60. Geburtstag "Unglaublich intensive Zeit": Marion Ackermann als SKD-Direktorin in Dresden verabschiedet
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02. Februar 2025, 09:00 Uhr
Kurz vor ihrem 60. Geburtstag am 2. Februar endete ihre Amtszeit als Direktorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie geht neue Wege in Berlin, wird Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Am Donnerstag wurde sie offiziell verabschiedet und ihr Wirken in Dresden gewürdigt. In ihre Amtszeit fallen Erfolge wie die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung oder der Erhalt des Gerhard-Richter-Archivs, aber auch der Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe. Eine Bilanz.
- Marion Ackermann blickt auf acht Jahre als Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zurück und spricht von einer "unglaublich intensiven Zeit".
- Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer und Kulturministerin Barbara Klepsch würdigten Ackermanns Schaffen.
- In Ackermanns Amtszeit fallen große Erfolge, aber auch die Corona-Krise und der Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe.
Am Donnerstag ist in Dresden Marion Ackermann feierlich als Leiterin der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) verabschiedet worden. Bei der internen Veranstaltung im kleinen Kreis waren laut SKD nur wenige geladene Gästen anwesend, darunter Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Kulturministerin Barbara Klepsch, Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert sowie der Kunstsammler Egidio Marzina. Nach acht Jahren Amtszeit wechselt Ackermann zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) in Berlin. Wer ihre Stelle in Dresden künftig übernehmen soll, wurde bislang noch nicht bekanntgegeben.
Für mich war es eine unglaublich intensive Zeit.
"Es war eine unheimlich bewegte Zeit, jeder Tag war anders", sagte Ackermann MDR KULTUR. "Für mich war es eine unglaublich intensive Zeit." Sie sei dankbar für die Erfahrungen und die Menschen, mit denen sie habe arbeiten dürfen. Da sie selbst aus dem Bereich Zeichnung komme, habe sie sich im Kupferstichkabinett immer zuhause gefühlt. Ackermann, 1965 in Göttingen geboren, leitete vor den SKD in Dresden das Kunstmuseum Stuttgart und die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.
Eine Freude sei es für sie aber auch gewesen, sich neue Welten zu erschließen, wie im Mathematisch-Physikalischen Salon oder beim Entwickeln des Puppentheatermuseums im Kraftwerk Mitte. Im Rückblick auf ihre Amtszeit würde sie aber heute auch manches anders machen, wie sie erklärte: "Ich bin im November 2016, als ich hier eintraf, das allererste Mal überhaupt in meinem Leben mit Xenophobie, mit Ausländerfeindlichkeit, konfrontiert worden." Auch über die deutsch-deutsche Geschichte und die Ostmoderne habe sie damals "eigentlich viel zu wenig" gewusst.
Kretschmer über Ackermann: "Acht gute Jahre"
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer spricht mit Blick auf Marion Ackermanns Zeit in Dresden von acht guten Jahren. Dass sie zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz geht, sei für die nächsten Jahre "eine große Chance, was gemeinsame Projekte angeht", so Kretschmer bei MDR KULTUR. Einmal mehr würden Museumsdirektoren der SKD "Führungspersönlichkeiten der großen Museen der Welt". Damit bezog er sich auf Martin Roth, der von Dresden ans Victoria and Albert Museum in London wechselte, und Hartwig Fischer, der zum British Museum ging.
Einmal mehr werden Museumsdirektoren der Staatlichen Kunstsammlungen hier in Dresden die Führungspersönlichkeiten der großen Museen der Welt.
Die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch schätzt Marion Ackermann ebenso und sagte MDR KULTUR: "Sie hat unsere Staatlichen Kunstsammlungen – es ist ja ein Verbund mit 15 Museen – wirklich weltweit toll positioniert. Gerade auch in Zeiten, in denen das Thema Digitalisierung eine große Rolle spielt." Mit Blick auf die Besucherzahlen der vergangenen zehn Jahre sei Ackermanns letztes Jahr, 2024, das zweitbeste Jahr gewesen. 2,3 Millionen Menschen seien in die Museen der Staatlichen Kunstsammlungen gekommen.
Kulturministerin: Ackermann ging es um mehr als Kunst
Im Interview mit MDR KULTUR hob Klepsch zudem die Caspar-David-Friedrich-Ausstellung im vergangenen Jahr hervor. Und dazu: "Das geht mir sehr tief unter die Haut: unsere Kinderbiennale". Diese sei deutschlandweit einmalig. Marion Ackermann habe sie in Dresden im Japanischen Palais etabliert. Mit mehr als 100.000 Besucherinnen und Besuchern im vergangenen Jahr, strahle die Kinderbiennale weit über die Grenze Sachsens hinaus, so Klepsch. Die Kinder seien die Besucherinnen und Besucher von morgen.
Und Klepsch fügte hinzu: "Was für mich wirklich bezeichnend für Marion Ackermann ist: Dass es bei ihrer Arbeit nie nur um Kunst und Kultur geht, sondern dass es immer ein ganz wichtiges Anliegen von ihr war, Brücken zu bauen, zwischen Kunst, Kultur und den Menschen – in Dresden, im Freistaat Sachsen und weit darüber hinaus."
Juwelenraub in Dresden
In Ackermanns Amtszeit fällt aber auch der spektakuläre Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe 2019, bei dem Kunst- und Schmuckobjekte im Wert von mehr als 100 Millionen Euro gestohlen worden waren. Die Täter wurden später verurteilt. Die meisten gestohlenen Kunststücke kehrten nach Dresden zurück, einige sind jedoch bis heute verschollen. "Das ist natürlich ein dunkler Schatten", sagte Barbara Klepsch MDR KULTUR und sprach von einer "unglaublich schwierigen Zeit". Es sei aber gleichzeitig Ackermanns Engagement zu verdanken, dass man im vergangenen Jahr wieder Stücke präsentieren konnte.
Dresdens Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch kritisierte im Gespräch mit MDR KULTUR den Umgang von Politikern, Medien und anderen Akteuren mit der Generaldirektorin nach dem Diebstahl. Sie sei an den Pranger gestellt worden – "obwohl die Verantwortung für die Sicherheitsfrage auf verschiedene Schultern verteilt ist, auch innerhalb der Behörden des Freistaates". Ackermann habe dann proaktiv an der Verbesserung bestimmter Abläufe und an der Optimierung des Sicherheitskonzeptes gewirkt. Generell hätten sich die SKD unter ihrer Leitung weiter zu einem progressiven, lebendigen Museumsverbund entwickelt, der das kulturelle Leben und die touristische Attraktivität Dresdens entscheidend voranbringe.
Große Ausstellungserfolge und Corona-Schließungen
Zu Ackermanns Errungenschaften gehört die vertragliche Absicherung, dass das 2006 gegründete Gerhard Richter-Archiv dauerhaft in Dresden bleibt. Richter ist einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler der Welt und wurde in Dresden geboren. Auch in ihre Amtszeit fielen ab 2020 die corona-bedingten Schließungen der Museen.
Besonders ereignisreich gestaltete sich das vergangene Jahr: 2024 eröffneten die Staatlichen Kunstsammlungen gleich zwei neue Museen, darunter das Archiv der Avantgarden, das vom internationalen Kunstkritikerverband zum Museum des Jahres gewählt wurde. Es beherbergt die Sammlung des deutsch-italienischen Mäzens Egidio Marzona mit mehr als 1,5 Millionen Objekten aus dem 20. Jahrhundert, darunter Möbel, Design sowie Kunst. Ackermann begleitete die Entstehung des Museums von Anfang mit.
Ebenfalls seine Tore öffnete 2024 das neue Museum für die Puppentheatersammlung im Kraftwerk Mitte. Damit fand eine der größten Sammlungen ihrer Art einen festen Standort.
Caspar David Friedrich und die SKD
Anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich präsentierten die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden die Schau "Wo alles begann" in Albertinum und im Kupferstichkabinett, für die auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Dresden kam. Insgesamt besuchten die Schau etwa 236.000 Menschen aus dem In- und Ausland. Damit war sie eine der erfolgreichsten Ausstellungen in der Geschichte der SKD.
Quellen: MDR KULTUR (Grit Krause, Ole Steffen, Tino Dallmann, Ines Herrmann), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Stadt Dresden
Redaktionelle Bearbeitung: jb, sg, bh, lk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 31. Januar 2025 | 06:30 Uhr