Tourismus "Wintersport keine tragende touristische Säule mehr"
Hauptinhalt
04. Juli 2023, 16:00 Uhr
In Mitteldeutschland fällt in den Wintersportorten zu wenig Schnee. Dadurch brechen viele Einnahmen weg. Wie können sich Wintersportorte umorientieren? Und wie sieht nachhaltiger Tourismus in Mitteldeutschland aus? Im Harz sind alternative Angebote längst Teil der Branche, heißt es vom Tourismusverband.
Carola Schmidt ist Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes. Für sie ist klar: "Wir müssen uns davon verabschieden, dass der Wintersport eine tragende touristische Säule auf Dauer ist." Denn es gibt einfach zu wenig Schnee in den Wintermonaten. Und das ist nicht nur im Harz der Fall, sondern auch im Erzgebirge und im Thüringer Wald.
Schmidt erklärt, manchmal gebe es ein paar Wochen Schnee, manchmal keinen einzigen Tag. "Wir freuen uns, wenn wir eine tolle Wintersaison haben." Darauf könne man aber nicht bauen, sondern müsse gegensteuern.
Unabhängig vom Schneefall
"Es gibt eigentlich keine Betriebe mehr, die alleine vom Wintersport existieren können", so die Geschäftsführerin. Die Unternehmen hätten alle auf alternative Angebotsstrukturen umgestellt. Betriebe, die im Winter die Skifahrer ausstatteten, würden im Sommer Alternativen anbieten.
Ein Beispiel seien die Lift-Betreiber. Sie bringen laut Schmidt nun in den Sommermonaten Mountainbiker auf die Berge, legen Downhill-Strecken an und bieten Wandertouren an.
Verluste zu kompensieren
Schmidt sagt, man müsse wahrscheinlich damit leben, dass die Wintersporttage weiter zurückgingen. Umso wichtiger sei es, dass Wintersportorte ganzjährig Angebote machten. So könnten die Verluste durch die milden Winter kompensiert werden. In der Harz-Region gebe es zahlreiche Kulturangebote und Indoor-Aktivitäten. Eine sinnvolle Ergänzung seien zudem neue, moderne Aktivangebote wie Monsterroller, E-Bikes, Baumschwebebahnen, die Hängebrücke und andere Aktivitäten, die ganzjährig nutzbar sind.
Reine Wintersportanlagen sieht Schmidt skeptisch: "Nur multifunktionale ganzjährige Nutzungskonzepte für Anlagen machen wirtschaftlich Sinn."
Nachhaltiger Tourismus
Das Thema nachhaltiger Tourismus wird Carola Schmidt zufolge derzeit breit diskutiert, auch auf Landes- und Bundesebene. Wenn Prioritäten wie Ressourcenmanagement oder Energiesparen gesetzt würden, müsse man anderseits die Kosten im Auge behalten. Außerdem gehe es darum, was kurz- und mittelfristig umsetzbar sei und was man langfristig planen müsse.
Das ist (…) kein Sprint, sondern ein Marathon, da werden wir viele Jahre dranbleiben müssen.
Probleme bei der Umsetzung
Carola Schmidt betont, die Probleme der Tourismusbranche dürften nicht aus dem Blick geraten. So belasteten die Unternehmen Arbeitskräftemangel und steigende Energiekosten. Außerdem seien die finanziellen Verluste durch Corona und das damit verbundene niedrigere Budget zu beachten.
Das Wichtigste, so Schmidt, sei für die Betriebe aber, weiter motiviert zu bleiben.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 04. Juli 2023 | 19:30 Uhr