Michael Kretschmer (r, beide CDU), Ministerpräsident von Sachsen, und Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sprechen nach der gemeinsamen Kabinettssitzung der beiden Staatsregierungen in einer Pressekonferenz in der Baumwollspinnerei.
Die Ministerpräsidenten Wüst (NRW) und Kretschmer (Sachsen) fordern mehr Anstrengungen des Bundes gegen irreguläre Migration. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Gemeinsame Kabinettssitzung Sachsen und NRW fordern Maßnahmen gegen irreguläre Migration

11. Juni 2024, 18:59 Uhr

Sachsen und NRW haben die Bundesregierung aufgefordert, die irreguläre Migration wirksam zu beenden. Die Innenminister verwiesen unter anderem auf zunehmende Probleme mit Clankriminalität. Auch mehr politische Bildung und ein besseres Verständnis zwischen Ost- und Westdeutschen wurden auf einer gemeinsamen Kabinettssitzung thematisiert.

Die Bundesländer Sachsen und Nordrhein-Westfalen wollen sich gemeinsam gegen irreguläre Migration einsetzen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU): "Wir wollen den Menschen, die kommen, die zu Recht hier sind, gerecht werden." Irreguläre Migration müsse nicht nur reguliert, sondern beendet werden, damit die Menschen, die vor Krieg und Vertreibung geflohen seien, integriert werden könnten. 

Die sächsische Landesregierung traf sich am Dienstag zu einer gemeinsamen Kabinettssitzung mit der Regierung Nordrhein-Westfalens.

Kretschmer kritisiert Bundesregierung

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) merkte an, dass keine der jüngst eingeführten Maßnahmen zur Bekämpfung der irregulären Migration von der Bundesregierung angestoßen worden sei. "All die Vorschläge, die wir jetzt realisiert haben, sei es die Bezahlkarte oder die Grenzen, kommen aus dem Länderkreis. Nichts kommt von der Bundesregierung." Es sei dringend an der Zeit, dass hier etwas Neues passiere. 

Clankriminalität auch in Sachsen stärker spürbar

Das Thema irreguläre Migration war eines der zentralen Themen bei den vergangenen Europa- und Kommunalwahlen, bei denen in Sachsen die vom Verfassungsschutz im Freistaat als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD nahezu flächendeckend Zugewinne verbuchen konnte. Bei der Kabinettssitzung in Leipzig beschäftigte sie auch die beiden Innenminister aus Sachsen und NRW. Vor allem mit Blick auf die besprochenen Themen Clankriminalität und das Erstarken extremistischer Kräfte in beiden Bundesländern.

"Clankriminalität entwickelt sich auch im Freistaat Sachsen zunehmend zu einem sicherheitsrelevanten Themenfeld", sagte der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU). Ein Austausch der beider Bundesländer sei deshalb von großer Bedeutung. "Wir brauchen dringend spürbare deutsche Lösungen in der Migrationsfrage." Die zwei am meisten spürbaren seien etwa die Abschiebung von Terrorgefährdern und Mehrfach- sowie Intensivstraftätern. Zudem brauche es eine stärkere Zurückweisungsquote an den deutschen Grenzen. 

Wir brauchen dringend spürbare deutsche Lösungen in der Migrationsfrage.

Armin Schuster Innenminister Sachsen

Wüst will bestehende Unterschiede zwischen Ost und West überwinden

NRW-Regierungschef Wüst sagte in Leipzig, bei aller Gemeinsamkeit seien die alten und neuen Bundesländer immer noch sehr unterschiedlich - im 35. Jahr nach der Wiedervereinigung. Daher sei es umso wichtiger, aufeinander zuzugehen. Wüst und Kretschmer betonten unter anderem das gemeinsame Vorgehen beim Strukturwandel im Zusammenhang mit dem Ende des Abbaus der Braunkohle. Schon zuvor hatte Wüst in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland für mehr Austausch zwischen Ost- und Westdeutschland geworben und einen Einigungsvertrag 2.0 vorgeschlagen. Zum Beispiel seien junge Menschen aus Ost und West in Projekten stärker zusammenzubringen.

Das Tor der Gedenkstätte Buchenwald liegt im Nebel.
Schülerinnen und Schülern sollen gemeinsame Besuche in Gedenkstätten - im Bild des ehemalige KZ Buchenwald - im Rahmen politischer Bildungsarbeit ermöglicht werden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Bei der politischen Bildung wollen beide Bundesländer Schülerinnen und Schülern mindestens einmal in ihrem Schulleben einen Gedenkstättenbesuch ermöglichen. "Beide Länder sind sich darin einig, dass Aufklärung über antisemitische Stereotype und Handlungsmuster sowie Antisemitismusprävention an Schulen wichtige Handlungsfelder sind", erklärte die NRW-Landesregierung. Die beiden Bundesländer kündigten gemeinsame Projekte mit Partnern in Israel an.

MDR (lam)/dpa/EPD

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 11. Juni 2024 | 19:00 Uhr

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