Fehlender Brandschutz Gesperrter Campingplatz am Schachtsee in Wolmirsleben: Mehrere Siegel gebrochen
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11. April 2025, 15:56 Uhr
Schon zu DDR-Zeiten campten Menschen am Schachtsee in Wolmirsleben. Bereits seit Jahren gibt es allerdings Streit zwischen Betreiber und Behörden im Salzlandkreis. Zuletzt hatten die Behörden den Campingplatz dicht gemacht und dies mit fehlenden Genehmigungen begründet. Haben sich trotzdem nicht alle an die Sperrung gehalten?
Am gesperrten Campingplatz am Schachtsee in Wolmirsleben sind gebrochene Siegel festgestellt worden. Wie der Salzlandkreis MDR SACHSEN-ANHALT am Freitag mitteilte, wurden an den Toren zum Campingplatz insgesamt fünf gebrochene Siegel zur Anzeige gebracht. Demnach wurden alle Siegel erneuert. Der Landkreis verweist noch einmal auf das Betretungs-Verbot.
Campingplatz am Schachtsee seit Anfang April gesperrt
Bauamt und Polizei im Salzlandkreis hatten den Campingplatz am Mittwoch vergangener Woche (2. April) gesperrt. Nach Einschätzung der Behörden befinden sich auf dem Campingplatz etliche Gebäude, die ohne offizielle Genehmigung errichtet wurden – vermutlich schon zu DDR-Zeiten. Laut Bauamt gibt es vor allem Mängel beim Brandschutz.
Der Salzlandkreis erklärte, das Verwaltungsgericht habe die Maßnahmen überprüft und bestätigt. Demnach haben Behörden bei fachlich begründeten Zweifeln an der Brand-Sicherheit die Befugnis, ohne Kompromisse zu handeln, um eine "Gefahr für Leib und Leben sämtlicher Nutzer auszuschließen".
Jahrelanger Betrieb auf Campingplatz ohne Genehmigungen
Die Sperrung ist der vorläufige Höhepunkt eines jahrelangen Streits zwischen dem Betreiber des Campingplatzes und den Behörden. Besitzer Joachim Nöske sagte MDR SACHSEN-ANHALT, er habe in die Anlage investiert, sie sei ausgebaut worden, es habe Konzerte und Veranstaltungen gegeben. Laut Bauamt passierte das alles jedoch ohne die nötigen Genehmigungen.
Auslöser des Streits war ein größeres Treffen sogenannter Irish Traveller vor einigen Jahren. Sie gelten als fahrendes Volk. Es kam zu Ruhestörungen und zum Teil gewaltsamen Auseinandersetzungen. Die Behörden begannen, das Gelände genauer zu inspizieren.
Nach eigenen Angaben wirft der Salzlandkreis den Betreibern Tatenlosigkeit vor. Zwei Jahre lang habe man versucht, auf sie einzuwirken. Ausreichende bauliche Veränderungen und Verbesserungen beim Brandschutz hat es aus Sicht des Landkreises aber nicht gegeben. Außerdem heißt es: "Erhebliche Eingriffe in die Natur und das Gewässer wurden in dieser Zeit vom Eigentümer der Fläche nicht rückgängig gemacht", deshalb sei man gezwungen gewesen, zu handeln und den Platz zu schließen.
Rückblick auf den Streit um den Campingplatz
August 2022: Irish-Traveller-Treffen
- Auf dem Gelände findet ein mehrtägiges Treffen von mehreren Hundert Irish Travellern statt. Es kommt zu Beschwerden wegen Lärms, Autorennen und Müll – die Polizei muss mehrfach anrücken.
März 2023: Erste Nutzungsuntersagung
- Der Salzlandkreis untersagt den Betrieb des Campingplatzes wegen fehlender Baugenehmigungen und brandschutzrechtlicher Mängel.
Mai 2024: Allgemeinverfügung
- Die Bauaufsicht erlässt erneut eine Nutzungsuntersagung und fordert alle Nutzer auf, die Nutzung umgehend einzustellen.
August 2024
- Zwangs-Androhung: Der Salzlandkreis kündigt den Einsatz unmittelbaren Zwangs an, falls das Gelände nicht bis zum 31. August geräumt ist.
- Polizeieinsatz: Medien berichten über einen massiven Polizeieinsatz auf dem Platz zur Sicherung der Maßnahmen.
September 2024: Teilweise Versiegelung
- Bei einer Kontrolle durch Bauamt und Feuerwehr werden auf sechs Parzellen gravierende Mängel festgestellt und die betreffenden Objekte versiegelt. Andere Nutzer können durch eigene Maßnahmen (z. B. Rückbau) die Schließung abwenden.
Februar 2025: Letzte Anordnung
- Im Amtsblatt wird die Frist zur vollständigen Räumung und Durchsetzung der Untersagung formal veröffentlicht.
März 2025: Letzte Frist läuft ab
- Der Salzlandkreis setzt eine endgültige Frist zur Räumung bis zum 31. März. Einige Camper protestieren öffentlich, u. a. mit Bannern an der Straße.
April 2025: Versiegelung und Nutzungsverbot
- Der Platz wird vollständig geschlossen, Campern wird der Zutritt untersagt. Das Bauamt lässt verbliebene Gebäude versiegeln.
Betreiber bittet Landrat um Hilfe
Campingplatz-Betreiber Nöske sagte, der Landrat sollte sich die Situation einmal vor Ort anschauen. Viele Rentner, die hier ihren Lebensabend verbrächten, seien einfach vertrieben worden.
Das sagen Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter zum Thema
In den sozialen Netzwerken wird das Camping-Aus am Schachtsee stark diskutiert. Unter dem Facebook-Post von MDR SACHSEN-ANHALT wird überwiegend kritisch und emotional diskutiert.
So macht Userin Petra Dreyer etwa ihrem Unmut Luft: "Das ist eine bodenlose Frechheit, was hier passiert. Dieser Campingplatz muss weiter existieren."
Userin Christine Kaufmann äußert ebenfalls Unverständnis für die Schließung: "die Camper haben mit ziemlich hohen Kosten nachgesorgt, es mussten überall, an jedem Grundstück Feuermelder befestigt werden. Sie haben auch nachträglich Auflagen erfüllt auf eigene Kosten."
User Frank Nagel-Turiaux findet: "Wo ein Wille ist, wäre auch ein Weg gewesen! Nachträgliche Baugenehmigung mit Auflagen erteilen und bei Erfüllung zum Wohle der Allgemeinheit gedient!"
Einige Userinnen und User begrüßen die Schließung aufgrund des schlechten Zustands der Anlage sowie insbesondere der Sanitäranlagen. So schreibt Brigitte Wrischalla: "mal über den Zustand dort informieren. Die Toiletten usw. sind seit Jahren in einem ekelhaften Zustand, und nicht nur die. Mal die Rezensionen lesen"
Viele Userinnen und User äußern Kritik am Betreiber, der sich nicht um notwendige Genehmigungen und Instandhaltungen gekümmert habe und unterstützen das behördliche Vorgehen. So kommentiert Steffen Schmoock: "wenn die [Baugenehmigungen] nunmal nicht da sind, dann hat die Behörde das Recht, den Platz stillzulegen. Offensichtlich hat der Eigentümer sich diesbezüglich gar nicht kundig gemacht oder es hat ihn nicht interessiert."
User Heiko Dürre schreibt: "Natürlich muss man da irgendwann einen Schlussstrich ziehen, denn der Betreiber hat offenbar gut verdient, ist seinen Pflichten aber nicht nachgekommen."
Auf die Frage, wer von der Schließung jetzt profitiere, schreibt User Marcel Marci Sauer: "Am Schluss [profitiert] der Betreiber. Das ist zur Zeit gang und gäbe auf einigen Plätzen. Denn die, die ihre Hütten abbauen müssen, haben selten Lust nochmal anzufangen, sei es das Alter oder das Geld. Dadurch werden die Dauerplätze frei. Und der Betreiber kann sie für Tagesgäste zur Verfügung stellen. Es gibt mehr Einnahmen und weniger Diskussionen, wenn es nur Tagesgäste sind und keine Dauer-Pächter!!"
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MDR (Tom Gräbe, Jörg Wunram, Sebastian Gall, Daniela Schulze) | Erstmals veröffentlicht am 02.04.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. April 2025 | 12:00 Uhr
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