Protest gegen Gesundheitspolitik Tausende ostdeutsche Apotheker demonstrieren in Dresden

29. November 2023, 17:20 Uhr

Am Mittwoch standen Kunden in Ostdeutschland mancherorts vor geschlossenen Apotheken. Die Mitarbeiter demonstrierten in Dresden gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung und für mehr Lohn. Vor allem Lieferengpässe, gestiegene Betriebskosten und Personalmangel bereiten den Apothekern zunehmend Probleme. Für die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände geht es bei dem Protest um die Zukunft der Apotheke vor Ort.

Aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung hatten am Mittwoch viele Apotheken in Ostdeutschland geschlossen. Mitarbeiter versammelten sich in Dresden zu einer Kundgebung. Wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Nachmittag mitteilte, nahmen daran nach erster Einschätzung der Initiatoren mehr als 2.000 Menschen teil.

3.000 Teilnehmer aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen waren erwartet worden. Für Notfälle waren einige Hundert Notapotheken geöffnet.

"Unser Protest ist ein Protest für die Zukunft der Apotheke vor Ort, für unseren Nachwuchs und für unsere Patientinnen und Patienten", erklärte Thomas Dittrich, Vorsitzender des Sächsischen Apothekerverbandes. Er richte sich gegen die Entscheidungsträger, die den "Versorgungsauftrag als Apotheken infrage stellen und notwendige finanzielle Anpassungen aussitzen wollen".

Apotheker protestieren für mehr Lohn und gegen Lieferengpässe

Unter anderem forderten die Teilnehmer mehr Geld. Aber auch Lieferengpässe, gestiegene Betriebskosten und Personalmangel bereiten den Apothekern zunehmend Probleme. Laut ABDA stehen die Apotheken unter "immensem wirtschaftlichen Druck".

Ein wichtiger Streitpunkt sind die Gehälter. Diese sind Verbandsangaben zufolge seit 2004 nicht gestiegen. All das führe dazu, dass die Apothekenzahlen in ganz Deutschland seit Jahren sänken.

Die Folge sei, dass immer mehr Apotheken schließen. Zwischen Januar und September dieses Jahres hätten bundesweit 335 Geschäfte zugemacht. "Der Rückgang der Apothekenzahl muss dringend gestoppt werden", sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.

Sachsen-Anhalt: Fokus auf Versorgungssituation mit Arzneimitteln

Für den Vorsitzenden des Landesapothekerverband, Mathias Arnold, steht vor allem die bedrohliche Versorgungssituation mit Arzneimitteln im Fokus. Momentan lasse die Bundespolitik die Apotheker im Stich. Zudem sorge sie ständig mit neuen, untauglichen Scheinlösungen für eine große Unsicherheit bei Apothekern und Bürgern, meinte der LAV-Vorsitzende.

Mittlerweile seien viele Patienten von Lieferengpässen betroffen, hieß es. Dafür seien die Apotheken nicht verantwortlich. Es gehe so weit, dass die verlässliche Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln in Deutschland teilweise destabilisiert sei und Apotheken sogar Wartelisten einführen müssten.

Zudem wolle man sich für ein ausreichendes Honorar einsetzen. „Die Leistungen und Herausforderungen des Jahres 2023 können nicht mehr mit einem Honorar aus dem Jahr 2013 bezahlt werden“, sagte Arnold. Ebenso bräuchten die Apotheken dringend einen Inflationsausgleich. Viele Apotheken im Land stünden wirtschaftlich auf der Kippe und müssten bereits am Personal sparen, hieß es.

Experte: Apotheken müssten künftig mehr leisten

David Matusiewicz, Professor für Medizinmanagement an der FOM Hochschule in Essen, unterstützt die Proteste des Verbandes und seiner Mitglieder. Dennoch glaubt er, dass sich die Arbeit der Apotheker wandeln muss. Er glaubt, dass die Zukunft der Apotheken ein Hybridmodell werden wird.

"Im Bereich der Notdienste und akuten Fällen wird es die klassische Apotheke vor Ort noch geben. Aber sie muss auch ihre Rolle neu definieren, indem sie mit Onlineangeboten im Sinne einer hybriden Apotheke, auch mit Lieferdiensten den Menschen dort antrifft, wo der Mensch ist und nicht die Apotheke."

Deutschlandweiter "Protestmonat" der Apotheken

Der Protesttag in Ostdeutschland knüpft nahtlos an die vorherigen Proteste mit jeweils regionalen Apothekenschließungen in Nord-, West- und Süddeutschland an. An den vorherigen Wochenenden gab es Kundgebungen in Stuttgart, Dortmund und Hannover.

dpa (lmb)

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Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL Fernsehen | 29. November 2023 | 14:12 Uhr

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