Öko-Sprit Synthetischer HVO-Diesel kommt an die Tankstellen
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29. Mai 2024, 11:24 Uhr
Der klimaschonende HVO100-Diesel darf an den Tankstellen in Deutschland verkauft werden. Die dafür notwendige Verordnung wurde im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt damit in Kraft. Der ADAC begrüßte die Freigabe als wichtigen Beitrag zur CO2-Senkung bei der Bestandsflotte.
- HVO-Diesel aus Pflanzenölen hergestellt
- Klimabilanz besser, aber teurer
- Neuen Diesel nur bei Freigabe verwenden
- ADAC und BFT begrüßen Einführung
An den Tankstellen darf ab sofort ein neuer Diesel-Kraftstoff verkauft werden. Die dafür notwendige Veordnung wurde im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt damit in Kraft. Der Kraftstoff wird an der Tankstelle mit dem Zusatz XTL vermarktet und ist für viele Dieselfahrzeuge geeignet.
HVO-Diesel aus Pflanzenölen hergestellt
HVO-Diesel kann etwa aus Pflanzenölen, pflanzlichen und tierischen Fetten oder daraus bestehenden Abfallstoffen hergestellt werden. Der Ausstoß von Feinstaub, Partikeln und Stickoxid ist dadurch bedeutend geringer. Dabei steht HVO für Hydrotreated Vegetable Oil – hydriertes, also wasserstoffbehandeltes Pflanzenöl. XTL steht für die Umwandlung von Biomasse, Gas und anderen Energieträgern ("X") "to liquid", also zu flüssigem Kraftstoff.
Klimabilanz besser, aber teurer
Die Klimabilanz des neuen Kraftstoffs ist deutlich besser als bei herkömmlichem Diesel. Er ist allerdings im Vergleich etwas teurer. Bei der Verbrennung wird zwar ähnlich viel CO2 freigesetzt wie bei herkömmlichem Diesel. Da dieses CO2 jedoch aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, ist die Bilanz nahezu klimaneutral. Es kommen lediglich die Emissionen zum Tragen, die bei der Herstellung des Kraftstoffes angefallen sind.
Unter dem Strich wird von einer CO2-Reduktion von bis zu 90 Prozent ausgegangen. In Deutschland sind dem Kraftfahrt-Bundesamt zufolge aktuell etwa 14 Millionen Autos, Lastwagen und andere Fahrzeuge mit Dieselmotoren unterwegs.
Wegen der besseren Klimabilanz wird auf HVO-Diesel keine CO2-Steuer fällig. Dennoch wird die Öko-Alternative auf absehbare Zeit teurer bleiben, weil die Herstellung mehr kostet als bei herkömmlichem Diesel. Bislang liegt der Preisunterschied an der Zapfsäule bei 15 bis 20 Cent.
Neuen Diesel nur bei Freigabe verwenden
Kunden können den neuen Kraftstoff tanken, wenn das Fahrzeug vom Hersteller dafür freigegeben sei, erklärte der Wirtschaftsverband Fuels und Energie. Dies könne man an einem Aufkleber mit einem XTL-Symbol im Tankdeckel oder in den Informationen in der Bedienungsanleitung des Fahrzeugs erkennen. Auch könne man beim Händler nachfragen.
ADAC und BFT begrüßen Einführung
Der ADAC begrüßte die Freigabe als wichtigen Beitrag zur CO2-Senkung bei der Bestandsflotte. Der ADAC rechnet damit, dass der neue Sprit an den Tankstellen langsam schrittweise eingeführt wird. Der Preis je Liter dürfte bis zu 20 Cent über dem herkömmlichen B7-Diesel und damit etwa auf dem Niveau des sogenannten Premiumdiesels liegen, hieß es.
ADAC-Technikpräsident Schulze sagte, jetzt seien die Hersteller gefordert, neue Fahrzeuge für die Verwendung von HVO 100 auszulegen und ältere Modelle zu prüfen und für die Verwendung freizugeben.
Der Bundesverband Freier Tankstellen und unabhängiger deutscher Mineralölhändler (BFT) begrüßt die Markteinführung, kritisierte jedoch, dass dies zu lange gedauert habe. Endlich hätten Tankstellenunternehmen Rechtssicherheit und die Verbraucherinnen und Verbraucher die Möglichkeit, klimafreundlichen Diesel zu tanken, erklärte BFT-Geschäftsführer Daniel Kaddik. Zudem sehe man großes Potenzial in der Speditions- und Logistikbranche. "Wir schätzen, dass 80 Prozent der HVO-Nutzung gewerblich sein wird."
Der Bundesverband Energie-Mittelstand (Uniti), bei dem 40 Prozent der Straßentankstellen organisiert sind, erwartet, dass HVO100 in der Anlaufphase für Flottenbetreiber besonders interessant ist. Damit könnten CO2-Vorgaben mit bestehenden Fahrzeugen leichter erreicht werden.
dpa, AFP (das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 29. Mai 2024 | 09:00 Uhr