Zahlen und Fakten Fragen und Antworten zu Braunkohle-Abbau und Wasserhaushalt

14. Juni 2024, 14:32 Uhr

Wenn 2038 das letzte Unternehmen aus der Braunkohle aussteigt, dann wird sich das auf das Wasserangebot in Sachsen, Brandenburg und Berlin auswirken. Denn es wird kein Grundwasser mehr aus den Tagebauen in Flüsse gepumpt. Wie schnell das Wasser versiegen wird und wie viel überhaupt aus der Lausitz herausgeholt wurde – Fragen und Antworten.

Wie schnell wird das Tagebau-Wasser versiegen? 

Bereits jetzt geht laut Umweltbundesamt-Studie "Wasserwirtschaftliche Folgen des Braunkohleausstiegs in der Lausitz" die "bergbauliche Grundwassererhebung und -ableitung"  in die Spree zurück. Zwischen 2040 und 2070 wird die Wassermenge demnach noch einmal deutlich abnehmen und nach 2070 wird das Wasser voraussichtlich komplett fehlen.  

Warum ist der Osten insgesamt trockener als der Westen?  

Das hat mit den Niederschlägen und der Niederschlagsverteilung in Deutschland zu tun, sagt Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Bundesweit liegt das Mittel Borchardt zufolge bei 800-850 Millimetern pro Quadratmeter pro Jahr. Allerdings gebe es große Schwankungen: Während es im Voralpenraum im Durchschnitt 2.000 Millimeter pro Quadratmeter regne, seien es im Osten 450 bis 500 Millimeter. 

Wird sich der Grundwasserkörper in den Braunkohlegebieten wieder erholen? 

Wenn im Tagebau kein Grundwasser mehr abgepumpt wird, fängt der Grundwasserspiegel natürlicherweise wieder an zu steigen. Das bedeutet dem Hydrologen Borchardt zufolge, dass die vorhandenen Restseen aufgefüllt werden. Damit entstünden zum einen Oberflächengewässer und zum anderen näherten sich die künstlich gefüllten Flüsse wieder mehr dem natürlichen Zustand an. Das Problem: Über die gefüllten Seen verdunstet mehr Wasser – und zwar in diesem Fall Grundwasser –, was vor dem Bergbau nicht passierte. Damit stelle sich der Wasserhaushalt in Zukunft anders dar.  

Seit wann wird in der Lausitz Kohle abgebaut? 

Den ersten Kohlefund gab es laut UBA-Studie 1789 bei Lauchhammer im Gebiet der Schwarzen Elster. Der gewerbliche Abbau begann demnach Mitte des 19. Jahrhunderts. Anfang des 20. Jahrhunderts begann der großflächige und systematische Abbau. 1916 wurde beim heutigen Industriepark Schwarze Pumpe der erste Tagebau eröffnet. 

Wie viel Kohle wurde im Lausitzer Revier abgebaut? 

Laut UBA-Studie wurden von 1900 bis 2020 rund 8,4 Milliarden Tonnen Rohbraunkohle gefördert. 

Warum und wie viel Grundwasser muss für den Kohleabbau im Lausitzer Revier entnommen werden? 

Wasser-Zerstäuber am Braunkohlentagebau gegen Staubentwicklung.
Wasser-Zerstäuber am Braunkohlentagebau gegen Staubentwicklung. Bildrechte: imago images/Markus Pichlmaier

Die Entwässerung ist für einen gefahrlosen Abbau der Kohle notwendig. "Zur Gewinnung einer Rohtonne Braunkohle mussten in den einzelnen Tagebauen der Lausitz zwischen 4 und 10 Kubikmeter und im Durchschnitt rund 6 Kubikmeter Sümfungswasser gehoben werden." Die Gesamtmenge zwischen 1900 und 2020 wird auf circa 58 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Das aktuelle Grundwasserdefizit wird mit circa 4 Milliarden Kubikmeter pro Jahr angegeben. 

Was ist der "Lausitzer Löwe"? 

Infolge des Kohleabbaus entstanden sogenannte Grundwasserabsenkungstrichter, die zu einem verschmolzen, dem "Lausitzer Löwen". Er beschreibt eine Absenkung des Grundwassers um zwei Meter und nahm 1990 eine Fläche von 2.100 Quadratmetern ein. Das Grundwasserdefizit im Jahr 1990 wird auf neun Milliarden Kubikmeter geschätzt. 

Wie viele Braunkohlekraftwerke sind in der Lausitz auf deutscher Seite noch in Betrieb? 

Drei: Boxberg, Schwarze Pumpe und Jänschwalde. Dazu gehören die Tagebaue Reichwalde, Nochten, Welzow-Süd und Jänschwalde.  

Wie groß ist eigentlich die Fläche der Bergbau-Folgeseen? 

Das Umweltbundesamt gibt für die bereits entstandenen und noch geplanten Seen eine Gesamtfläche von circa 250 Quadratmetern an.  

Welche Speicherräume gibt es bereits in der Spreeregion? 

Das Umweltbundesamt gibt die Speicherkapazität mit 150 Millionen Kubikmetern an. Diese seien derzeit nur zur Hälfte nutzbar, Hinderungsgründe seien geotechnische, ökologische und hydrochemische Restriktionen – die reichen von der Wasserqualität bis hin zu unsicheren Uferböschungen. Außerdem reichten diese 150 Millionen Kubikmeter nicht, um das erwartete Defizit nach dem Kohle-Ende auszugleichen; nötig seien mindestens 178 Millionen Kubikmeter. Laut UBA ist daher ein Neubau von Speichern notwendig.

Außerdem muss zur Füllung der Speicher in Zeiten von Wasserüberschuss Wasser aus anderen Flussgebieten übergeleitet werden. Das UBA geht von mindestens 60 Millionen Kubikmetern jährlich aus und führt als mögliche benachbarte Flussgebiete die Elbe, die Lausitzer Neiße und die Oder an.

 

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL RADIO | 13. Juni 2024 | 21:45 Uhr

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