Jubiläumsspielzeit Meiningen feiert 200. Geburtstag von Theaterherzog Georg II.
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09. April 2025, 18:08 Uhr
Der Meininger Herzog Georg II. war ein großer Theaterfreund. Er war nicht nur Regent und leitete in dieser Funktion das Theater, er inszenierte auch selbst und gestaltete als begnadeter Zeichner Kostüme und Bühnenbilder. Heute gilt er als Begründer des modernen Regietheaters. Im kommenden Jahr hätte der Theaterherzog seinen 200. Geburtstag gefeiert – das Meininger Staatstheater widmet ihm daher die kommenden zwei Spielzeiten.
- Meiningens bedeutender Theaterherzog Georg II. würde 2026 seinen 200. Geburtstag feiern – und das heutige Staatstheater feiert mit.
- Seine Lieblingsstücke stehen auf dem Spielplan, inszeniert in einer Mischung aus historischer Aufführungspraxis und KI.
- In der kommenden Spielzeit sind u. a. ein neues Festival für junge Regie geplant sowie ein Musical über Georg II.
Das Staatstheater Meiningen feiert in den kommenden zwei Spielzeiten den Theaterherzog Georg II. anlässlich seines 200. Geburtstags. Der Regent war als modern denkender, innovativer Theatermacher seiner Zeit voraus. Mit seinem neuartigen Kunstverständnis verschaffte er Meiningen Ende des 19. Jahrhunderts weltweiten Ruhm. In ganz Europa wollten die Menschen seine Stücke sehen, sodass die Meininger ab Ende 1874 auf zahlreiche Gastspielreisen fuhren. Empfangen wurden sie unter anderem in Berlin, Stockholm, Wien, Moskau, London und Odessa. Die Reisezeit dauerte 16 Jahre lang, gespielt wurden insgesamt fast 3.000 Gastspiele.
Perfekte Illusionen im Bühnenbild
Herzog Georg strebte nach möglichst naturgetreuer Wiedergabe von Realität und perfekter Illusion. Zusammengearbeitet hat er dafür mit den Gebrüdern Brücknern, Bühnenmalern aus Coburg, die auch für Richard Wagner tätig waren. Sie erschufen Bühnenbilder, die aus mehreren Ebenen bestanden und eine für die damaligen Sehgewohnheiten frappierende Tiefenwirkung entwickelten. Etwa 270 historische Bühnenteile sind erhalten. Das Meininger Theatermuseum arbeitet die historischen Bühnenbilder auf und stellt sie aus.
Im Programm: Die Lieblingsstücke des Theaterherzogs
Das Schauspiel eröffnet die Jubiläumsspielzeit am Großen Haus mit "Die Jungfrau von Orleans" von Schiller – die romantische Tragödie war der letzte große Gastspiel-Erfolg der Meininger zur Zeit von Herzog Georg. Schauspielchef Frank Behnke möchte historische Aufführungspraxis auf modernes Regietheater und Künstliche Intelligenz treffen lassen. Beispielsweise die zahlreichen Statisten, die der Herzog in Massenszenen auftreten ließ, digital auf die Bühne holen. Georg II. hatte außerdem eine besondere Vorliebe für den Norweger Henrik Ibsen. Daher steht die "Wildente" auf dem Programm. Inszenieren wird Andreas Kriegenburg, es ist die mittlerweile dritte Produktion für den Regie-Altmeister in Meiningen.
Neu in Meiningen: Ein Festival für junge Regie
Ein Novum im Schauspielbereich ist außerdem ein Festival für Junge Regie. Es wird innovative Abschlussinszenierungen von Regieabsolventen präsentieren. Mit einem Rahmenprogramm soll auch ein Austausch darüber angeregt werden, was Regieführen heute bedeutet, wie sich das Berufsbild verändert hat und welche Themen und Ästhetiken heutige Regiegenerationen prägen.
Opern-Rarität und ein Musical über Georg II.
Der Theaterherzog hatte das Musiktheater seinerzeit aus Kostengründen abgeschafft, bezahlte er doch den Theaterbetrieb aus eigener Tasche. Insofern musste das Theater in diesem Bereich etwas kreativer sein, um in dieser Hinsicht Bezüge zum Theaterherzog zu schaffen. Fündig geworden ist das Haus in der herzoglichen Musikaliensammlung: Entstaubt wird die beinahe unberührte Oper "Didone abbandonata" aus der Feder des Neapolitaners Domenico Sarro. Geschrieben 1724 spielt sie im alten Griechenland, handelt von Liebe und Intrigen und ist musikalisch geprägt von virtuosen und gefühlvollen Arien. Georgs Urgroßvater hatte eine Abschrift von ihren Reisen nach Meiningen gebracht.
Jahrhundertelang im Archiv gelegen, wird die Oper in der kommenden Spielzeit als deutsche szenische Erstaufführung zu sehen und hören sein. Die Meininger Hofkapelle indes legt in ihrem Konzertprogramm einen Schwerpunkt auf Johannes Brahms, der ein enger Freund und Vertrauter des Theaterherzogs war. Auch die Meininger Museen planen eine große Ausstellung. In der darauffolgenden Spielzeit soll es auch ein eigenes Musical über das Schaffen und Wirken des Theaterherzogs geben.
Redaktionelle Bearbeitung: jb, lm
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. April 2025 | 06:20 Uhr