Neue Regelung Abi-Prüfungen: Formeldokument statt Tafelwerk
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26. Dezember 2022, 05:00 Uhr
Tafelwerke sind in der Schule vor allem in Mathe, Chemie und Physik mit ihren Formeln das Hilfsmittel der Wahl. Doch diese Tafelwerke dürfen ab 2025 während der Abiturprüfungen nicht mehr benutzt werden. Schüler, Eltern und auch Lehrer sind verunsichert.
Seit Schuljahresbeginn brodelt in den Gymnasien eine Diskussion, die mit einem Twitter-Beitrag der "Volksstimme" aus Magdeburg inzwischen auch die Öffentlichkeit erreichte. Dort hieß es: "Sachsen-Anhalt schafft das Tafelwerk ab". Die daraus resultierende Verunsicherung ist groß.
Traditionell gelten die sogenannten Tafelwerke als der Rettungsanker für die Prüflinge in den Abi-Prüfungen. Vorher war bereits bekannt geworden, dass auch bestimmte Taschenrechner nicht mehr zur Prüfung zugelassen sind. Muss man nun alle Formeln und Inhalte, die das Tafelwerk bot, auswendig lernen? Ist das fair, wenn hier bestimmte Länder vorpreschen, Nachbarbundesländer aber noch andere Regelungen haben? Wie gehen die mitteldeutschen Länder mit den geplanten Änderungen um?
Formelsammlung wird bereits verteilt
In Sachsen-Anhalt geben die Schulen bereits die neuen Formelsammlungen an die Schüler aus. Das Bildungsministerium in Magdeburg verweist auf Anfrage auf seine Pressemeldung vom 30.9.2022. Hier heißt es: "Das Tafelwerk wird nicht abgeschafft. Das Tafelwerk wird lediglich als Hilfsmittel in der Abiturprüfung ab 2025 durch eine bundesweit vereinheitlichte Fassung unter der Bezeichnung 'Formeldokument' ersetzt."
Matthias Rose, Vorsitzender des Landeselternrates, sagt zum Formeldukument, dort stehe folgende Information: "Das Dokument ist als Hilfsmittel in Leistungserhebungen und Klausuren der gymnasialen Oberstufe sowie in der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik bzw. Chemie zugelassen und ersetzt die bisher verwendeten Formel- und Tabellensammlungen."
Er verstehe das Dokument so, wie es auch die meisten Schulen verstehen würden - es ersetze ab sofort im Abitur die bisherigen Formel- und Tabellensammlungen.
Kritik an der Kommunikation
Allerdings wird Sachsen-Anhalt die Tafelwerke nicht sofort ersetzen. Im Schulleiterbrief vom August liest man Rose zufolge von Plänen, die neuen Formelwerke anstatt der Tafelwerke ab 2023/24 einzusetzen. Rose spricht daher von einer "sehr, sehr unglücklichen Kommunikation". Es sei nicht ausreichend darauf hingewiesen worden, dass hier eine bundeseinheitliche Strategie verfolgt werde.
Bundeseinheitliche Regelung
Genau das ist der Grund für die geplanten Änderungen: Man hat sich in der Kultusministerkonferenz darauf verständigt, die Anforderungen in den Abi-Prüfungen in den einzelnen Ländern nun bundesweit anzugleichen. In der Vergangenheit hat jedes Bundesland über seine Abschlussprüfungen selbst bestimmt, wodurch die Anforderungen bundesweit oft sehr unterschiedlich waren. Und das soll nun für eine bessere Vergleichbarkeit einheitlicher werden.
Sachsen fordert einheitliche Hilfsmittel
Rainer Heinrich ist Referatsleiter im sächsischen Kultusministerium. Er sagt, man nutze bereits gemeinsame Aufgabenpools für Deutsch, Englisch, Französisch und Mathematik. Heinrich weist aber darauf hin, dass es nun darum gehe, auch weitere Rahmenbedingungen aufeinander abzustimmen.
Man sei zum Beispiel bei Arbeitszeiten oder Korrekturverfahren sehr weit. Einer dieser Punkte seien nun auch die Hilfsmittel, wie Taschenrechner, Software oder eben auch die Tafelwerke. Hier sei man momentan noch in der Abstimmung.
In Mathe gibt es Heinrich zufolge bereits die Einigung auf ein gemeinsames Dokument. In anderen Fächern liefen derzeit fachliche Diskussionen. Wenn das Formeldokument ganz fertig sei, werde es die Tafelwerke ersetzen, man brauche jedoch etwas Vorlauf. Es sei wichtig, dass die Schüler nicht erst zur Prüfung von dem Formeldokument überrascht würden, sondern bereits jetzt in den Klassenstufen 10, 11 und 12 damit gearbeitet werden könne. Also werde Sachsen die Tafelwerke nicht vor 2026 ersetzen.
Neuregelung wird in Thüringen rasch verbindlich
Die Schülerinnen und Schüler in Thüringen müssen voraussichtlich etwas mehr Flexibilität mitbringen. So sei die Abstimmung zum Formeldokument in Mathematik schon sehr weit, sagt Felix Knothe, Pressesprecher im Thüringer Bildungsministerium.
Thüringen plane, dieses Dokument bereits ab dem kommenden Schuljahr in den Prüfungen verbindlich zu machen. Das bedeute nicht, dass die Tafelwerke völlig abgeschafft würden. Sie seien dann eben in den Prüfungen und in Klausuren nicht mehr als Hilfsmittel zugelassen.
Knothe sagt, der Prozess sei vorbereitet worden. Man werde die Schulen langfristig informieren und das Dokument bereitstellen. Dann könne sich jeder damit vertraut machen. Damit sollen die Schülerinnen und Schüler in Thüringen genug Zeit haben, sich an eine neue Formelsammlung zu gewöhnen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 26. Dezember 2022 | 06:00 Uhr