlich hofft er, dass das ein oder andere Kind bei den Ligaspielen zum Anfeuern vorbeikommt - und vielleicht eines Tages selbst in der Bundesliga aufschlägt.
MDR (nis)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Nachmittag | 15. Juli 2023 | 14:43 Uhr
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