Feuerwerk zum Jahreswechsel steigt hinter dem Brandenburger Tor auf.
Zehntausende haben den Jahreswechseln am Brandenburger Tor in Berlin gefeiert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Jahreswechsel Deutschland startet ohne größere Zwischenfälle ins neue Jahr

01. Januar 2024, 21:17 Uhr

Behörden und die Gewerkschaft der Polizei ziehen zwar vorsichtig eine positive Silvester-Bilanz. Dennoch gab es vielerorts zahlreiche Einsätze. Beim Zünden von Feuerwerk starben mindestens drei Menschen.

Mit viel Feuerwerk sind die Menschen überall in Deutschland in das neue Jahr gestartet. In Berlin feierten Zehntausende bei der großen Silvesterparty am Brandenburger Tor, wo es erstmals seit mehreren Jahren auch wieder ein Höhenfeuerwerk gab.

Nach den Krawallen im vergangenen Jahr fanden die Feiern in der Hauptstadt unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Zwar blieben größere Ausschreitungen aus, dennoch meldete die Polizei erneut Angriffe auf Beamte und Rettungskräfte.

Großaufgebot der Polizei in Berlin

An zahlreichen Orten im gesamten Stadtgebiet wurden Einsatz- und Rettungskräfte demnach mit Pyrotechnik, Schreckschusswaffen und Flaschen angegriffen. Am Neptunbrunnen unweit des Alexanderplatzes bewarfen sich bereits vor Mitternacht 500 Menschen mit Pyrotechnik. Die Menge sei schließlich auseinandergetrieben worden, so die Polizei.

Auch in anderen Stadtteilen Berlins wurden Polizisten aber auch Feuerwehrleute und andere Menschen immer wieder mit Pyrotechnik beschossen. Mindestens 15 Polizisten sollen verletzt worden sein. Zudem habe es mehr als 300 vorläufige Festnahmen gegeben, wie die Polizei mitteilte.

In Berlin war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Auch die Feuerwehr hatte die Zahl der Einsatzkräfte nach den Krawallen beim vergangenen Jahreswechsel aufgestockt. In der Silvesternacht 2022/23 waren Einsatz- und Rettungskräfte in Berlin und anderen Städten massiv angegriffen worden. Zum Teil musste die Polizei ausrücken, um Feuerwehrleute beim Löschen von Bränden gegen Angriffe zu schützen. 

Verstärkte Sicherheitsmaßnahmen am Kölner Dom

In anderen deutschen Städten verlief der Jahreswechsel im Vergleich zum vergangenen Jahr verhältnismäßig ruhig. In Köln wurden die Sicherheitsmaßnahmen für die Silvesternacht rund um den Dom noch einmal verstärkt. Rund 1.000 Polizisten waren laut dem Leiter der Verkehrsdirektion der Kölner Polizei, Frank Wißbaum, im Einsatz, um den Bereich abzusichern und die Bevölkerung zu schützen.

Zuvor hatte die Kölner Polizei mitgeteilt, drei weitere Terrorverdächtige im Zusammenhang mit möglichen Anschlagsplänen auf den Dom in Gewahrsam genommen zu haben. 

Polizeigewerkschaft sieht insgesamt friedlichere Silversternacht

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat nach der Silvesternacht eine insgesamt vorsichtig positive Bilanz gezogen. Zwar sei die Nacht in vielen Städten alles andere als friedlich verlaufen – der jahrelange Trend zu immer mehr Gewalt habe aber erstmals gebrochen werden können, sagte Gewerkschaftschef Jochen Kopelke am Montag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Die Trendumkehr führte Kopelke vor allem auf die starke Polizeipräsenz "an zahlreichen Brennpunkten in ganz Deutschland" zurück.

Ein Grund zur Entwarnung sei diese Entwicklung aber nicht, warnte Kopelke. "Natürlich freuen wir uns, dass der Trend zu immer mehr Gewalt in der Silvesternacht gestoppt werden konnte, aber die Täter müssen nun von den Gerichten schnellstmöglich verurteilt werden", sagte er. "Das ist bislang die absolute Ausnahme, weil die Angriffe oft aus dem Schutz einer anonymen Gruppe begangen werden." Der GdP-Vorsitzende forderte deshalb Gesetzesänderungen und mehr Eingriffsbefugnisse für die Polizei.

Sachsen: "Silvestertypische Nacht" in Leipzig

Im Leipziger Stadtteil Connewitz seien Gegenstände auf eine Polizeiwache geworfen worden, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Menschen seien dabei nicht verletzt worden. Etwa 3.000 Menschen versammelten sich gegen Mitternacht auf einer Kreuzung, den Angaben nach entzündeten sie aus Pyrotechnik, Müll und Baustellabsperrungen vier Feuer. Die Polizei rückte mit Wasserwerfern an, um zu löschen. Der Polizeisprecher sprach von einer "silvestertypischen Nacht".

Jahreswechsel in Thüringen ohne große Vorkommnisse

Thüringen hat einen weitgehend ruhigen Jahreswechsel erlebt. Es habe keine "gravierenden Einsätze" gegeben, sagte ein Sprecher des Lagezentrums des Innenministeriums in Erfurt am Montagmorgen. Auch von Verletzten war nichts bekannt. Es sei ein ruhigeres Silvester als im vergangenen Jahr gewesen, sagte der Sprecher. Allerdings wurden am Morgen noch zwei Brände gemeldet. So stand im Erfurter Stadtteil Windischholzhausen ein Einfamilienhaus in Flammen. Die drei Bewohner konnten sich laut Lagezentrum in Sicherheit bringen. Ein Auto, das am Haus stand, wurde beschädigt.

Schwere Unfälle mit privatem Feuerwerk

In Uhyst bei Boxberg ist in der Nacht ein junger Mann ums Leben gekommen. Wie die Polizeidirektion Görlitz MDR SACHSEN mitteilte, hatte der 22-Jährige eine Kugelbombe aus Tschechien gezündet. Bei der Explosion erlitt der Mann vor allem schwere Gesichtsverletzungen. Das Opfer starb später im Krankenhaus.

Auch in Koblenz endete ein Fall tödlich: Ein 18-Jähriger starb am Sonntagabend beim Zünden eines Böllers, wie die Polizei mitteilte. Der junge Mann sei trotz Reanimation an den Folgen der Explosion gestorben. Auch in der Oberpfalz in Bayern ist ein 18-Jähriger durch die Explosion eines Böllers getötet worden.

Die Polizei hatte abermals zum vorsichtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern aufgerufen. Die Berliner Polizei teilte mit, ein 40-Jähriger habe beim Zünden einer Signalrakete im Ortsteil Kaulsdorf eine Hand verloren. Unmittelbar nach der Zündung sei die Rakete in seiner Hand explodiert. Bei einer Durchsuchung sei weitere Pyrotechnik bei ihm gefunden und beschlagnahmt worden.

Afp,dpa(nvm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. Januar 2024 | 06:30 Uhr

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