"Du hast den Farbfilm vergessen" Godmother of German Punk: Nina Hagen wird 70
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11. März 2025, 03:00 Uhr
Eine wilde Frisur und eine noch wildere Stimme: Nina Hagen wird am Dienstag 70 Jahre alt. Bereits mit 18 Jahren sang sich sich in der DDR mit dem Song "Du hast den Farbfilm vergessen" ins kollektive Gedächtnis. Nachdem sie die DDR verlassen hatte, wurde sie zur ersten echten Punkerin, zur prägenden Gestalt der Neuen Deutschen Welle und zur feministischen Ikone.
- Nina Hagen wurde vor 70 Jahren in Ost-Berlin geboren und geriet nach ersten musikalischen Erfolgen schnell in Konflikt mit der DDR-Regierung.
- In der BRD galt sie als erste deutsche Punk-Sängerin und prägte die Neue Deutsche Welle.
- Immer wieder galt sie als eine feministische Ikone.
Sie hat es geschafft, Punk und Mainstream zu verbinden: Die Sängerin Nina Hagen feiert am Dienstag ihren 70. Geburtstag. Immer wieder fiel die Ausnahmekünstlerin auf. Stets wusste sie zu provozieren. Nina Hagen galt als erste deutsche Punksängerin, prägte die Neue deutsche Welle und feierte mit ihrer unverwechselbaren Stimme sogar in den USA Erfolge.
Da saß Nina wie ein wildgewordener Tuschkasten in einem Catsuit.
Ihr Manager Jim Rakete erinnert sich an das erste Treffen: "Ich bin der einzige gewesen, der nichts von Nina Hagen kannte." So habe er kein vorgefertigtes Bild gehabt. "Für mich war das irgendwie: Vorhang auf – und da saß Nina wie ein wildgewordener Tuschkasten in einem Catsuit. Da dachte ich: Wow, das könnte irgendwie was werden."
Im Konflikt mit der DDR
Geboren wurde Nina Hagen am 11. März 1955 in Ost-Berlin als Kind der Schauspielerin Eva-Maria Hagen. So fand sie schon früh zur Kunst, entdeckte ihre extrovertierte Seite. Zum ersten Mal als Künstlerin gefühlt habe sie sich in Dessau – beim Nachahmen der Opernsängerin in der Garderobe des Landestheaters, erinnert sich die Musikerin heute.
Schnell wollte Nina Hagen selbst auf die Bühne, wurde jedoch an der Theaterschule abgelehnt – ohne richtige Begründung, sagt sie. Also begann sie eine musikalische Ausbildung, lernte dabei ganz unterschiedliche Stile zu singen: von Oper über Jazz bis zum Pop. Bald gelangen ihr in der DDR erste Erfolge. Ihr Song "Du hast den Farbfilm vergessen", den sie mit ihrer Band Automobil produzierte, ist bis heute Kult.
Sie war es, die deutsch singen wieder cool machte!
Dennoch war in der DDR bald kein Platz mehr für die Musikerin. Ihr Ziehvater war Wolf Biermann, der 1976 aus der DDR ausgebürgert wurde. Nachdem sie sich öffentlich mit dem politischen Liedermacher solidarisiert hatte, blieb ihr nur noch die Ausreise aus der DDR, um weiterhin als Künstlerin leben zu können.
Nina Hagen – Godmother of Punk
Nach einiger Zeit in der britischen Punk-Szene kehrte Nina Hagen nach Deutschland zurück. "Ohne Nina Hagen hätte es die Neue Deutsche Welle so nicht gegeben", sagt Musikjournalistin Anja Caspary. "Sie war es, die deutsch singen wieder cool machte!"
Auch in der Bundesrepublik eckte die Sängerin immer wieder an, indem sie Grenzen ausreizte. Nicht selten fiel sie dabei auf, auch negativ: Sie erzählte von Ufos und leugnete die Existenz von Aids.
Eine feministische Ikone
Aber in vielen Dingen war sie Ihrer Zeit voraus: Sie machte Yoga, war Vegetarierin und Freundin der LGBTQ-Bewegung als alle drei Worte noch unbekannt waren. Nina Hagen war mit viel jüngeren Männern zusammen, bekam Kinder ohne Trauschein, provozierte auf ganzer Linie.
Auch der erste Abtreibungssong Deutschlands "Unbeschreiblich weiblich" aus dem Jahr 1978 stammt von ihr. Und nicht zu vergessen: ihr unangepasster Look, mit dem sie als feministische Ikone betrachtet werden kann.
Dabei ging es Nina Hagen nie um Ruhm an sich. Sie kämpfte nicht offensiv für die Karriere, sondern blieb bescheiden. Ihr Leben neben der Musik ist ihr wichtiger: Tierschutz, Sozialarbeit, Hospizbesuche, Charityaktionen für sauberes Wasser in Indien oder eine Filmdoku über ihren Yogameister Babaji. Nina Hagen ist bis heute Punk geblieben und macht, was sie will – eben immer noch Punk.
Quelle: ARD (Anja Caspary, Bernd Schleßelmann)
Redaktionelle Bearbeitung: tsa, bh, hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 11. März 2025 | 06:40 Uhr