Bundesweite Schweigeminute Gedenken an bei Terrorakt in Mannheim erstochenen Polizisten
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07. Juni 2024, 18:28 Uhr
Nach dem tödlichen Messerangriff eines mutmaßlichen Islamisten auf einen Polizisten in Mannheim haben bundesweit zehntausende Menschen in einer Schweigeminute des Opfers gedacht. Bundespräsident Steinmeier sprach von einem "blutigen Terrorakt". Auch in Mitteldeutschland erinnerten Polizeibeamte an ihren getöteten 29-jährigen Kollegen.
- Steinmeier spricht von "blutigem Terrorakt"
- Gedenkveranstaltungen auch in Mitteldeutschland
- AfD-Kundgebung am Mannheimer Marktplatz untersagt
- Polizist in Kopf gestochen
- Tat löst Debatte um Abschiebungen aus
Bundesweit haben zehntausende Polizisten und andere Menschen an den durch einen mutmaßlichen Islamisten getöteten Polizisten Rouven Laur erinnert. Auf dem Marktplatz von Mannheim gedachten am Freitag um 11:34 Uhr rund 2.000 Menschen in einer Schweigeminute des 29-jährigen Beamten. Vor einer Woche war Laur in der badischen Stadt bei einem Messerangriff ums Leben gekommen.
Steinmeier spricht von "blutigem Terrorakt"
Im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier legten Eltern und weitere Angehörige des getöteten Polizeibeamten Blumen an jener Stelle nieder, an der sich die Messerattacke vor genau einer Woche ereignete. Minutenlang harrte die Menge in Stille auf dem Platz aus. Auch Steinmeier legte am Tatort ein Blumengebinde nieder. In einer Rede verurteilte der Bundespräsident den Angriff als "blutigen Terrorakt". Der Täter habe offenbar aus einem politischen, mutmaßlich islamistischen Hintergrund gehandelt. Man dürfe sich an die Gewalt in der politischen Auseinandersetzung niemals gewöhnen, forderte er.
Gedenkveranstaltungen auch in Mitteldeutschland
Dem bundesweiten Aufruf der Polizei Baden-Württemberg zu der Gedenkminute dürften bundesweit zehntausende Polizisten gefolgt sein. In Berlin erinnerten nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) rund 2.500 Menschen in einem Schweigemarsch am Potsdamer Platz an ihren getöteten Kollegen.
In Sachsens Landeshauptstadt Dresden gedachten die Beamten der Polizeidirektion Dresden im Beisein von Innenminister Armin Schuster (CDU) Rouven Laur. Die Beamten und Beschäftigten der Polizeidirektion Görlitz trauerten im Hof ihrer Behörde oder in den Dienststellen und Revieren in den Landkreisen Görlitz und Bautzen. Auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde des getöteten Polizisten gedacht.
AfD-Kundgebung am Mannheimer Marktplatz untersagt
Unterdessen durfte nach einer Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg eine für den Freitagabend beantragte AfD-Kundgebung unter dem Motto "Islamismus stoppen" nicht auf dem Mannheimer Marktplatz stattfinden. Das höchste Verwaltungsgericht kassierte eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe, das entgegen einer Entscheidung der Stadt grünes Licht für die Demo am Tatort gegeben hatte. Erlaubt ist eine Kundgebung am nahen Paradeplatz. Zeitgleich soll es eine Gegendemonstration der Antifa geben.
Polizist in Kopf gestochen
Der 29-jährige Polizist Rouven Laur war am vergangenen Freitag infolge einer Messerattacke eines 25-jährigen Afghanen tödlich verletzt worden. Der mutmaßliche Täter hatte mehrere Menschen am Stand der islamkritischen Bürgerbewegung "Pax Europa" auf dem Mannheimer Marktplatz mit einem Messer angegriffen und fünf von ihnen teils schwer verletzt. Der Polizeibeamte wollte eingreifen und erlitt mehrere Stiche im Kopfbereich. Daraufhin stoppte ein anderer Polizist den Angreifer mit einem Pistolenschuss. Rouven Laur erlag später im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Tat löst Debatte um Abschiebungen aus
Der 25-jährige mutmaßliche Täter war 2013 von Afghanistan nach Deutschland gekommen. Nach Presseberichten wurde sein Asylgesuch damals abgelehnt. Er bekam aber später eine befristete Aufenthaltsgenehmigung. Nach der Messerattacke von Mannheim ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen den tatverdächtigen Afghanen. Sie geht von einem gegen die Meinungsfreiheit gerichteten Angriff aus.
Die Tat von Mannheim löste eine Debatte über die Konsequenzen aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte den tödlichen Messerangriff als "Terror"-Akt und forderte am Donnerstag in einer Regierungserklärung, Schwerstkriminelle auch wieder nach Afghanistan und Syrien abzuschieben.
dpa/AFP/epd/KNA(dni)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Juni 2024 | 14:30 Uhr