Tag der offenen Tür Palucca Hochschule in Dresden feiert 100 Jahre mit Tag des Tanzes
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01. Februar 2025, 03:30 Uhr
2025 feiert die Palucca Hochschule für Tanz in Dresden ihr 100. Jubiläum. Sie ist die einzige deutsche Hochschule, in der ausschließlich Tanz gelehrt wird, und gilt als eine der renommiertesten Ausbildungsstätten weltweit. Gründerin Gret Palucca etablierte als Pionierin des modernen Tanzes einen Stil mit völlig neuen Ausdrucksformen, die Lebensfreude vermittelten statt klassischer Strenge. Am Samstag lädt die Hochschule zum "bunten Tag des Tanzes", um das Jubiläum im Sinne von Palucca zu feiern.
- Auch mit einem Tag des Tanzes feiert die Palucca Schule in Dresden die 100 Jahre ihres Bestehens.
- Gründerin Gret Palucca vermittelte darin ihre expressive Vorstellung von modernem Tanz.
- An der Hochschule steht der wertschätzende Umgang mit den Studierenden aus aller Welt im Fokus.
Wie gern wäre man in diesem Moment dabei gewesen: Das Schwarzweißfoto, das weithin sichtbar im sonst weißen Hochschulflur hängt, zeigt Gret Palucca (1902-1993) im Jahr 1962, lachend, inmitten von Hochschulangehörigen. Studentinnen und Studenten, Kollegen, und, den Schürzen nach zu urteilen, sogar die Küchenfrauen strahlen gemeinsam in die Kamera. Es ist ein Bild voller Leben. Der kreative Geist, der diesem Moment innewohnt, ist bis heute spürbar.
Tag der offenen Tür am 1. Februar 2025
*Ab 10 Uhr startet das Programm
*Besucherinnen und Besucher können nicht nur zusehen, sondern auch selbst mittanzen
*Dafür sollten dicke Socken oder Schläppchen mitgebracht werden.
*Geplant sind Improvisationsworkshops, Hospitationen, ein Kunstworkshop für Kinder, öffentliche Gesprächsrunden mit renommierten Gästen sowie die Aufzeichnung von Interviews von ehemaligen Absolventen und Zeitzeugen.
Tanz ist Vielfalt
Gerahmte Fotos zieren auch das Büro der aktuellen Rektorin der Palucca Hochschule für Tanz. Katharina Christl ist seit dem Sommer 2024 im Amt. Die gebürtige Dresdnerin studierte selbst an der Palucca Hochschule für Tanz und lernte ihre prominente Vorgängerin als Kind kennen. "Man sieht hier die verschiedenen Bilder von verschiedenen Projekten, aus unterschiedlichen Studiengängen", erläutert Christl. "Und man sieht verschiedene Herangehensweisen und die Vielfalt, wie Tanz sein kann."
Darunter sind auch fotografische Erinnerungen an die Tanzwochen auf Hiddensee. Jeden Sommer zeigen Studierende dort, wo früher Gret Paluccas Sommerhäuschen stand, gemeinsam ihre Kunst. Eine intensive Zeit sei das, erzählt Katharina Christl, bereichernd nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Tänzerinnen und Tänzer.
So erfahre man immer wieder neue Geschichten über Gret Palucca. "Man entdeckt: Ah, so hat sie ihr Brötchen gegessen. Oder so war das beim Bäcker in Kloster. Und das ist echt spannend und das macht's natürlich auch für die Studierenden nochmal viel greifbarer und näher, als wenn man vielleicht Bilder ansieht oder ein Buch liest."
Moderner Tanz als künstlerisches Erbe
Das Erbe ihrer Gründerin bewahrt die Hochschule bis heute auch in ihrem Lehrkonzept. Freie Improvisation und zeitgenössischer Tanz sind wichtige Komponenten der Ausbildung. Denn mit ihrer Schule, die gleichzeitig als Tanzkompanie auf Tour ging, wollte Palucca ihre eigene Vorstellung von modernem Tanz umsetzen – in Abgrenzung zu den starren Regeln des klassischen Balletts, aber auch zum expressionistischen Pathos ihrer einstigen Lehrerin Mary Wigman.
1939 schlossen die Nationalsozialisten die Schule. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wiedereröffnet und durch die Ausbildung in klassischem Tanz erweitert, avancierte sie als staatliche Fachschule zu einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für professionelle Tänzerinnen und Tänzer.
Sie wollte nie, dass man sie kopiert. Sie war vielmehr eine Vermittlerin einer bestimmten Dynamik, einer Idee, einem Gespür.
Heute sind zudem Master-Studiengänge in Choreografie und Tanzpädagogik hinzugekommen. Diese Vielfalt sieht Katharina Christl als das eigentliche Erbe Gret Paluccas an. "Sie wollte nie, dass man sie kopiert. Sie war vielmehr eine Vermittlerin einer bestimmten Dynamik, einer Idee, einem Gespür. Und das ist das, was wir weitervermitteln und auch ins Heute bringen wollen."
Kommunikation statt Autorität in Dresden
Ein Konzept, das offensichtlich Früchte trägt. Aus aller Welt kommen junge Menschen an die Hochschule zum Studieren. Zum Beispiel Noé Valdes Vega. Geboren in Mexiko, kam er nach seinem Studium des zeitgenössischen Tanzes am Mexican National Institute of Fine Arts nach Dresden.
Er absolviert die künstlerische Meisterklasse an der Palucca Hochschule für Tanz. "Durch Bewegung treten wir mit der Welt in Kontakt. Tanz zu studieren, bedeutet für mich deshalb erst einmal, Bewegung zu studieren", erzählt er. "Das an der Palucca Schule zu tun ist ein Privileg, denn sie bietet ein offenes Feld von Möglichkeiten." Valdes Vega findet es beglückend, wenn es ihm gelingt, durch Tanz eine Verbindung zu anderen Menschen aufzubauen.
Palucca steht für eigene künstlerische Wege
Doch wie steht es um das Miteinander im Studienalltag? In einem Metier, das, wie der Leistungssport, von Disziplin, hartem Training und Konkurrenz geprägt ist? "Das hat sich seit den 90er-Jahren wirklich sehr stark verändert", weiß Rektorin Katharina Christl aus eigener Erfahrung. "Also die mentale und körperliche Gesundheit ist viel mehr in den Vordergrund gerückt." Dazu gehöre auch ein wertschätzendes Feedback.
Katharina Christl sieht hier ein lohnendes Ziel für das zukünftige Gesicht der Hochschule. "Ich denke, Kommunikation ist ein lebenslanges Lernen. Das ist ja auch das Spannende: Wie begegnen wir uns als Menschen?" Sie wünscht sich, dass die Absolventinnen und Absolventen die Hochschule mit dem Mut verlassen, ihren eigenen künstlerischen Weg zu gehen – so wie Gret Palucca vor einhundert Jahren den Grundstein dafür legte.
Redaktionelle Bearbeitung: hro, tis, lig, lk
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 01. Februar 2025 | 08:40 Uhr