Corona Schnelltests liegen auf einer schwarzen Unterlage.
Corona-Antigentests - Experten sagen, sie sollten nicht an Privathaushalte verkauft werden. Bildrechte: images/photothek

Covid-19 Was Corona-Schnelltests in der Pandemie leisten – und was nicht

04. Februar 2021, 17:33 Uhr

Die neuen Antigen-Schnelltests sollen mehr und schnellere Nachweise von Corona bringen. Trotzdem sollen sie nicht an Privathaushalte verkauft werden, sagen Experten und erklären, warum.

Florian Klein hat die Qualität eines Antigentests in einem Experiment ausprobiert. Mit seinen Kollegen testete der Virologe von der Kölner Uniklinik 2.000 Personen, die in das Infektionsschutzzentrum kamen, zuerst mit einem Antigentest – und danach noch einmal mit der PCR-Methode, die Wissenschaftler nach wie vor für den Goldstandard unter den Coronatests halten. Ergebnis: Die Antigentests entdeckten nur halb so viele Corona-Infizierte wie die PCR.

Im Medizinbereich gut – im Privathaushalt nicht

Betrachteten die Forscher aber nur diejenigen, die eine hohe Viruslast hatten, die sogenannten stark-positiven, dann stimmten die Testergebnisse eher überein. Klein schließt daraus, dass Antigentests, deren Ergebnisse schneller vorliegen als bei der PCR, einen großen Vorteil für Kliniken bringen können, etwa, wenn es um werdende Eltern auf dem Weg zur Entbindung geht oder Angehörige, die ihre hochbetagten Verwandten in einem Pflegeheim besuchen wollen. Mit den Antigentests könnten stark infektiöse Personen schneller gefunden und isoliert und so weitere Infektionen verhindert werden.

Was den Einsatz bei Privathaushalten angeht, ist der Mediziner jedoch deutlich skeptischer. "Ein negatives Testergebnis vermittelt vielen Testpersonen: Es gibt kein Problem. Das kann aber nicht immer daraus abgeleitet werden." Selbst wenn die Viruslast dann wahrscheinlich gering sei, könnten Menschen mit den neuen Coronavarianten trotzdem stark ansteckend sein.

Nicht geeignet, um das Ausbreitungsgeschehen in der Bevölkerung zu überwachen

Viele Hoffnungen auf eine Lockerung des aktuellen Lockdowns ruhen auch auf der Ausweitung von Coronatests. Könnten sich mehr Menschen schneller und einfacher testen, dann könnten Infektiöse schneller entdeckt und isoliert werden. Gezieltere Quarantäne für wenige, mehr Freiheiten für alle, so die Idee. Doch Experten haben dagegen starke Bedenken.

Bei einem Pressegespräch des Science Media Center schildert auch Tobias Kurth, Gesundheitswissenschaftler der Berliner Charité, das Problem. "Die Schnelltests sind sehr schlecht bei asymptomatischen Personen." Sie seien deshalb nicht dafür geeignet, zu überwachen, wie sich das Virus und die neuen Varianten in der Bevölkerung ausbreiteten. Würden die Tests an private Haushalte ausgegeben, stiege auch die Gefahr, dass Menschen positive Testergebnisse verschwiegen, um nicht in Quarantäne zu müssen. Zudem seien noch viele Fragen offen: Was folgt aus dem positiven Ergebnis eines Schnelltests? Was bedeutet das etwa für den Schulunterricht und wer müsste danach noch einen PCR-Test machen?

Herstellerangaben unzuverlässig – abgestimmte Schulung für Testpersonal nötig

Das bedeute aber nicht, dass Schnelltests nichts bringen. Aber man müsse genau hinschauen, sagt Claudia Denkinger, Infektiologin am Universitätsklinikum Heidelberg. "Antingentest sind hochvariabel, man kann sich nicht immer auf die Angaben der Hersteller verlassen." Inzwischen hätten verschiedene Forscherteams unabhängige Evaluationen durchgeführt, die zeigten: Es gebe durchaus gibt gute Schnelltests. "Wer hohe Virenlasten hat, wird zu 95 Prozent mit diesen Schnelltest erkannt." Die seien auch relativ einfach durchzuführen. Eine einfache Schulung sei hier ausreichend. Aber: Die Einführung müsse auf jeden Test abgestimmt werden.

Denkinger befürwortet grundsätzlich, wenn die Testkapazitäten mit diesen Antigentests ausgeweitet werden. Es seien aber Aufklärungskampagnen nötig, wie etwa bei der Anschnallpflicht im Auto. So müsse Personen mit positivem Testergebnis deutlich gemacht werden, dass eine frühe Isolation sehr hilfreich sein könne, weil sie viele Ansteckungen verhindere. Denn Infektiöse geben die meisten Viren noch vor Beginn der Symptome ab.

PCR-Test kann auch bei Mutanten-Überwachung helfen

Im Gegensatz zu den Antigentests kann die PCR-Methode auch bei der Überwachung der neuen Virusvarianten helfen, sagt Florian Klein. An der Kölner Uniklinik führen seine Kollegen bei positiven Testergebnissen noch eine Marker-PCR durch, oft noch am gleichen Tag. Die könne gezielt bekannte Virusvarianten finden und die Gesundheitsämter warnen, damit diese dann besondere Vorsichtsmaßnahmen einleiten könnten. "Die Sequenzierung der Virusgenome dauert viel länger." Aktuell gebe es auch mit anderen virologischen Instituten Ansprachen, um die Überwachung der Mutanten zu verbessern.

Klein schlägt zudem Pooltestungen als neue Strategie vor. Dabei werden die Proben von mehreren Testpersonen zusammengefasst. Bei positivem Testergebnis würden dann die einzelnen Mitglieder des Pools nochmal getestet, um den Infizierten zu lokalisieren. So ließen sich mit weniger Tests größere Personenkreise abdecken.

Niedrige Fallzahlen notwendig

Claudia Denkinger wiederum hält eine Sentinel-Surveillance bei Sars-CoV-2 für sinnvoll, ähnlich, wie es sie für die Influenza bereits gibt. Dabei führen repräsentativ ausgewählte Kliniken und Praxen regelmäßige Tests bei Patienten durch. So könnte ein stichprobenartiges Bild davon erhoben werden, wie sich das Infektionsgeschehen entwickle.

Welche neuen Strategien und Tests auch eingeführt werden, "wichtig ist, dass die Varianten überwacht und die Testergebnisse zentral gemeldet werden", sagt der Gesundheitswissenschaftler Tobias Kurth. Und: Es müssten unbedingt niedrigere Fallzahlen erreicht werden, um die Gesundheitsämter handlungsfähig zu halten.

(ens/smc)

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