Nach "Ossi"-Kommentaren "Bild"-Chefredakteurin fordert Entschuldigung von Springer-Chef Döpfner
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15. April 2023, 18:01 Uhr
Die Chefredakteurin der "Bild"-Zeitung, Marion Horn, hat ihren Chef und Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner zu einer Entschuldigung wegen angeblicher abfälliger Aussagen über Ostdeutsche aufgefordert. Zugleich wies Horn Mutmaßungen zurück, dass Döpfner Einfluss auf die Berichterstattung der Zeitung nehme.
"Bild"-Chefredakteurin Marion Horn hat ihren Chef, den Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner, zu einer Entschuldigung für mutmaßlich von ihm in der Vergangenheit getätigte umstrittene Äußerungen aufgefordert. In einem auf der "Bild"-Webseite veröffentlichten Kommentar schrieb Horn: "Ja, Mathias Döpfner hat Sätze gesimst, die so wie sie dastehen, absolut nicht in Ordnung sind. Aber das ist nicht, was wir bei 'Bild' oder in diesem Verlag denken. Eigentlich ist eine Entschuldigung fällig, Chef!"
Abfällige Kommentare über Ostdeutsche
Die Wochenzeitung "Die Zeit" hatte am Donnerstag über geleakte E-Mails und Chatnachrichten berichtet, die Döpfner in den vergangenen Jahren im engsten Führungskreis des Springer-Konzerns verschickt haben soll. Dabei soll er dem "Zeit"-Bericht zufolge auch abfällige Kommentare über Ex-Kanzlerin Angela Merkel und Ostdeutsche gemacht haben. Laut "Zeit" soll sich Döpfner zudem vor der Bundestagswahl 2021 eine Berichterstattung zugunsten der FDP in der "Bild"-Zeitung gewünscht haben.
Horn, seit März 2023 Vorsitzende der "Bild"-Chefredaktionen, räumte in ihrem Kommentar ein, dass die "Veröffentlichung von privaten Nachrichten" Döpfners auch das "Bild"-Team und die "Bild"-Leser verunsichert hätten. Viele seien wütend, weil der Vorstandschefs sich unter anderem respektlos über Ostdeutsche geäußert habe. Ihr gefalle das auch nicht, schrieb die "Bild"-Chefredakteurin.
Einfluss auf Berichterstattung bestritten
Zugleich wies Horn jedoch Mutmaßungen darüber zurück, ob Döpfner Einfluss auf die Berichterstattung der Zeitung genommen haben könnte: "Ich lasse mir von niemandem sagen, was 'Bild' zu schreiben hat. Ich kenne in diesem Haus auch keinen Journalisten, der das tut." Sie habe als Journalistin bei Axel Springer immer die "absolute journalistische Freiheit" erfahren.
Der erste Grundsatz von "Bild", so Horn weiter, sei das "Eintreten für die Freiheit". Das bedeute auch, dass "Bild" frei darin sei, so zu berichten, wie es die Zeitung für richtig halte. "Und diese Freiheit verteidigt Mathias Döpfner jeden Tag, auch gegen Widerstände aus Politik, Wirtschaft und Kultur."
Döpfner: Aussagen aus Zusammenhang gerissen
Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE selbst wies die Kritik an seiner Person zurück. In einem am Donnerstagabend an die Springer-Mitarbeiter gerichteten Mitteilung erklärte er: Es handle sich um aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel. Natürlich habe er "keinerlei Vorurteile gegen Menschen aus dem Osten Deutschlands".
In seiner im betriebseigenen Intranet veröffentlichten Mitteilung schrieb Döpfner weiter: "Wie ich denke, zeigen meine über vier Jahrzehnte publizierten Artikel. Für jedes veröffentlichte Wort lasse ich mich in die Verantwortung nehmen. Aus dem Zusammenhang gerissene Text- und Gesprächsschnipsel können nicht als mein 'wahres Denken' dagegengesetzt werden."
dpa/epd (dni)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 13. April 2023 | 19:30 Uhr
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