Löscheinsatz bei Unfall auf der A2 Feuerwehr-Einsatzleiter dankt Bauern für ihre Hilfe
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19. August 2024, 15:00 Uhr
Auf der A2 bei Irxleben brannten Mitte August drei Lkw und ein Wohnmobil, ein Mann kam ums Leben. Die Autobahn war stundenlang gesperrt, es gab kilometerlange Staus auf der A2 und der B1. Einsatzleiter Stefan Libbe sprach mit MDR SACHSEN-ANHALT über die Herausforderungen beim Brand und den besonderen Einsatz von zwei Landwirten.
MDR SACHSEN-ANHALT: Herr Libbe, wie haben Sie als Einsatzleiter den Löscheinsatz wahrgenommen?
Stefan Libbe: So ein Lkw-Brand auf der Autobahn gehört zu den Standardeinsätzen, aber das Ausmaß dieses Einsatzes mit den drei Lkw, die die kompletten Fahrspuren versperrten, war schon eine herausfordernde Lage. Dass auch ein Camper betroffen war, wo eine Person es nicht geschafft hat, das Fahrzeug rechtzeitig zu verlassen, macht es ensprechend schwieriger.
Es herrschten 33 bis 34 Grad an dem Tag. War das eine Belastung für die Kameraden?
Für einen Feuerwehrkameraden unter Atemschutz ist jeder Einsatz eine Belastung. Jeder Brandeinsatz ist schwierig bei diesen Außentemperaturen. Man kann 20 Minuten unter Atemschutz arbeiten, dann ist die Flasche leer geatmet. Und bei den Temperaturen, die wir hatten, ist es schwer für die Kameraden, sich zu regenerieren und wieder in den Einsatz gehen zu können. Wie haben mit Getränken versucht gegenzuwirken, aber ein halber Liter Wasser ist da auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wie gelang es, den Brand zu löschen?
Wasserversorgung ist auf der Autobahn immer ein Thema. Wir haben wasserführende Fahrzeuge, die für den ersten Angriff genug Wasser mitbringen. Dann haben wir mit Wehren aus Haldensleben Spezialtechnik nachgefordert. Was uns zugutekam war, dass uns zwei Bauern mit Traktoren unterstützt haben. Da muss man Danke sagen, gerade vor dem Hintergrund, dass ein Bauer einfach gesehen hat: Da hinten ist eine große Rauchsäule, ich fahre da mal hin. Er wurde nicht angefordert, er kam einfach und hat uns den ganzen Tag unterstützt. Also, dafür ein Riesen-Dankeschön!
[...] ein Bauer [hat] einfach gesehen [...]: Da hinten ist eine große Rauchsäule, ich fahre da mal hin. Er wurde nicht angefordert, er kam einfach und hat uns den ganzen Tag unterstützt.
Hätten Sie ohne Unterstützung der Landwirte trotzdem Herr der Lage werden können? Oder wäre es kritisch geworden?
Das hätten wir hinbekommen, auf jeden Fall. Natürlich hätten wir dann noch mehr Feuerwehrkräfte und Tanklöschfahrzeuge alarmieren müssen. Die Pendelstrecken oder die Fahrtwege wären für uns weiter gewesen. Wenn man bedenkt, dass so ein Fahrzeug zwischen 2.000 und 4.000 Liter Wasser dabei hat, ist das mit den Traktoren mit 20.000 Litern Wasser auf einen Schlag ein ganz anderes Verhältnis.
Wäre es möglich, größere Fahrzeuge mit 20.000 Litern Fassungsvolumen zu beschaffen?
Prinzipiell muss man sagen: Denkbar ist diese Lösung. Man muss das Gesamtkonzept im Auge haben, denn so ein Fahrzeug muss irgendwo stehen. Auch beim Thema Feuerwehrhäuser, wo einige in alten Scheunen stationiert sind, gibt es Entwicklungsbedarf. Jeder Stellplatz mehr – da reden wir über tausende, hunderttausende Euro. Das muss man natürlich berücksichtigen. Das kann man nicht den Kommunen aufdrücken. Es muss über ein Konzept im Land, vielleicht sogar bundesweit, nachgedacht werden.
Landesfeuerwehr-Chef Lohse fordert bessere Löschwasserversorgung an der A2
Der Chef des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, Kai-Uwe Lohse, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, an der Autobahn gebe es in der Regel weder ein Hydrantennetz noch offene Entnahmestellen. Er ist dafür, größere Tanklöschwagen mit einem Fassungsvermögen von bis zu 20.000 Litern an der A2 strategisch zu positionieren.
In der Regel haben die Löschfahrzeuge der Gemeinden 2.000 bis 5.000 Liter Fassungsvermögen. Das könne in bestimmten Fällen zu wenig sein. Lohse schlägt vor, die Finanzierung solcher Fahrzeuge zu dritteln. Gemeinde, Land und Bund würden sich die Kosten teilen, schließlich sei es auch eine Bundesautobahn. Außerdem könnte die Maut dafür genutzt werden.
Die A2 gilt laut Unfallstatistik als eine der gefährlichsten Autobahnen in Deutschland. Sieht sich die Feuerwehr optimal vorbereitet, auch was die Versorgung mit Löschwasser angeht?
Da muss man wissen: Wie ist der Werdegang für Technik, Ausrüstung, also für die Beschaffung der Feuerwehr? Die Hohe Börde macht eine Gefahrenanalyse und stellt eine Brandschutzbedarfsplanung auf. Da muss die A2 natürlich mitberücksichtigt werden, auch die A14, die durchs Gemeindegebiet geht. Und dementsprechend werden Fahrzeuge und Technik für potenzielle Einsätze vorgesehen.
Diese Brandschutzbedarfsplanung setzt die Gemeinde sukzessive um. Alles auf einen Schlag geht nicht. Es gibt Fördermittel vom Land für einige Fahrzeuge, Ausstattung, Feuerwehrhäuser. Da kann man sich als Feuerwehrmann immer mehr wünschen. Aber Technik muss auch bedient werden. Und da ist eher wichtig: Wir brauchen Feuerwehrkameraden, die sich aktiv beteiligen. Und die wachsen dummerweise nicht auf dem Hof.
MDR (Michel Holzberger, Cornelia Winkler)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. August 2024 | 19:00 Uhr
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