Am 29. September ist Weltherztag Herzinfarkt, Atemnot, Schlaganfall – was im Notfall zu tun ist
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26. September 2024, 11:29 Uhr
Schnell kann es passieren: Sie werden Zeuge eines Unfalls. Oder Ihr Partner leidet nachts unter Atemnot und ist nicht ansprechbar. Was tun? Eigentlich klar, den Notruf wählen, sehen, ob jemand verletzt oder bewusstlos ist. Die Stabile Seitenlage ist dann immer eine gute Idee – und im extremem Fall geht es um Wiederbelebung. Was Sie genau wann tun sollten, lesen Sie hier, samt Grafiken zum Download, in denen alles erklärt wird.
Am 29. September findet der Weltherztag – eine Initiative der World Heart Federation (WHF) – statt. Dieses Jahr hat die Deutsche Herzstiftung das Motto "Warnzeichen erkennen und handeln" gewählt. "Herzkrankheiten gehören zu den häufigsten Todesursachen weltweit und können sich auf vielfältige Weise bemerkbar machen", schreibt die Stiftung auf ihrer Website.
Zu diesem Anlass hat die Assmann-Stiftung für Prävention Ergebnisse ihrer Bildungsinitiative "Deutschland bestimmt das Herzalter!" veröffentlicht. Über 720.000 Personen haben ihr Herzalter mittels eines Online-Herzalter-Rechner ermittelt. Die Auswertung von 174.979 anonymen Website-Einträgen mit Laborwerten ergab unter anderem: "Rauchen und hohe LDL-Cholesterinwerte haben eine zentrale Bedeutung für ein hohes Herzalter und Herzinfarktrisiko."
Anzeichen für einen Herzinfarkt
Anzeichen für einen Herzinfarkt sind Schmerzen hinter dem Brustbein. Sie sind stechend, atem- und bewegungsunabhängig und können bis in den linken Arm, den Hals, den Bauch oder den Rücken ausstrahlen. Verursacht ist der Schmerz durch Sauerstoffmangel und absterbende Muskeln. Denn beim Herzinfarkt werden die Herzkranzgefäße durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Die dahinterliegende Muskelregion kann nicht mehr mit Blut versorgt werden und stirbt in kurzer Zeit ab.
Herz-Lungen-Wiederbelebung
Bekommt der menschliche Körper keinen Sauerstoff, entwickeln sich nach drei bis fünf Minuten irreversible Hirnschäden. Der Rettungswagen benötigt im deutschlandweiten Schnitt neun Minuten bis zum Einsatzort. Das wird dann kritisch. Der Deutsche Rat für Wiederbelebung hat festgestellt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem Herzstillstand nur bei zehn Prozent liegt. Und in Deutschland sterben jedes Jahr mindestens 50.000 Menschen am Herzstillstand.
Sollte das Opfer also keine Atmung und keinen Herzschlag aufweisen, braucht es eine Herz-Lungen-Wiederbelebung. Wie das geht, zeigt die folgende Grafik, die Sie hier auch herunterladen können.
Die 6 Punkte bei der Ersten Hilfe
Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten Erste Hilfe leisten. Wichtig zu wissen: Ersthelfende haften nicht wegen eines körperlichen oder materiellen Schadens, der durch Erste-Hilfe-Leistungen verursacht wurde. Das heißt: Wenn Sie bei der Ersten Hilfe jemandem die Rippen brechen oder das Hemd zerreißen, werden Sie nicht belangt, denn Ersthelfende sind gegen Unfälle und Schäden versichert. Im Gegenteil können Sie aber wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden, wenn Sie nichts tun. Das ist im §323c des Strafgesetzbuches (StGB) festgelegt.
Für Ersthelfer können diese Schlagworte eine Hilfe sein: Sehen, Schützen, Retten, Prüfen, Notruf, Helfen.
Sind Sie Ersthelfer, gehen Sie wie folgt vor: Sehen Sie sich als Erstes die Situation an und schätzen Sie die Lage ein. Was ist passiert? Gibt es Gefahren, zum Beispiel auslaufendes Benzin? Sind die Opfer verletzt? Können sie sich mitteilen? Achten Sie als nächstes darauf, sich selbst zu schützen. Ziehen Sie zum Beispiel Einmalhandschuhe an, bevor sie das Opfer berühren oder tragen Sie auf der Straße eine Rettungsweste. Retten Sie das Opfer, falls nötig und möglich, aus der Gefahrenzone. Prüfen Sie lebenswichtige Funktionen des Opfers (Bewusstsein, Atmung, Herzschlag, gibt es Verletzungen?) Rufen Sie gegebenenfalls den Notruf – 112. Helfen Sie dem Opfer. Jetzt sind sowohl tröstende Worte oder eine Rettungsdecke zum Wärmen als auch Erste-Hilfe-Maßnahmen dran.
Wenn Sie eine Person aus einem Auto retten müssen, gehen Sie nach der Anleitung vor, die Sie hier herunterladen können.
Der wichtigsten Notrufnummern
112 ist der Notruf bei Lebensgefahr
110 ist die Nummer der Polizei
116 117 ist die Nummer der Kassenärztlichen Vereinigung, bei dringenden aber nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen, zum Beispiel nicht aufhörendes Erbrechen beim Kind
Notruf 112: Die 5 W-Fragen müssen Sie beantworten
- Wo ist es passiert?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte oder Erkrankte gibt es?
- Welche Verletzungen oder Erkrankungen konnten Sie entdecken?
- Warten Sie auf Rückfragen!
In einer Notsituation kann es wichtig sein, immer wieder die lebenswichtigen Funktionen – Bewusstsein und Atmung – des Opfers zu prüfen. Und dafür zu sorgen, dass das Opfer nicht auskühlt, gegebenenfalls mit einer Rettungsdecke. Vorrang haben Erste-Hilfe-Maßnahmen, die lebenswichtige Funktionen wie die Atmung sichern:
- Stabile Seitenlage
- Herz-Lungen-Wiederbelebung
- Stillung bedrohlicher Blutungen
- Bei einem Schock: Schocklage, das heißt: Die Beine sind höher als der Kopf.
- Bei Problemen im Bereich des Kopfes – Kopfverletzungen, Schlaganfall – sollte der Kopf höher liegen als die Beine.
Aber Achtung: Wenn Brüche oder Verletzungen vorliegen, sind solche Stabilisierungen gegebenenfalls nicht möglich.
Stabile Seitenlage
Die Stabile Seitenlage soll eine solide Lage des Opfers herstellen, in der die Gefahr von Verletzungen oder Ersticken durch Erbrochenes verhindert werden soll. Wie das geht, zeigt die folgende Grafik, die Sie hier auch herunterladen können.
Wie erkenne ich einen Schlaganfall?
Als Zeichen eines Schlaganfalls gelten:
• Sehstörungen (zum Beispiel Doppelbilder)
• Störungen des Gefühls (zum Beispiel pelziges Gefühl auf der Zunge)
• halbseitige Lähmung (zum Beispiel hängender Mundwinkel)
• Sprachstörungen
• heftige Kopfschmerzen
• Bewusstlosigkeit
Bei einem Schlaganfall kommt es in 80 bis 90 Prozent der Fälle zum Verschluss einer Gehirnarterie. In den übrigen Fällen blutet es aus einer Gehirnarterie in das Gehirn. Chronischer Bluthochdruck und Arterienverkalkung sind die wichtigsten Risikofaktoren. Manchmal kündigt sich ein Schlaganfall bereits vorher an, teils mit Symptomen wie beim "echten" Schlaganfall. Die Beschwerden verschwinden jedoch wieder.
Ob es sich um einen Schlaganfall handelt, kann mit der "FAST"-Methode geprüft werden. F steht für "Face": Sehen Sie sich das Gesicht an, ob es einseitig gelähmt ist. "A" steht für "Arme": Lassen Sie den Betroffenen beide Arme heben. "S" steht für "Sprache": Hören Sie genau hin, ob der Betroffenen verwaschen spricht. "T" steht für "Time": Verlieren Sie keine Zeit und wählen die 112.
Weitere Infos
Weitere Informationen zu lebensrettenden Maßnahmen gibt es hier im Video. Unter anderem auf den Seiten der Johanniter finden Sie Kurse für Erste Hilfe.
Wir danken den Johannitern für die Bereitstellung der Informationen und Materialien.
MDR (js, lk)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | 16. September 2024 | 11:05 Uhr