Erinnerung Gerhard Gundermann wäre 70 Jahre alt geworden
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21. Februar 2025, 03:00 Uhr
Gerhard Gundermann galt mit seinen Liedern als Sprachrohr des Ostens. "Gundi" vereint viele scheinbar widersprüchliche Aspekte des Daseins in der DDR in seinem eigenen Leben: Er war Baggerfahrer und Liedermacher, Offiziersschüler und Befehlsverweigerer, Stasi-Spitzel und Rebell – und starb doch viel zu früh mit nur 43 Jahren. Nicht nur in seiner Heimat Hoyerswerda ist er unvergessen. Am 21. Februar 2025 wäre Gundermann 70 Jahre alt geworden.
- In seiner Heimatstadt Hoyerswerda ist der Liedermacher Gerhard Gundermann nach wie vor eine wichtige Identifikationsfigur.
- Gundermanns Leben endete schon mit 43 Jahren und war geprägt von vielen Widersprüchen.
- Durch seine Lieder weiter an Gundermann zu erinnern, wünscht sich auch seine Ehefrau Conny Gundermann.
Am 21. Februar 2025 wäre Gerhard Gundermann 70 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass erinnert seine Heimatstadt Hoyerswerda mit einem umfangreichen Programm an den "singenden Baggerfahrer." Der Geschäftsführer der Kulturfabrik Hoyerswerda Uwe Proksch sagte MDR KULTUR, Gundermann sei eine der großen Identifikationsfiguren der Stadt. Er habe die gesamte Kulturszene gegen Ende der DDR und auch nach 1990 geprägt.
Er ist eine der großen Identifikationsfiguren, die wir hier in dieser Stadt haben.
Für Proksch ist Gundermanns Musik durch ihren "magischen Realismus" in seiner Poesie zeitlos. Viele von Gundermanns Themen würden auch heute noch funktionieren, findet Proksch: "Es sind einfach großartige Lieder." Laut Proksch ist es für die Kulturszene in Hoyerswerda "extrem wichtig", Gundermanns Erbe weiter zu pflegen, indem seine Lieder gesungen werden, "weil er diese Stadt unglaublich geprägt hat."
Ich wünsche mir, dass seine Lieder auch uns überdauern.
Baggerfahrer und Liedermacher wäre 70 geworden
Es ist ein verschlungenes Leben, das Gerhard Gundermann führte. 1955 in Weimar geboren, zieht seine Familie 1966 in die Lausitz nach Hoyerswerda. Die vom Tagebau gezeichnete Region wird zu seiner Heimat. Als Jugendlicher bringt er sich selbst Gitarre spielen bei.
Mit 18 Jahren führt ihn der Wunsch Che Guevaras Spuren zu folgen, auf die Offiziersschule in Löbau. Doch dort wird er bald entlassen, als er sich weigert, ein Loblied auf einen General zu singen. Er beginnt eine Ausbildung zum Facharbeiter für Tagebaugroßgeräte und arbeitet ab 1978 als Baggerfahrer.
Als überzeugter Sozialist kann die Stasi Gundermann mit Anfang 20 als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) werben. Doch seine Strategie, hohe Parteikader, Bonzen und Stalinisten anzuzählen geht nicht auf – man attestiert ihm "prinzipielle Eigenwilligkeit" und Gundermann wird selbst zum Bespitzelten.
Um die Baggerschichten herum macht Gundermann Musik; mit seinen Liedgefährten aus Hoyerswerda in der Brigade Feuerstein, später auch solo oder nach dem Ende der DDR mit seiner Band Seilschaft und mit Silly.
Pausen gönnt er sich kaum – auch als er von seiner Musik leben kann, arbeitet er lange weiter im Tagebau, fährt vom Konzert direkt zur Schicht. Überraschend stirbt Gundermann im Juni 1998 mit gerade mal 43 Jahren.
Gundermanns zeitlose Lieder leben weiter
Mit einem Spielfilm über Gundermanns außergewöhnliches Leben hat Andreas Dresen dem Liedermacher 2018 ein Denkmal gesetzt. Und tatsächlich ist Gundermann seitdem noch mehr Menschen in Deutschland ein Begriff.
Dass Gundermanns Lieder weiter erinnert werden, wünscht sich auch seine Witwe Conny Gundermann. In einem Gespräch bei MDR KULTUR gemeinsam mit dem Regisseur Andreas Dresen erzählte sie: "Ich wünsche mir, dass seine Lieder auch uns überdauern."
Mit diesen Veranstaltungen feiert Hoyerswerda Gundermann (zum Aufklappen)
Gesprächsrunde "Grit mit ..."
20. Februar 2025, 19 Uhr
Conny Gundermann und Mitglieder der Brigade Feuerstein diskutieren mit Gastgeberin Grit Lemke über Aufbrüche, Abstürze, Verrat, Liebe, Freundschaft, Utopie und Hoyerswerda.
"Männer, Frauen und Raketen"
21. Februar, 20 Uhr
Programm des Bürgerchors Hoyerswerda zu ihrem 10-jährigen Bestehen beschäftigt sich mit der Frage "Wie hätte sich Gundi zum Krieg geäußert?"
"Café-Konzert mit Paul Bartsch"
22. Februar, 15 Uhr
Gundis Generationen-Gefährte Paul Bartsch aus Halle gestaltet ein Nachmittagskonzert mit eigenen Songs, die in ihrer Art manchmal durchaus ein wenig an Gundi erinnern.
"Space Shuttle Gundermann"
22. Februar, 20 Uhr
Grit Lemke hat Gundermanns Theaterstück "Liebestraum im Weltenraum" um einen Rahmenhandlung erweitert und inszeniert es neu
Anschließend Party mit Shanty Peter "Von Seemännern und Gundermännern"
"Die Geschichte von der kleinen Malwina"
23. Februar, 15:30 Uhr
Kindermusical der Brigade Feuerstein, mit Hilfe der Musik- und Kunstschule Bischof und unter Spielleitung von Elke Förster neu inszeniert
Quellen: MDR KULTUR (Ben Hänchen, Rayk Wieland, Bert Sander, Sven Hecker), Kulturfabrik Hoyerswerda
Redaktionelle Bearbeitung: hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 20. Februar 2025 | 13:30 Uhr