Sächsische Landesärztekammer Zweifel am reibungslosen Start der elektronischen Patientenakte
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03. Januar 2025, 06:30 Uhr
Krankheitsgeschichte, Medikamentenlisten, Untersuchungen und Diagnosen – all diese Informationen sollen im neuen Jahr digital verfügbar sein. Für Ärzte, Krankenhäuser und natürlich für die Patienten. Mitte Januar soll ein vierwöchiger Testlauf für die elektronische Patientenakte starten, ab Mitte Februar soll sie jeder haben. Doch Ärzte sehen noch Auflklärungsbedarf und halten den Zeitplan für zu straff.
- Bei den Versicherten gibt es wenig Widersprüche gegen die elektronische Patientenakte.
- Ärzte: Es geht um sensible Daten und die Mehrarbeit wird bei uns hängenbleiben.
- Gibt es ausreichend Breitbandanschlüsse im ländlichen Raum?
Für jeden Patienten wird beim Arzt eine Patientenakte angelegt. Hier dokumentiert der Arzt Gründe für den Arztbesuch, Untersuchungsergebnisse, Diagnosen und Behandlungen. Wichtige Informationen, die auch für behandelnde Fachärzte oder bei Krankenhausbesuchen relevant sind.
Bislang müssten die Patienten diese Informationen teilweise selbst von Arzt zu Arzt bringen, sagt Alexander Kraus, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in Sachsen. Das solle sich mit der neuen Patientenakte verbessern. Kraus erklärt: "Gerade wenn dann ältere Versicherte da sind, die sehr viele Berichte haben, ist das eben schwierig. Die laufen derzeit mit einer Tüte durch die Gegend, wo irgendwelche Befunde drin sind. Das hat man dann alles in elektronischer Form und kann es auch selbst einsehen."
Im Februar soll es bundesweit losgehen – nur wenige Widersprüche
Mitte Februar soll die neue elektronische Patientenakte bundesweit für jeden Versicherten eingeführt werden. Die Zahl der Versicherten, die sich bei der Techniker Krankenkasse derzeit gegen eine elektronische Patientenakte entschieden haben, liegt nach TK-Angaben im unteren einstelligen Bereich. Ähnlich sieht es bei der AOK aus. So erklärt Cornell Adolph, Geschäftsführer für Innovation und Entwicklung: "Weiterhin entscheiden sich knapp zwei Prozent unserer Versicherten dafür, dass gar keine elektronische Patientenakte zum 15. Januar angelegt wird. Es gebe durchaus Skepsis unter den Versicherten." Doch diese Vorbehalte können Adolph zufolge meist mit einem Beratungsgespräch ausgeräumt werden.
Ärzte: Es geht um sensible Daten – Aufklärung wird bei uns hängen bleiben
Dass diese Beratung tatsächlich ausreicht, um Skeptiker der neuen elektronischen Patientenakte zu überzeugen, daran hat Allgemeinmediziner Erik Bodendieck aus Wurzen große Zweifel. Der Präsident der Sächsischen Landesärztekammer fürchtet mehr Arbeit für die Ärzte: "Die Frage der Aufklärung des Patienten zum Thema, was wird eingestellt, was wird nicht eingestellt, die wird an mir hängen bleiben. Das kann auch die Krankenkasse nicht, weil es geht dort schon zum Teil um höchst sensible Daten. Und das kann keine Krankenkasse, kann kein anderer mit dem Patienten besprechen."
Mehr Arbeit für die Mediziner droht aus Sicht des Arztes auch, da Daten einmal für die elektronische Patientenakte und einmal für die Akte beim behandelnden Arzt dokumentiert werden müssten. Außerdem müsse mit jedem Patienten einzeln abgesprochen werden, welche Informationen in die elektronische Patientenakte dürfen.
Gibt es ausreichend Breitbandanschlüsse im ländlichen Raum?
Generell befürwortet die Sächsische Ärztekammer aber die Einführung der elektronischen Patientenakte. Sorge bereitet Bodendieck jedoch, ob die digitale Infrastruktur in Deutschland den großen Datenmengen gewachsen ist: "Wenn ich mir manche Regionen Deutschlands angucke – und da muss ich nicht alleine nur hier in Sachsen, im Erzgebirge und der Lausitz bleiben, da kann ich genauso in andere ländliche Regionen oder abgelegene Regionen Deutschlands gucken (…) – da ist es genauso problematisch, Verbindungen zum Internet zu haben."
Nicht nur Bodendieck rechnet mit einem schwierigen Start für die elektronische Patientenakte. Auch die AOK und Anbieter von Praxisverwaltungssystemen teilen diese Einschätzung. Einer der größten Anbieter in Deutschland ist CGM. Der Geschäftsführende Direktor Ulrich Thomé erklärt: "Wir hätten uns für die Entwicklung nicht unbedingt mehr Zeit gewünscht, aber jedenfalls für das Testen. Das war ein denkbar kurzer Zeitraum. Ab der zweiten Jahreshälfte sollte die elektronische Patientenakte aber problemlos laufen."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 03. Januar 2025 | 06:04 Uhr
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