Labor für unterwegs Corona-Koffer: Hier kommt das Labor zum Virus
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19. März 2021, 15:11 Uhr
Während überall in Deutschland Labore auf die Erkennung von Covid-19 mittels PCR-Tests spezialisiert sind, ist das in vielen Ländern schwieriger. Ein Leipziger Wissenschaftler hat daher einen Laborkoffer entwickelt. Der Koffer enthält ein tragbares Labor und hilft besonders in ländlichen Gegenden, Corona zu erkennen.
"Wenn die Probe nicht zum Labor geschickt werden kann, schicken wir eben das Labor zur Probe", erklärt Dr. Ahmed Abd El Wahed von der Universität Leipzig die simple Idee des Laborkoffers. Während es allein in Deutschland mehr als 1.700 Labore gibt, müssen in einigen Ländern des globalen Südens alle Proben in ein einziges Labor in der Hauptstadt geschickt werden. Manchmal werden sogar über eine Woche hinweg die Proben gesammelt, bevor sie zum Labor geschickt werden. Doch gerade bei ansteckenden Erkrankungen wie Covid-19 ist Schnelligkeit gefragt. Und da hilft der Labor-Koffer.
Binnen 15 bis 20 Minuten stehen die Ergebnisse der Probe zur Verfügung, sie sind also schneller als der herkömmliche PCR-Test. Doch Abd El Waheds Laborkoffer ist nicht nur schnell, sondern mit einer Genauigkeit von 94 Prozent auch sehr valide. Dennoch ist das tragbare Labor sehr handlich und enthält alles Nötige: ein Diagnostikgerät, diverse Reagenzien, etwas RNA-Extraktion und Gummihandschuhe. Außerdem ein Netzgerät und ein Solarpanel, sodass auch ohne externen Strom getestet und ausgewertet werden kann.
Für den Test reicht eine Speichelprobe oder eine Entnahme mit dem Nasentupfer, alle Reagenzien sind bei Raumtemperatur einsetzbar.
Zunächst wird die Probe dafür fünf Minuten auf 95 Grad Celsius erhitzt und so deaktiviert. Schließlich soll sich niemand an einer positiven Probe anstecken. Anschließend wird die Probe getestet. Dafür geht es für 15 Minuten in eine 39 Grad Celsius warme Reagenzien-Lösung. Das ist zwar kein PCR-, sondern ein RPA-Test, allerdings basieren beide Testverfahren auf auf der Identifikation von Virus-RNA in der Probe. Der große Vorteil des RPA-Tests ist, dass er auch bei Raumtemperatur transportierbar und anwendbar ist.
Die Abkürzung steht für Recombinase Polymerase Amplification, ist also eine Methode zur Vervielfältigung des DNA-Strangs. Die Methode hat das Ziel, die Bindung des Primers, also des Startpunkts des DNA-Strangs, um weitere Bausteine von Nukleinsäuren zu verstärken. Ein zu kurzer DNA-Strang muss verlängert werden, denn ist der Strang zu kurz, kann kein RPA-Test durchgeführt werden.
Das Besondere am Koffer: Einst wurde er für die MERS-Epidemie auf der Arabischen Halbinsel entwickelt. Erfolgreich eingesetzt wurde er dann beim Ebola-Ausbruch 2015 im westafrikanischen Guinea. Hier und in weiteren afrikanischen Ländern wird der Laborkoffer nun wieder eingesetzt, um Corona-Tests durchzuführen.
Mobil, flexibel, zuverlässig
Mittlerweile wird der Koffer in 14 Ländern auf drei Kontinenten zur Erkennung von 15 Infektionskrankheiten erfolgreich genutzt. Der Koffer bleibt gleich, es müssen nur Kleinigkeiten verändert werden und schon kann das mobile Labor Covid-19 anstatt Ebola erkennen.
Wir geben den afrikanischen Partnern Koffer und Trainings, dann können sie alles selbst durchführen.
So wurden für das aktuelle Corona-Projekt gar keine neuen Koffer mehr verschickt, denn in Ghana, Senegal, Ägypten, Madagaskar, Nigeria, Sudan, Uganda und der DR Kongo sind schon Koffer vor Ort.
Gerade in ländlichen Regionen sind die Koffer besonders wichtig, weiß Dr. Ahmed Abd El Wahed: "Allein in Leipzig sind sicherlich hunderte PCR-Geräte, in ganz Guinea gibt es hingegen nur ein Referenzlabor." In einer Ausbruchssituation sind die Labore dann natürlich schnell überfordert. Auch beim Transport zum Labor können Proben zerstört werden. Der Laborkoffer macht das überflüssig und ist darüber hinaus schnell und zuverlässig.
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