Freiwilligen-Dienst FSJ im Landtag: Nach dem Abi Gesetze machen
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07. Mai 2023, 17:25 Uhr
Im Landtag von Sachsen-Anhalt arbeiten derzeit zwei junge Männer ehrenamtlich in Fraktionen mit. Nicht alle Fraktionen bieten einen solchen FSJ-Platz an. Die, die es tun, werden von den jungen Menschen unterstützt, im Alltag, bei Recherchen und der Öffentlichkeitsarbeit. Dafür gibt es Taschengeld. Außerdem kann das FSJ für ein Fachabi angerechnet werden. Was zwei junge Menschen an dem FSJ motiviert.
- Das Freiwillige Soziale Jahr kann man auch in politischen Einrichtungen absolvieren, zum Beispiel bei Fraktionen im Landtag.
- Ein FSJler der Linksfraktion arbeitet dabei an einem Gesetz mit – aber es gibt auch profanere Aufgaben für die Freiwilligen.
- Das FSJ kann der Weg zum Fachabi sein – auch, wenn man die Schule abgebrochen hat.
Robin Däsler schreibt derzeit am Jugend- und Teilhabegesetz, über das der Landtag von Sachsen-Anhalt im Juni abstimmen soll. Der 19-Jährige hat gerade mal sein Abi. Nun mischt er in der Landespolitik mit. Däsler macht ein Freiwilliges Soziales Jahr im Landtag und unterstützt die Arbeit der Linksfraktion.
Freiwilliges Soziales Jahr: Politik statt Krankenhaus
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) kennen die meisten: Junge Menschen engagieren sich ein Jahr lang in Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Kitas. Um die 1.000 Menschen absolvieren in Sachsen-Anhalt derzeit ein FSJ. Relativ unbekannt ist das FSJ-P, das "Freiwillige Soziale Jahr im politischen Leben."
Robin Däsler will Politikjournalismus studieren und lernt nun erstmal ein Jahr lang die Praxis kennen. Abgesehen vom Gesetz, an dem er mit einem Kollegen arbeitet, hat er den Girls'- und Boys' Day der Fraktion organisiert. Manchmal sind seine Aufgaben profaner: E-Mail-Adressen raussuchen, Listen erstellen, typische Schreibtischarbeit.
Aufgaben im FSJ können verantwortungsvoll sein
"Die Freiwilligen können Aufgaben übernehmen, denen sie sich gewachsen fühlen", sagt Lydia Probst von den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (IJGD). Dafür, was Freiwillige im Sozialen Jahr dürfen, gebe es keine klare Grenze. Das hänge sehr viel von den Kompetenzen und Interessen ab, die sie mitbrächten. Probst sagt: "Dementsprechend können sie Aufgaben übernehmen, bei denen man denkt: Oh, das ist aber schon sehr verantwortungsvoll."
Die IJGD vermittelt die Freiwilligen, betreut sie. Bei Lydia Probst und Kolleginnen und Kollegen nehmen die FSJlerinnen und FSJler Seminare. Der Trägerverein organisiert auch das "Taschengeld", das die Freiwilligen bekommen: beim FSJ-P in Magdeburg 356 Euro monatlich. Probst sagt aber auch: Wenn Freiwillige zuarbeiten, müssten hauptamtliche Mitarbeitende redigieren und das Produkt – ein Gesetz zum Beispiel – in deren Verantwortung veröffentlichen.
Freiwilliges Soziales Jahr, um Fachabi nachzuholen
365 Euro, dazu vielleicht noch Kindergeld oder Wohngeld, sind nicht die Welt für eine Vollzeitstelle. Für einen zweiten Freiwilligen im Landtag lohnt sich das Jahr dennoch: Julian Pommerehne macht sein FSJ-P bei der SPD-Fraktion.
Er ist erst seit einer Woche 18, hat die Schule nach der 11. Klasse abgebrochen. Das Abi will er aber trotzdem. Mit zwei abgeschlossenen Halbjahren und einem Freiwilligen Sozialen Jahr kann er die Fachhochschulreife nachholen.
Er dreht zum Beispiel Videos für Instagram mit Abgeordneten, hilft bei Recherchen – und ja, er kocht auch Kaffee.
FSJ zwischen Abi und Studium
Julian Pommerehne wollte Politik studieren. Vorstellen kann er sich das immer noch, will sich aber erstmal Richtung Handwerk orientieren. Zwei Praktika hat er bereits in einer Bäckerei gemacht. Der Beruf sei aber im Vergleich nicht attraktiv genug. Was er in der Politik gelernt hat: "Handwerker und Handwerkerinnen sind essenziell in unserer Gesellschaft. Das sind Berufe, die nicht aussterben sollten."
Handwerker und Handwerkerinnen sind essenziell in unserer Gesellschaft. Das sind Berufe, die nicht aussterben sollten.
Ein Einstieg in die Berufspolitik ist das FSJ also nicht unbedingt: Pommerehne, Däsler und auch die ehemalige FSJlerin der Grünen-Fraktion wollen erstmal an die Uni. Teresa Veit hat ihr FSJ frühzeitig beendet, um sich auf Auswahltests vorzubereiten. Sie bewirbt sich für ein Medizinstudium.
FSJ im Landtag: Politisch neutral?
Ein Parteibuch spielt keine Rolle, wenn man ein FSJ-P machen will, sagt der Träger-Verein, die IJGD: "Das FSJ hat das Ziel, junge Menschen mit unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Themen zu konfrontieren und ihnen auch deutlich zu machen: Was passiert eigentlich? Was ist Demokratie?", sagt Lydia Probst. Aber einen Freiwilligen auswählen, das machen die Fraktionen selbst.
Sowohl Julian Pommerehne als auch Teresa Veit hatten Glück: Gerade die Fraktionen, in die sie wollten, waren auch die mit einem freien Platz. Auch Robin Däsler steht der Linken nahe, war vorher schon bei der Linksjugend.
Man ist ja irgendwie auch ein Gesicht, wenn andere Leute einen sehen, mit der Fraktion unterwegs.
Bei einer Fraktion arbeiten, deren Werte man nicht vertritt? Pommerehne würde sich dagegen entscheiden: Ein großer Teil der Arbeit bestehe darin, die Fraktion zu repräsentieren, zum Beispiel bei Aufgaben für die Öffentlichkeitsarbeit.
Er sagt: "Man ist ja irgendwie auch ein Gesicht, wenn andere Leute einen sehen, mit der Fraktion unterwegs." SPD-Mitglied sei er zwar nicht, "aber das wird bestimmt noch kommen."
MDR (Katharina Gebauer, Michaela Reith, Julia Heundorf)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 07. Mai 2023 | 19:00 Uhr
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