Dr. Alban
Stürzt die Ukraine in die Krise: Der schwedische Popsänger Dr. Alban. Bildrechte: imago/Future Image

Wie Popstar Dr. Alban die Ukraine in die Krise stürzt

09. Januar 2020, 08:25 Uhr

Mit "It's my Life" und "Sing Hallelujah" hat sich der schwedische Sänger Dr. Alban in den 1990er-Jahren in die Charts geträllert, jetzt löst er eine politische Krise in der Ukraine aus.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich den Zorn seiner Landsleute zugezogen. Auch, weil er nicht wie angekündigt Weihnachtsurlaub in der Westukraine, sondern in einem Luxusressort im Oman gemacht hat. Vor allem aber, weil er möglicherweise geltendes Recht gebeugt hat. Ans Licht kam das durch die Schwatzhaftigkeit des schwedischen Pop-Stars Dr. Alban.

Ich und der Präsident

Dr. Alban hatte auf seinem Instagram-Account Bilder von sich und Selenskyj gepostet und damit geprahlt, dass er nur in die Ukraine einreisen durfte, weil der Präsident höchstpersönlich nachgeholfen habe. "Weil sich der Präsident eingemischt hat, konnte ich in die Ukraine einreisen", hieß es in Dr. Albans Post. Nur so war es schließlich möglich, dass der schwedische Pop-Star, trotz seines Auftritts 2017 auf der Krim, in der Neujahrsshow Wetschirnij Kwartal (Das Abendquartal) auftreten konnte. Wetschirnij Kwartal ist die mit Abstand meistgesehene Satire-Sendung des Landes. Einer ihrer größten Stars war einst Präsident Selenskyj.

Dr. Alban mit Selenskyj
Dr. Alban mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Bildrechte: www.instagram.com/p/B6H1RwygOL1/

Die Medien bekommen Wind von der Sache

Am Wochenende stießen die ukrainischen Medien auf Dr. Albans Instagram-Poserei und bliesen sie zum landesweiten Skandal auf. Sie stellen die Frage, ob ihr Präsident im Interesse seines ehemaligen TV-Senders Gesetze nach Belieben auslegen und die Arbeit der Grenzbehörde behindern darf. Denn eigentlich hätte Dr. Alban die Ukraine nicht betreten dürfen. Weil das Land die Einreise auf die Krim als Verletzung seiner territorialen Integrität wertet, droht allen, die es doch wagen, eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder ein mehrjähriges Einreiseverbot. Die deutsche Technoband Scooter kann davon ebenso ein Lied singen wie der italienische Schlagerstar Al Bano.

Schadensbegrenzung

Präsident Wolodymyr Selenskyj, der sich bislang über Zustimmungswerte von mehr als 60 Prozent freuen darf, hat sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Die nationale Grenzbehörde dagegen schon. Sie bestreitet, dass der Präsident bei der Einreise von Dr. Alban nachgeholfen hat. Es habe schlicht keine Einreisesperre vorgelegen, heißt es. Ganz unglaubwürdig ist auch diese Version nicht, schließlich war der schwedische Musiker bereits im September 2019 völlig unbehelligt für ein Konzert in die Ukraine eingereist.

Dr. Alban jedenfalls hat seinen Post auf Instagram inzwischen geändert. Dort heißt es nun deutlich unverfänglicher: "Mir wurde vorher die Einreise in die Ukraine wegen meiner vorherigen Show auf der umstrittenen Krim-Halbinsel untersagt. Ich wusste nichts darüber, dass die Ukrainer das nicht mögen. Ich war glücklich, den Präsidenten zu treffen." 

(voq/detr)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. Dezember 2019 | 20:30 Uhr

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