Eine Zahnarzthelferin füllt in einer Zahnarztpraxis das Bonusheft eines Patienten aus.
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Elektronische Patientenakte Vorsorge beim Zahnarzt: Bonusheft soll digital werden

03. September 2024, 10:00 Uhr

Wer regelmäßig zur Vorsorge beim Zahnarzt geht, kann das in einem Bonusheft dokumentieren lassen. Damit kann man dann, sollte einmal Zahnersatz notwendig werden, einen höheren Zuschuss bei der Krankenkasse beantragen. Ein MDR-Hörer aus Delitzsch fragt sich, warum das nicht auch digital geht.

Ein MDR-Hörer aus Delitzsch in Sachsen kann nicht verstehen, warum in der heutigen digitalen Zeit immer noch das Bonusheft aus Papier als Nachweis der Vorsorge beim Zahnarzt notwendig ist. "Ich könne mir vorstellen, dass diese Angaben über die Abrechnung der Ärzte bei der Krankenkasse sowieso bereits vorliegen", sagt er. Könnte das Bonusheft nicht längst digitalisiert sein?

Zahnärzte fordern schon länger digitales Bonusheft

Nehmen wir an, Sie haben Ihr voll gestempeltes Bonusheft verloren. Tatsächlich ist das kein Problem. Sollten Sie den Nachweis irgendwann brauchen, wenden Sie sich einfach an die Kassenzahnärztliche Vereinigung in Ihrem Bundesland, die kann einen Ersatznachweis ausstellen, teilt die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung mit. Der Hörer hat also recht, eigentlich liegen die Daten vor, erklärt Holger Weißig, Chef der Zahnärztlichen Vereinigung Sachsen.

Das Heft in Papierform diente jahrelang eher als Anreiz, zur Vorsorge zu gehen: "Ja, das Bonusheft befürworten wir Zahnärzte, wir befürworten aber auch schon seit langer Zeit, dass dieses Bonusheft nicht in Papier geführt wird, sondern in elektronischer Form, weil die Daten vorliegen."

Bonusheft soll im Rahmen der elektronischen Patientenakte digitalisiert werden

Das Papier-Bonusheft wird deshalb bald verschwinden. Im Januar soll ein digitales eingeführt werden. Bund, Kassen und Ärztevereinigungen arbeiten seit Jahren daran – und zwar im Rahmen der elektronischen Patientenakte (ePA). Sie soll ein digitaler Speicher für medizinische Informationen sein, auf den Patienten und Ärzte Zugriff haben.

Bedenken, Datenschutz und technische Herausforderungen führten dazu, dass die ePA nach Verzögerungen erst 2021 eingeführt wurde. Holger Weißig ist daher noch etwas skeptisch: "Die Zweifel begründen sich darauf, dass schon viele Termine angekündigt wurden, die nicht gehalten wurden." Er erklärt, dass jedes Krankenhaus und jede Arztpraxis eine sogenannte Verwaltungssoftware habe, die durch Programmierer hergestellt werde. Nun müssten die Schnittstellen hergestellt werden, und zwar alle gleich. "Und das haben Technik und Industrie in den letzten Jahren nur sehr schleppend umsetzen können."

Digitales Bonusheft soll über App funktionieren

Doch nehmen wir mal an, alles klappt. Wie funktioniert das digitale Bonusheft? Über eine App auf dem Smartphone, erklärt Stefan Wandel, Chef der DAK in Sachsen. Die Krankenkassen werden über ihre Apps den Zugriff ermöglichen. "Versicherte hätten den Vorteil, über die DAK-App sich Abrechnungsdaten selbst anzusehen, zum Beispiel: Wo bin ich wann zur Vorsorge gewesen?" Das betreffe alle gesetzlich Versicherten. "Dann hätten wir diese App-Lösung, dass man auf ein elektronisch geführtes Bonusheft zugreifen kann." 

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Offen ist noch, wie alte Einträge vom Papier-Heft ins digitale übertragen werden. Das wird wohl entweder in der Praxis oder bei der Krankenkasse erledigt. Ob man als Patient die App dann wirklich nutzt, spielt eigentlich keine Rolle. Denn die Daten über die Zahnarztvorsorge sind in jedem Fall in der ePA verfügbar. "Dass neue Einführungen nicht von Anfang an reibungslos funktionieren, ist immer so", sagt Wandel von der DAK. "Deshalb sind wir auch dabei, jetzt schon unsere Versicherten zu informieren über die ePA und über die Möglichkeiten, die sie bietet, um dann auch fit zu sein im Januar."

Das Bonusheft aus Papier können Patienten ab Januar natürlich weiter vorlegen, um Einträge zu sammeln, so Weißig. Jedoch müssten sie sich dann wohl mit einer einfachen Unterschrift begnügen, weil es Stempel und Stempelkissen in den Praxen wohl bald nicht mehr geben werde.

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