Carsten Lekutat 20 min
Zwischen 20 und 30 Millionen Deutsche haben Bluthochduck. Tückisch: Man merkt ihn in der Regel gar nicht. Allgemeinmediziner Dr. Carsten Lekutat rät deswegen, seine Werte im Blick zu behalten. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Tipps vom Arzt Bluthochdruck erkennen und abbauen

26. August 2024, 10:14 Uhr

Blutdruck ist gefährlich und weit verbreitet. Wann spricht man von Bluthochdruck? Wie kann ich selbst gegensteuern? Allgemeinmediziner Carsten Lekutat beantwortet die wichtigsten Fragen dazu.

Warum sollte man den Blutdruck regelmäßig kontrollieren?

Carsten Lekutat: Bluthochdruck im minimalen Bereich spüren wir in der Regel nicht. Aber auch der kann, wenn er über einen längeren Zeitraum auftritt, unsere Gefäße, die Arterien, beschädigen. Die Gefäßinnenwände können dann einreißen. Dann kommt es zu Einlagerungen von Entzündungsstoffen, Bluttfetten und zu Verkalkungen. Eine Verkalkung ist eine Durchblutungsstörung, die schwerwiegende Folgen haben kann. Bluthochdruck ist einer der Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Herzinfarkt, Nierenschäden und auch Demenz.

Wann spricht man von Bluthochdruck?

Die Blutdruckwerte müssen individuell betrachtet werden. Über den Tag schwanken sie auch. Die früher gängige Formel "100 plus Lebensalter" zur Angabe der Werte im Normbereich stimmt nicht mehr. Auch weil die Leute heute viel älter werden. Ein 90-Jähriger sollte keinen Blutdruck von 190 haben. Ich rate, den Blutdruck selber zu messen und im Blick zu haben. Wer dann im Durchschnitt über 135 im oberen Bereich und über 85 im unteren Bereich sollte das beim Arzt abklären lassen. Bei konstant normalem Blutdruck reicht eine Kontroll-Phase pro Jahr.

Bluthochdruck in Zahlen Fast jeder Dritte in Deutschland hat nach Angaben der Deutschen Hochdruckliga Bluthochdruck. "30% der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung", erklärt der Verein auf seiner Homepage. Dabei sei Bluthochdruck "Risikofaktor Nr. 1 für Herz-Kreislauf-Erkrankungen", welche wiederum für die meisten Todesfälle verantwortlich seien. Bei den 70- bis 79-Jährigen zeigten bereits 75 Prozent erhöhte Werte.

Wie sollte man den Blutdruck messen?

Der Gast im Studio
Carsten Lekutat ist Allgemeinmediziner. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Am Oberarm. Wir sollten ungefähr auf Herzhöhe messen. Wer am Handgelenk misst, sollte den Oberarm dementsprechend hochlegen, aber keine Muskelkraft anwenden und hochhalten. Zuvor sollte man sich fünf Minuten entspannt hinsetzen und zur Ruhe gekommen sein. Möglichst eine Woche lang zweimal am Tag messen und aus den Tages-Mittelwerten dann den Wochen-Durchschnittswert ermitteln. Der sollte eben unter 135 zu 85 liegen. In der Apotheke kann man sich beraten lassen, worauf man bei einem Messgerät achten sollte. Wichtig: Man benötigt ein Modell mit Manschette. Apps versprechen mitunter Messungen durch den Kontakt mit der Fingerkuppe. Das funktioniert noch nicht.

Gut zu wissen Anspannung in der Arztpraxis kann zu erhöhtem Blutdruck führen. Hier spricht man von Weißkittel-Bluthochdruck oder Weißkittel-Hypertonie. Messungen zuhause können hier für Aufklärung sorgen.

Was kann neben Medikamenten gegen erhöhten Blutdruck helfen?

Wer Medikamente verschrieben bekommt, sollte sie auch nach dem mit dem Arzt abgesprochenen Plan einnehmen. Die Einnahmetreue ist wichtig. Die Krux ist, habe ich es einmal vergessen, merke ich das gar nicht so sehr durch Beschwerden. Auf keinen Fall sollte man denken, dass man das nach Gutdünken selber regulieren kann.

Studien zeigen, dass auch Entspannungsübungen wie Qigong und dergleichen die Blutdruckwerte verbessern können – aber nicht so wie Anspannung im Sinne von Sport und Bewegung. Die Drucksenkung ist besser, wenn ich mich aktiv bewege.

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Welche Risikofaktoren sollte man im Blick haben und möglichst vermeiden?

Hier spielt der Lebensstil oft eine große Rolle. Bluthochdruck kann begünstigt werden durch Rauchen, Übergewicht, zu wenig Bewegung, zu viel Salz im Essen, erhöhtem Alkoholkonsum, Rauchen oder auch Stress. Hier sollte man gegensteuern, um die Werte zu verbessern. Bluthochdruck kann aber auch genetische Ursachen haben oder durch andere Erkrankungen, z.B. der Niere oder Schilddrüse, hervorgerufen werden.

Warnhinweise - Ein- und Durchschlafstörungen
- unruhiger Schlaf
- leichte Erregbarkeit und innere Unruhe
- Ohrensausen, Geräusche im Ohr
- Kopfschmerzen oder Schwindel bei Belastung

Jedoch: Die Anzeichen entwickeln sich nach BDI schleichend und unspezifisch, so dass sie für Betroffene oft schwer einzuordnen sind.

(Quelle: Berufsverband Deutscher Internisten und Internistinnen/BDI)

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 14. Mai 2024 | 12:00 Uhr

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