Droht ein Handelskrieg? Politik und Wirtschaft warnen vor Folgen der US-Zölle
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28. März 2025, 09:56 Uhr
Trumps Ankündigung von Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf Auto-Importe sorgt in Deutschland für Besorgnis. Politiker fordern eine entschlossene Antwort der EU. Industrieverbände warnen vor langfristigen Schäden für die deutsche Automobilbranche und die internationalen Lieferketten.
- Bundeswirtschaftsminister Habeck fordert eine entschiedene Reaktion der EU, kündigt aber auch Unterstützung bei Verhandlungen mit den USA an.
- Wirtschaftsexperten halten die Folgen der US-Zölle für Deutschland für überschaubar.
- Die deutsche Automobilbranche und die Industrie blicken nach Trumps Ankündigungen derweil pessimistisch in die Zukunft.
Deutsche Politiker haben eine harte Reaktion der EU auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Einfuhrzölle auf Autos gefordert. Der geschäftsführende Bundeswirtschaftsminiser Robert Habeck sagte, es müsse klar sein, "dass wir gegenüber den USA nicht klein beigeben werden". Gleichzeitig werde Deutschland Brüssel dabei unterstützen, mit den USA eine Lösung durch Verhandlungen zu finden, "die eine Zollspirale abwendet". Der Grünen-Politiker warnte, die Aufschläge würden in die globalen Lieferketten eingreifen und auch US-Autos teurer machen.
Panter: Deutschland muss im Export wettbewerbsfähig bleiben
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter befürchtet massive Probleme durch die Zölle. "Das ist eine schwere Belastung für die Exportnation Deutschland", sagte der SPD-Politiker im Landtag. Der deutsche und europäische Binnenmarkt habe nicht genug Potenzial, um die wegbrechende Nachfrage aufzufangen. Deshalb müsse man die Wettbewerbsfähigkeit jenseits von Zöllen erhöhen.
Experten: Wirtschaft wird nicht allzu sehr leiden
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft hält die Folgen der US-Zollankündigung für Deutschland allerdings für überschaubar. IfW-Ökonom Rolf Langhammer sagte MDR AKTUELL, die Auswirkungen werde man zwar spüren. Sie würden aber im Vergleich mit Ländern wie Mexiko und Kanada eher gering sein. Die Zölle könnten aber dafür sorgen, dass die Preise für Käufer in Deutschland fielen. Wenn der US-Markt wegbreche, seien Autohersteller gezwungen, Zugeständnisse zu machen.
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, erklärte, die US-Zölle auf Autos träfen die deutsche Volkswirtschaft zwar stärker als andere. "Allerdings dürften die unmittelbaren Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft als Ganzes erst einmal begrenzt bleiben." Viele US-Amerikaner würden weiter hochwertige deutsche Autos auch zu höheren Preisen kaufen.
Industrie drängt auf schnelle Verhandlungen zwischen EU und USA
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer fürchtet derweil ein noch schlechteres Geschäft für Deutschlands Exporteure. Für 2025 rechne man ohnehin schon mit einem Rückgang bei den Ausfuhren, sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Mit dem gestrigen Abend sind wir noch pessimistischer."
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, bezeichnete die Entscheidung als fatales Signal für freien und regelbasierten Handel. Sie forderte umgehende Verhandlungen zwischen USA und EU.
Aktien von Autoherstellern brechen ein
Aktien europäischer Autohersteller brachen in Folge der Ankündigung Trumps ein. Bis Mittag gingen die Titel von Porsche, Mercedes-Benz, Volkswagen und BMW um bis zu fünf Prozent nach unten. Auch der Zulieferer Continental verlor. In Mailand sank der Kurs von Opel-Mutter Stellantis auf den niedrigsten Stand seit 2020. In London erreichte die Aktie von Aston Martin ein Rekordtief.
Am Mittwoch hatte US-Präsident Donald Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Auto-Einfuhren aus dem Ausland angekündigt. Die Zölle sollen für alle Autos gelten, die nicht in den USA produziert worden seien, sagte Trump im Weißen Haus. Auch Autoteile sollen bald von den Aufschlägen betroffen sein.
AFP/dpa/Reuters (ys,amu)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. März 2025 | 13:00 Uhr