Kältetote Ungarn: Erfrieren in der eigenen Wohnung
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24. Januar 2020, 09:03 Uhr
Heizen ist in Ungarn ein Luxus, den sich nicht jeder leisten kann. Und so erfrieren dort auch in diesem Jahr wieder Menschen in ihren eigenen vier Wänden.
Fast 100 Menschen sind in Ungarn in diesem Winter schon erfroren. Nach Angaben des Ungarischen Sozialforums (Magyar Szocialis Forum – MSZF) gab es allein in den vergangen zwei Wochen 21 Kältetote. Die meisten Opfer waren in ihren ungeheizten Wohnungen erfroren. Obdachlos war nur etwa jeder Fünfte Kältetote. 20 Prozent der erfrorenen Menschen starben im Krankenhaus oder auf dem Weg dorthin - woher sie kamen, dazu macht die Statistik keine Angaben.
Obdachlosenherbergen machen dicht
Bereits Anfang Januar hatte die Organisation darauf hingewiesen, dass die Zahl derer, die unter freiem Himmel starben, angestiegen sei. Als Grund nannte sie die Schließung kostenloser Schlafstätten für Obdachlose. Die kostenpflichtigen Unterkünfte dagegen blieben meist leer, da die betroffenen die Kosten nicht aufbringen könnten. Auch die Verdrängung von Obdachlosen aus den U-Bahnhöfen und Unterführungen spielt laut MSZF eine Rolle. Die Betroffenen würden nun in den Wäldern rund um die Hauptstadt kampieren.
Im Oktober 2018 hatte die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán den dauerhaften Aufenthalt von Obdachlosen im öffentlichen Raum verboten und mit hohen Strafen belegt. Gegen das Sterben auf der Straße haben diese Maßnahmen aber offenbar nicht geholfen.
Fehlender politischer Wille
Das Ungarische Sozialforum (MSZF) kritisierte, dass es in Ungarn schlicht keinen politischen Willen gebe, dieses Problem zu lösen. Im vergangenen Winter zählte die NGO zwischen September und Februar 135 Kältetote. Seit 1989 sind nach ihren Angaben in Ungarn insgesamt rund 8.500 Menschen erfroren.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 04. Januar 2019 | 17:45 Uhr