Zugverkehr Bahn: 99 Prozent Pünktlichkeit wird es in Deutschland nicht geben

29. Juni 2023, 11:26 Uhr

Regional- und Fernverkehr werden in Deutschland nie so wenig Verspätung haben wie in Japan, sagt die Deutsche Bahn. Dort sind die Züge zu 99 Prozent pünktlich. Dass die Züge in Deutschland diese Rate nicht erreichen, hängt der Bahn zufolge unter anderem damit zusammen, dass Güter-, Regional- und Fernverkehr dasselbe Schienennetz nutzen. Künftig will die Bahn eine Pünktlichkeit von 80 Prozent erreichen. Im Tarifstreit mit der EVG fordert das Unternehmen eine schnelle Einigung.

Dass Züge in Deutschland wie in Japan zu 99 Prozent pünktlich sind, hält Bahn-Vorstand Michael Peterson für unerreichbar. Das sagte er im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen". Als Grund für die häufigen Verspätungen nannte der für den Fernverkehr zuständige Peterson, dass sich in Deutschland Güter-, Regional- und Fernverkehrszüge dasselbe Schienennetz teilen. Mit diesem Konzept sei es nicht möglich, eine solche Pünktlichkeit zu erreichen.

Baustellen sorgen für Verspätungen

Trotzdem wolle er nicht schönreden, dass 65 Prozent Pünktlichkeit wie im vergangenen Jahr weit von den Ansprüchen der Bahn entfernt seien. Derzeit bremsten viele Baustellen den Bahnverkehr. "Aktuell fahren fast 70 Prozent der Fernverkehrszüge durch mindestens eine Baustelle", so Peterson. Trotzdem kämen rund 65 Prozent pünktlich an.

Bahn will künftig zu 80 Prozent pünktlich sein

Nach Abschluss der vielen Baustellen hofft die Bahn nach Aussage von Peterson, in absehbarer Zeit wieder über 80 Prozent Pünktlichkeit zu erreichen. "Mit jedem generalsanierten Korridor kommen wir solchen Werten näher", sagte der Fernverkehrschef. Es werde allerdings derzeit an so vielen Stellen im Netz gleichzeitig ausgebessert und gebaut wie nie zuvor. Der deutsche Staat habe seit Jahrzehnten zu wenig Geld in die Bahninfrastruktur investiert. Es dauere lange, diesen jahrzehntelangen Rückstau aufzuholen.

Peterson: Tarifkonflikt mit EVG schnell beenden

Im Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen" forderte Peterson auch ein schnelles Ende des Tarifstreits mit der Eisenbahngewerkschaft (EVG). Der Abschluss sei bereits zum Greifen nah gewesen. Deshalb habe die Bahn der EVG eine Schlichtung vorgeschlagen, so Peterson. Die Eskalation des Konflikts komme zu einer "Unzeit", da die Sommerferien vor der Tür stehen. Die neuerlichen Streikdrohungen verunsicherten alle Menschen, die bei ihren Reiseplanungen auf die Bahn gesetzt hätten. Eine Schlichtung könnte den Konflikt Peterson zufolge rasch lösen. Die Bahn sei weiterhin gesprächsbereit.

Bei der EVG deutet sich für kommenden Dienstag ein 24-stündiger Warnstreik an. Eine Entscheidung dazu wird am Donnerstag erwartet. Die EVG teilte mit, im Tarifstreit mit der Bahn würden derzeit alle Optionen geprüft.

afp/rtr, MDR (akq)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. Juni 2023 | 06:30 Uhr

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