"John Cage. Museumcircle" Industriemuseum Chemnitz: Die "zufälligste" Ausstellung der Kulturhauptstadt
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31. Januar 2025, 14:52 Uhr
Das Industriemuseum Chemnitz zeigt mit "John Cage. Museumcircle" eine Ausstellung, die nach dem Zufallsprinzip funktioniert. Das Konzept dazu stammt von dem US-amerikanischen Komponisten und Avantgarde-Künstler John Cage. Objekte aus 53 verschiedenen Museen der Kulturhauptstadt-Region wurden zufällig ausgewählt und in der Schau – ebenfalls mit zufälligen Platzierungen – zusammenführt. So kann man tief in die Kultur- und Industriegeschichte eintauchen – mit überraschenden Einblicken.
- Die Ausstellung "Museumcircle" nach einer Idee des Avantgarde-Künstlers John Cage zeigt zufällig ausgewählte Objekte.
- Zu sehen gibt es Überraschendes, so u.a. eine Kokosnuss mit einem Miniaturbergwerk oder ein bronzezeitliches Beil.
- Die vielfältige Schau zeigt, dass die Kulturhauptstadt-Region Chemnitz stolz auf ihre Industrie- und Innovationsgeschichte sein kann.
Mit dem Öffnen der Museumstür steigt die Spannung. Was darf man von einer Ausstellung erwarten, für die John Cage (1912-1992) eine Partitur schrieb? Der amerikanische Avantgarde-Komponist und Fluxus-Künstler spielte in seinen Werken gern mit den Erwartungen des Publikums. So komponierte er mit "4'33" ein Stück, das gänzlich ohne einen gespielten Ton auskommt. Oder er ließ, wie bei "Music of Changes", einfach den Zufall über die Noten entscheiden.
Zufall als Prinzip
Der Zufall führt auch in seiner Arbeit "Museumcircle" von 1991 Regie. "Alle Museen einer Stadt geben eine gleiche Anzahl von Exponaten in ein anderes Museum dieser Stadt", erklärt Alexander Ochs, Ideengeber der Ausstellung in Chemnitz, das Konzept, "und alle Exponate, wie auch die Plätze werden per Zufallsprinzip ausgewählt."
An der Ausstellung im Industriemuseum haben sich 53 Museen aus Chemnitz und der Region beteiligt. Sie gaben mit ihren Objekten gleichzeitig auch die Kontrolle darüber ab, was weiterhin mit diesen geschieht.
Der Leiter des Industriemuseums Chemnitz, Jürgen Kabus, freut sich deshalb besonders, dass sich so viele Ausstellungshäuser auf für das Experiment gewinnen ließen. "Ich glaube, für gestandene Museumsleute hat das wirklich was mit Einlassen zu tun", sagt Kabus bei MDR KULTUR.
Denn der Zufallsgenerator wählte nicht nur die Objekte aus, sondern er entschied auch darüber, an welcher Stelle sie in der Ausstellung gezeigt werden sollen. Jürgen Kabus fasziniert die so entstandene Vielfalt: "Das Metall neben dem Holz, ein ganz kleines Objekt neben etwas Größerem, Bekanntes neben Unbekanntem."
Insgesamt 101 Stücke aus Museen wie dem Deutschen Enduro-Museum Zschopau, dem Textil- und Rennsportmuseum in Hohenstein-Ernstthal, der Zeitwerkstatt in Frankental oder den Kunstsammlungen Zwickau kommen auf diese Weise in der Ausstellungshalle zusammen.
Eine Schau voller Überraschungen
Den Besucherinnen und Besuchern öffnet sich in der Schau ein Parcours voller Überraschungen: Das Modell einer Köhlerei, aus Holzresten zusammengeklebt und liebevoll bemalt. Ein bronzezeitliches Beil, ein Parfümflakon, ein Spielbrett für "Kosmonaut ärgere Dich nicht" mit dem Schriftzug von Sigmund Jähn, eine Kokosnuss mit einem Miniaturbergwerk im Inneren.
Auf Beschriftungen hat man in der Ausstellung absichtlich verzichtet. QR-Codes an den Objekten sowie ein Begleitheft bieten trotzdem die Möglichkeit, mehr über die Wunderdinge zu erfahren, die da auf dem Boden liegen, in Vitrinen schimmern oder von der Decke hängen. Jedes einzelne Stück erzählt von der Geschichte dieser Region als Industriestandort mit 500-jähriger Bergbautradition.
Kaum einer weiß, dass das Patentgesetz in den 1870er-Jahren in Chemnitz geschrieben worden ist. Und das nicht ohne Grund, weil hier ganz viele Innovationen passiert sind.
Bergbau als Motor für Innovationen
"Der Bergbau hat die finanzielle Kraft geliefert, dass Sachsen investieren konnte", erklärt Kabus, was Sachsen, trotz aller Umbrüche, immer wieder nach oben gebracht habe.
Den Titel Kulturhauptstadt Europas versteht er als Fokus auf eine Region, die sehr stolz auf ihre Industrie auf ihre Innovationskraft sein kann. So erläutert Kabus: "Kaum einer weiß, dass das Patentgesetz in den 1870er-Jahren in Chemnitz geschrieben worden ist. Und das nicht ohne Grund, weil hier ganz viele Innovationen passiert sind."
Viele dieser Pionierleistungen warten in Museen in und um Chemnitz darauf, bestaunt zu werden. Die Ausstellung "John Cage. Museumcircle" im Industriemuseum in Chemnitz ist dafür der ideale Ausgangspunkt.
Informationen zur Ausstellung
"John Cage. Museumcircle"
Ausstellung
31. Januar 2025 bis 18. Mai 2025
Adresse
Industriemuseum Chemnitz
Zwickauer Straße 119
09112 Chemnitz
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 10 bis 17 Uhr
Montags geschlossen
Quelle: MDR KULTUR (Eva Gaeding)
Redaktionelle Bearbeitung: op, tis
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 31. Januar 2025 | 06:15 Uhr