Arbeitseinsatz in der Dübener Heide: Menschen rammen Holzpfähle in ein Moor. 3 min
Eine Internetplattform aus der Dübener Heide vernetzt freiwillige Helfer in der Region. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MDR/ Janett Scheibe

Ehrenamt Wie die regionale Internetplattform "Regiocrowd" freiwillige Hilfe koordiniert

02. November 2024, 08:52 Uhr

Unterstützung für Natur- oder Denkmalschutzprojekte zu bekommen, ist gerade im ländlichen Raum oft nicht leicht. Eine neue Internetplattform aus Tornau in der Dübener Heide vernetzt nun Menschen, die sich engagieren wollen, mit Projekten, die vielleicht nicht direkt vor der eigenen Haustür liegen.

Ausgestattet mit robuster Arbeitskleidung, einem Outdoor-Hut und stets das geeignete Werkzeug auf der Ladefläche seines Pick-Ups – so ist Axel Mitzka häufig auf dem Gelände des Naturparkträgervereins Dübener Heide e.V. in Tornau anzutreffen. Der in Schwemsal geborene Mitzka ist, wenn man so will, ein echtes "Heidekind" – sowohl privat als auch beruflich fest mit dem Landstrich Dübener Heide verwurzelt.

Langjähriges Engagement für Naturschutz in der Dübener Heide

"Schon als Kind zog es mich immer wieder raus in die Natur. Ihre facettenreiche Tier- und Pflanzenwelt fasziniert mich jeden Tag aufs Neue, schwärmt der 54-Jährige, der seit über 30 Jahren in und für die Dübener Heide unterwegs ist. Mitzka ist seit 1990 aktives Mitglied im Verein und seit 1998 dessen Vorsitzender.

Ein Mann mit Hut steht in der Dübener Heide und hält Gras in der Hand.
Axel Mitzka hat schon viele Projekte auf die Beine gestellt. Bildrechte: MDR/ Janett Scheibe

Unter seiner Leitung realisierte der Verein viele Projekte zum Schutz von Natur und Umwelt mit dem Ziel, die natürliche Schönheit und biologische Vielfalt der Dübener Heide zu wahren. Mit seinem fundierten Wissen und seiner ruhigen, umgänglichen Art vermag es der Naturmensch immer wieder, Menschen für den Naturschutz zu begeistern und zur Mitarbeit zu motivieren.

Geocacher bauen Staudamm im Moor

So auch an einem Samstag, als sich eine Gruppe Geocacher aus Sachsen ankündigte, um bei der Moorverwässerung zu helfen. Ausgerüstet mit Eichenpfählen und großen Hämmern ging es auf die Moorfläche. Mitzka wies die freiwilligen Helfer ein: "Wir treiben jetzt in diesen kleinen Stichgraben diese Eichenpalisaden in zwei Reihen ein und dazwischen füllen wir das mit Sägespänen auf, damit eine Art Staudamm entsteht und der Wasserabfluss aus der Fläche abgebremst wird", erklärt der studierte Landwirt.

In den vergangenen Jahrhunderten wurden Moore oft entwässert und einer Nutzung zugeführt. Aktuell stehen die verbliebenen Moore unter Stress – wegen der jahrelangen Trockenheit in vielen Teilen Sachsen-Anhalts und dem damit einhergehenden Wasserdefizit.

Schäfer mit Herde in der Dübener Heide 30 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Ehrenamtlicher Naturschutz: Gemeinsam mit Spaß an der Sache

Eine Möglichkeit, Moore zu schützen beziehungsweise den Moorbildungsprozess wieder in Gang zu bringen, ist der Verschluss noch vorhandener Entwässerungsgräben. Dabei kann mit relativ einfachen Mitteln Wasser nach Regenperioden und Starkniederschlägen im Moor zurückgehalten werden. Genau das machten die ehrenamtlichen Helfer an diesem Morgen im Heidewald. In nicht einmal einer Stunde waren die massiven Eichenpflöcke in den schlammigen Moorboden geschlagen, und der selbstgebaute Staudamm hielt augenblicklich das so wichtige Wasser zurück.

Die Teilnehmer waren engagiert bei der Sache. "Ich kenne diese Aktionen aus Leipzig nur in Form von Müll aufsammeln, insofern ist das auch mal eine ganz neue Erfahrung. Und ich muss sagen, ich finde es klasse, dass so was gemacht wird", erzählte eine Teilnehmerin begeistert. Eine andere war bis zu den Knien im Moor versunken und lachte über sich selbst. Genauso stellte sich Mitzka ehrenamtlichen Naturschutz vor: gemeinsam mit Spaß an der Sache.

Arbeitseinsatz in der Dübener Heide
Axel Mitzka leitet die Gruppe beim Arbeitseinsatz in der Heide an. Bildrechte: MDR/ Janett Scheibe

Viele Möglichkeiten, sich einzubringen – in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus

"Es kann jeder mit einem Spaten in der Hand selbst anpacken, Bäume pflanzen, beim Wasserrückhalt mitmachen, bei der Waldwiesenpflege, bei tausend Dingen, wo ich früh beginne und mittags fertig bin und sehe, was ich geleistet habe", erklärt der Landschaftsgestalter. Um diese so notwendige Hilfe möglichst effektiv zu bündeln, entstand die Online-Plattform "Regiocrowd".

Das selbsternannte "Engagementportal" bietet vielfältige Möglichkeiten, sich je nach Interesse und Zeit für die Natur vor der Haustür einzubringen – in Sachsen, Sachsen-Anhalt und mittlerweile auch in Thüringen. Auf der Internetseite des Portals finden sich für 18 Regionen in Mitteldeutschland Aktionsgesuche, in denen sich Interessierte in verschiedenen Bereichen der Landschaftspflege engagieren können.

Auf einem Handy ist das Portal Regiocrowd zu sehen.
So sieht das Webportal aus. Bildrechte: MDR/ Janett Scheibe

Verein rettet Fachwerkhaus vor dem Verfall

Nur 18 Kilometer von Tornau entfernt, hat der Heimat- und Traditionsverein Reinharz eine andere Art der Hilfe in Anspruch genommen. Über das Portal wurde eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um das einzige noch existierende Fachwerkhaus in der Gemeinde vor dem Abriss zu bewahren.

Drei Menschen stehen vor einem alten Haus.
Das einstige Feuerwehrhaus in Reinharz ist in die Jahre gekommen. Bildrechte: MDR/ Janett Scheibe

Das Gebäude, das rund um das Jahr 1900 erbaut wurde, verfiel nach seiner Nutzung als Feuerwehrhaus zunehmend – bis sich der Heimatverein entschloss, dieses wertvolle Kulturstück zu erhalten und es denkmalschutzgerecht zu sanieren, erklärt Thomas Schelenz, Chronist beim Heimat- und Traditionsverein Reinharz.

Die Sanierungsarbeiten für das historische Gerätehaus in dem Ort mit 187 Einwohnern konnten so zum Teil refinanziert werden. In weniger als einem Jahr haben die Reinharzer mit regionalen Baufirmen und in Eigenleistung das marode Häuschen wiederbelebt. Das Beispiel zeigt: Ohne ehrenamtliches Engagement würde es in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens eng werden.

Umso sinnvoller erscheint in diesem Zusammenhang die Plattform "Regiocrowd". Der Initiator des Portals, Axel Mitzka, hat es damit geschafft, länderübergreifend die Dübener Heide als Modellregion für bürgerschaftliches Engagement im Naturschutz zu etablieren. Und trägt damit dazu bei, auch künftig ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur zu gewährleisten.

Arbeitseinsatz in der Dübener Heide
Ohne Ehrenamt geht's in manchen Fällen nicht. Bildrechte: MDR/ Janett Scheibe

MDR (Janett Scheibe)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. Oktober 2024 | 19:00 Uhr

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