Ein verfremdetes Foto von einem Mann der sich den Kopf hält
Im vergangenen Jahr haben psychische Erkrankungen bei Männern deutlich zugenommen. Bildrechte: IMAGO / Richard Wareham

Krankschreibungen Psychische Erkrankungen bei Männern deutlich zugenommen

25. Februar 2023, 12:19 Uhr

Immer mehr Männer lassen sich wegen Depressionen oder Angststörungen krankschreiben. Das geht aus einem Bericht der Krankenkasse KKH hervor. Eine Arbeitspsychologin sieht als Grund vor allem die Einschränkungen in der Corona-Pandemie, etwa durch den Wegfall von Mannschafts- und Vereinssport, sowie Sorgen um die finanzielle Absicherung. Im Durchschnitt seien zudem psychisch Erkrankte länger krankgeschrieben als bei anderen Erkrankungen.

Immer mehr Männer lassen sich wegen psychischer Erkrankungen krankschreiben. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf eine Auswertung der Kaufmännischen Krankenkasse unter berufstätigen Versicherten.

Während bei Frauen die Zahl der psychischen Erkrankungen im vergangenen Jahr um 11,9 Prozent zugelegt hat, betrug der Anstieg unter Männern 24,1 Prozent. Weiterhin werden Frauen sehr viel häufiger wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben als Männer, allerdings wird der Abstand kleiner.

Krankenpflege und soziale Berufe besonders betroffen

Insgesamt würden immer mehr Beschäftigte in Deutschland wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen krankgeschrieben, hieß es. Die KKH registrierte 2022 bundesweit rund 57.500 Krankschreibungen mit 2,3 Millionen Fehltagen wegen seelischer Leiden – eine Zunahme von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Von allen KKH-Versicherten sind am häufigsten Beschäftigte aus den Bereichen Krankenpflege, Erziehung und Sozialarbeit, Handel und öffentlicher Verwaltung betroffen, wie es hieß. Im Schnitt seien psychisch Erkrankte 39,5 Tage im Jahr krankgeschrieben, länger als bei allen Erkrankungen mit durchschnittlich 13,1 Fehltagen.

Arbeitspsychologin sieht Auswirkungen der Corona-Maßnahmen als Grund

Am häufigsten fehlten Berufstätige demnach wegen depressiver Episoden (30 Prozent) am Arbeitsplatz. 28 Prozent seien wegen Anpassungsstörungen (etwa nach der Geburt eines Kindes), 15 Prozent wegen wiederkehrender Depressionen, gut 12 Prozent im Zuge chronischer Erschöpfung und rund 8 Prozent aufgrund von Angststörungen krankgeschrieben gewesen. Fast 7 Prozent der Ausfalltage hätten ihren Grund in psychosomatisch bedingten Beschwerden gehabt.

Die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick erklärt den Anstieg der psychischen Erkrankungen mit den Folgen der Einschränkungen während der Corona-Krise. Diese würden "sich nun offensichtlich bei den Männern psychisch bemerkbar machen". So hätten sie in der Pandemie zum Beispiel ihre körperliche Aktivität reduziert, insbesondere da kein Vereins- und Mannschaftssport möglich war.

„Der dadurch entstandene Bewegungsmangel und der fehlende soziale Austausch scheinen sich nachhaltig negativ auf die Psyche, also auf Antrieb und Motivation und die allgemeine Stimmungslage ausgewirkt zu haben“, sagt Judick. Zudem "leiden sie möglicherweise besonders stark unter Existenzängsten und dem Ohnmachtsgefühl, ihrem Verantwortungsanspruch durch die Folgen der Krise nicht mehr gerecht werden zu können", erklärt Judick.

KNA (kar)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 25. Februar 2023 | 06:30 Uhr

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