Hausbau Nachhaltig Häuser bauen mit Stroh, Hanf und Lehm
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10. September 2024, 05:00 Uhr
Beim Thema Hausbau spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Dabei wird auch auf die Baumaterialien geachtet. Bereits genutzt werden zum Beispiel Stroh, Hanf und Lehm. Wir werfen einen Blick auf diese natürlichen Materialien und zeigen, wie mit ihnen Häuser gebaut werden.
Häuser aus Stroh besser für die Umwelt als Massivbauten
Früher verschrien als Baustoffe für arme Leute, rücken Stroh und Lehm als Baumaterial heute wieder mehr in den Fokus, weil sie nachhaltiger sind. Immerhin macht herkömmlicher Bauschutt, der in der Regel nicht wiederverwendbar ist, gut 54 Prozent an Müllaufkommen in Deutschland aus. Naturbaustoffe dagegen sind kompostier- oder wiederverwendbar. Zudem sind viele der Baustoffe regional verfügbar.
Im Ökodorf "Sieben Linden" im Norden von Sachsen-Anhalt hat man bereits Erfahrungen im Strohhausbau. Die Villa "Strohbunt" war nicht nur das erste Haus im Dorf, sondern zugleich auch das erste Strohballenhaus, dass die Baubehörde 2002 genehmigt hat. Es wurde komplett von Hand gebaut. Dadurch wurden nur drei Prozent der Gesamtenergie benötigt, die beim Bau eines herkömmlichen Hauses notwendig gewesen wären. Allerdings betrug die Bauzeit damals noch drei Jahre. Im Laufe der Zeit hat sich das gebessert. Die Häuser im Dorf werden immer größer und die Bauweise immer professioneller. Durch einen Holzrahmen als lasttragendes Element, sind auch mehrere Geschosse möglich. Lehm kommt ebenfalls zum Einsatz.
Eignet sich Stroh als Baustoff?
Die baulichen Anforderungen erfüllt Stroh genauso wie andere Baustoffe.
- Feuchte ist kein Problem, solange Lehm und Kalk die Wand schützen.
- Mäuse meiden das harte und stark gepresste Stroh eher, weil sie gar keinen Zugang finden.
- Brandschutztechnisch werden gepresste Strohballen genauso eingestuft wie Holz.
Noch ist vieles Handarbeit
Bei der oft genutzten Ständerwerkbauweise bestehen die Wände aus einem tragenden Gerüst aus Holz. In die Öffnungen wird Stroh gestopft. In Thüringen hat sich die Firma Ackergold auf diese Bauweise mit vorgefertigten Modulen spezialisiert. Dadurch sollen die Wände logistisch einfacher vorzubereiten, ergonomischer und regensicherer sein. Bisher entstehen aber nur circa ein bis zwei Module pro Tag, denn vieles ist noch Handarbeit, selbst die Maschinen sind meist Marke Eigenbau. "Es ist so, dass wir da im Moment schon noch in einer Innovationsphase sind. Wenn man bei den 'Stroh-Bauern' guckt, hat noch jeder so ein bisschen seine eigenen Methoden und das spiegelt sich natürlich auch in den Kosten wieder, dass wir noch nicht diese Effizienz haben, wie sie die Industrie hat", sagt Frank Hanna, Zimmerer.
Bisher gibt es laut "Klima-Chancen", einem Portal im Auftrag der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung, geschätzt etwas mehr als 1.000 Strohballenhäuser in Deutschland. Interessant dabei: " Strohgedämmte Bauteile haben eine ähnliche Lebensdauer wie herkömmliche Bauteile. Weder im Bereich der Herstellungskosten noch der Kosten über den gesamten Lebenszyklus weisen sie relevante Unterschiede auf", erklärt die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
Was aber beachtet werden sollte: Wer ein Strohballenhaus plant, sollte mehr Platz für die oft dickeren Außenwände einrechnen.
Auch Hanf und Lehm als Baumaterial eingesetzt
Neben Stroh wird auch Hanf immer beliebter als Baumaterial. Dabei handelt es sich genauer gesagt um Industrie-Hanf (und nicht um Cannabis), der als Grundlage für Naturbaustoffe dient. Hergestellt wird er zum Beispiel in Zeulenroda im Vogtland. Durch eigens gebaute Maschinen wird der Hanf von Staub und Unreinheiten befreit. Am Ende entstehen zwei Hauptprodukte: die Hanffaser und die Hanfschäbe, der zerhackte Stängel des Hanfs. "Die Hanfschäbe kann zum Beispiel bei Lehmziegeln oder als Dämmschicht im Fußbodenbereich eingesetzt werden, in Zwischenböden, sodass ein Schallschutz da ist. Und wir haben einen Kunden, der macht da Lehmbauplatten draus, also statt Gipskartonplatten – eine viel gesündere Alternative, weil der Lehm Feuchtigkeit diffundiert (Anm. d. Red.: aufnimmt) und wieder abgibt und dadurch ein extrem gutes Raumklima besteht", sagt Thomas Schink von Vogtlandfaser GmbH & Co. KG.
So wird Hanf zum Beispiel als Zusatzstoff in der Firma Lehmwerk in Kleinfahner (Thüringen) eingesetzt. Dort werden neben farbigen Lehmputzen und -platten, vor allem auch Lehmziegel hergestellt. Diese werden vielerorts zur Sanierung von Fachwerkhäusern genutzt. Eine neue DIN-Norm vom Juni 2023 ermöglicht Architekten und Bauherren nun sogar den mehrgeschossigen Lehmbau. Somit darf Lehm auch lasttragend bei Wänden als Baustoff eingesetzt werden.
MDR (jvo)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 10. September 2024 | 20:15 Uhr