Fünf Kriterien Videospiele: Wann ist mein Kind süchtig?
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10. Juli 2023, 10:00 Uhr
"Mama, darf ich zocken?" ist eine häufig gestellte Frage in deutschen Kinderzimmern. Drei Viertel aller Jugendlichen in Deutschland spielen regelmäßig Computerspiele, bei den Jungen sind es 90 Prozent. Und auch Erwachsene zocken oft mehr, als gut für sie wäre. Doch was ist noch in Ordnung und ab wann ist es zu viel? Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Daniel Zeidler erklärt es.
Es gibt genau fünf Merkmale, die der Umwelt signalisieren, dass ein Mensch Suchtverhalten zeigt. Laut dem Leipziger Arzt Dr. Daniel Zeidler sollten alle fünf Kriterien zusammenkommen, um nach neuer internationaler Klassifikation die Diagnose Computerspielsucht stellen zu können. Die Punkte gelten nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für Erwachsene.
Wirklich abhängig? Diese Punkte zeigen es
Punkt 1: Während des Spielens kommt es zu einem Kontrollverlust, d.h. man kann nicht einfach aufhören – und zwar nicht nur, weil z.B. gerade ein Quest - eine Aufgabe - noch abgeschlossen werden muss. Vielmehr ist man so im Spielmodus versunken, dass es für viele Stunden unerträglich erscheint, einfach aufzuhören, um etwas anderes zu tun.
Punkt 2: Sobald man sich mit etwas anderem beschäftigt, bleibt man sehr stark gedanklich vereinnahmt, denkt immer wieder an die nächste Aufgabe des Spiels und daran, was man gerade alles online verpasst.
Punkt 3: Es kommt mehr und mehr zur Vernachlässigung anderer Interessen. So werden zum Beispiel Ausreden gefunden, warum man nicht mehr zu einer getroffenen Verabredung gehen kann. Es kommt also tendenziell zu einer Verschiebung der Wichtigkeit – weg von der "realen Welt" und hin zur "virtuellen Welt".
Punkt 4: Es kommt zu negativen Konsequenzen durch das exzessive Spielverhalten: Die Leistungen in Schule oder Beruf werden schlechter, Konflikte mit dem eigenen Umfeld werden häufiger, Freunde wenden sich ab, man verliert den Job, verschuldet sich.
Punkt 5: Trotz der negativen Konsequenzen verändert man sein Verhalten nicht.
Sucht bedeutet hier auch, dass das beschriebene Verhalten mehrere Monate andauert und nicht erkennbar ist, dass es sich irgendwann wieder ändert.
Wo gibt es Hilfe? Hilfe finden Betroffene oder Angehörige bei den verschiedensten Beratungsstellen. Auch der Arzt des Vertrauens ist ein guter erster Ansprechpartner. Vielen Betroffenen hilft letztlich eine Psychotherapie.
MDR (lk)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 10. Juli 2023 | 17:00 Uhr