Wiedereröffnung Otto-Dix-Haus Gera: Neue Sicht auf alten Meister
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03. Dezember 2024, 10:59 Uhr
Nach seiner vorübergehenden Schließung ist das Otto-Dix-Haus in Gera wiedereröffnet worden. Die überarbeitete Dauerausstellung mit dem Titel "Wie alles begann" präsentiert den ganz jungen, damals noch unbekannten Otto Dix und wirft damit einen neuen, teils überraschenden Blick auf die Herkunft und Genese des Künstlers. Zuvor waren Werke des Malers in die Otto-Dix-Schau in die Geraer Orangerie umgezogen.
- Das Otto-Dix-Haus in Gera hat wieder geöffnet; die neue Dauerausstellung "Wie alles begann" konzentriert sich auf den jungen Dix.
- Eine authentische Wohnwelt mit Mobilar aus dem 19. Jahrhundert rekonstruiert, wie der Maler aufgewachsen ist.
- Die Sonderausstellung "Alles neu" präsentiert mit vielen Leihgaben weitere Phasen im Leben und Werk von Otto Dix.
Dass man in Gera auf diesen Maler abfährt, erfahren die Vorüberfahrenden auf der Autobahn A4. Nämlich wenn sie auf einem riesigen Plakat an einem Ölspeicher der Stadtwerke lesen, dass es sich hier um die Otto-Dix-Stadt handelt.
Stimmt, der Meister ist hier am 2. Dezember 1891 geboren, und sein Geburtshaus kann man nach längerer Schließung nun wieder besuchen. Im Stadtteil Untermhaus schmiegt es sich an eine kleine Kirche und lädt die Besucher zu einer Zeitreise ein. Station Nummer eins widmet sich den ganz frühen Jahren.
Otto Dix – die Anfänge
In einem kleinen Raum in der verwinkelten ersten Etage kann man einen Blick auf das "Ganz-Frühwerk" eines "Noch-Nicht-Meisters" werfen. In einer Vitrine liegen drei Skizzenbücher aus den Jahren 1904 bis 1906. An den Wänden Skizzen, Zeichnungen, Porträts und viel Natur. Ein Volksschullehrer hatte das große Talent des kleinen Ottos entdeckt und gefördert. Gemeinsam zeichneten und malten die beiden. Nicht nur in der Schule, sondern auch draußen in der Natur. Schon früh zeichnete sich so im wahrsten Wortsinn ab, was hier in der Geraer Vorstadt für ein Talent von Welt heranwuchs.
Kunst und Küche im Geburtshaus des Malers
Hinter einer unscheinbaren grauen Metalltür, hinter der man eher einen Heizungsraum oder den Fluchtweg aus dem Museum vermutet, eröffnet sich dann eine ganz andere Welt. "Hier geht es weiter" ist darauf zu lesen. Und das tut man auf knarrenden alten Dielen in einer bescheiden, im Stil des späten 19. Jahrhunderts eingerichteten Arbeiterwohnung. So bekommt man einen authentischen Eindruck davon, in was für einem häuslichen Umfeld der kleine Otto damals hier gelebt haben könnte. Schrifttafeln unterrichten im Vorbeigehen über die weiteren Stationen des Heranwachsenden, die ihn aus diesen Verhältnissen herausführten.
Sonderausstellung "Alles neu"
Durch eine weitere Metalltür verlässt man die nachgestaltete Dix´sche Wohnwelt und kommt in die Sonderausstellung "Alles neu". In den vergangenen zwei Jahren haben die Kunstsammlungen Gera über 70 Werke des Meisters neu in ihren Bestand aufgenommen. Was da für ein enormer Ankaufs-Etat hintersteckt, will ich wissen und erfahre von Claudia Schönjahn, die die Ausstellung konzipiert hat, dass man gar keinen solchen Etat habe und die neu dazugekommenen Werke deshalb ausschließlich Schenkungen und Dauerleihgaben sind. Zum einen von der Otto-Dix-Stiftung, zum anderen von Sammlern, die wissen, dass die Werke hier nicht nur gut behütet, sondern auch gezeigt werden.
Otto Dix von seiner überraschenden Seite
Und so schaut man auf die für Dix typischen Halbwelt-Szenerien der 1920er-Jahre mit ihren Huren, Zuhältern und Lustmördern. Es gibt eine Wand, an der die gutbürgerlichen Auftragsarbeiten aus der Porträtabteilung hängen, und auch die mahnenden Weltkriegsszenerien kann man betrachten. Aber wir lernen Otto Dix auch von einer überraschenden Seite kennen. 1923 wurde seine Tochter geboren und der junge Vater hat die Geburt und das Baby auf zärtliche und naturalistische Weise zugleich mit dem Rötelstift festgehalten. Und als Landschaftsmaler, nach dem Machtantritt der Nazis und der Verfemung als entarteter Künstler, zog er sich an den Bodensee zurück. Dort entwickelte er geradezu altmeisterliche Fertigkeiten bei der Arbeit mit dem Silberstift.
Der Altmeister und die jungen Kreativen
Otto Dix auf Augenhöhe mit Caspar David Friedrich. Kaum zu glauben, denkt man, während man beim Verlassen dieses besonderen Museums plötzlich von lautem Kindergeschrei überrascht wird. Das schallt einem im Erdgeschoss aus dem "studiodix" entgegen, einem neu eingerichtetem Kreativraum, in dem Kinder und Jugendliche sich künstlerisch ausprobieren können. Ganz im Sinne des Meisters, der hier auch mal Kind gewesen ist.
Redaktionelle Bearbeitung: lm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 03. Dezember 2024 | 06:15 Uhr
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