
Studie Cyberangriffe auf Unternehmen steigen weiter – Angreifer meist aus Russland und China
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12. März 2025, 08:31 Uhr
81 Prozent der deutschen Unternehmen waren 2024 einer Studie zufolge von Cyberangriffen betroffen. Besonders nach China und Russland führen die Spuren der Angreifer. Aus Scham gehen die betroffenen Betriebe selten an die Öffentlichkeit. IT-Experten warnen besonders vor Phishing-Mails, die zu Datenverlust und Lösegeldforderungen führen können.
- 81 Prozent der deutschen Unternehmen laut Studie von Angriffen betroffen
- Bitkom: Spuren der Angreifer führen oft nach China und Russland
- Betroffene Betriebe gehen aus Scham nur selten an die Öffentlichkeit
Alain Barthel stellt Unternehmern gern folgende Frage: "Wie gut können ihre Mitarbeiter umgehen mit Phishing-Mails?" Barthel ist Gründer des IT-Unternehmens PC-College. Das bringt Firmen bei, wie sie Angriffe auf ihre Computer abwehren. Und diese Angriffe nähmen noch immer zu, betont Barthel: "Achtzig Prozent aller Einbrüche entstehen durch Phishing-Mails. Also E-Mails, die so tun, als ob sie von irgendeiner Bank kommen, irgendeinem DHL Dienst, oder, oder, oder. In dem Augenblick, wo sie draufklicken, war es das schon."
Im günstigen Fall, sagt Barthel, sei danach das Firmennetzwerk blockiert und lasse sich nur durch Lösegeld wieder entsperren. Im schlechteren Fall sauge eine Software Firmengeheimnisse und Mitarbeiterdaten ab.
Verfassungsschützer: 81 Prozent der Unternehmen von Angriffen betroffen
Sachsens oberster Verfassungsschützer Dirk Martin Christian bestätigt: Solche Wirtschaftsspionage sei noch immer ein riesiges Problem. Und Deutschland auch in der ökonomischen Flaute noch ein attraktives Ziel. "Forschung und Wirtschaft gehören in vielen Bereichen immer noch zur Weltspitze und das weckt natürlich entsprechende Begehrlichkeiten", sagt Christian. "81 Prozent der deutschen Unternehmen waren im Jahr 2024 nach eigenen Angaben von entsprechenden Angriffen – seien das nun Sabotage-Angriffe oder Cyberangriffe – unmittelbar betroffen." Das sei eine Steigerung gegenüber dem Jahr 2017 um rund 30 Prozent.
Sachsens Verfassungsschutzpräsident beruft sich dabei auf eine Studie des Digitalverbands Bitkom. Dort rechnet Studienverantwortlicher Felix Kuhlenkamp vor, dass deutschen Unternehmen vergangenes Jahr durch Angriffe von außen ein Schaden von insgesamt 266 Milliarden Euro entstanden ist.
Spuren führen oft nach China und Russland
"Dabei zeigt sich, dass China mittlerweile die Spitzenposition übernommen hat, dass die meisten Angriffe aus China stattfinden und an zweiter Stelle steht Russland", erklärt Kuhlenkamp. Das seien die beiden absoluten Spitzenreiter.
Wobei Angreifer keineswegs immer über Computer eindringen. Einbrüche bei Firmen, der Diebstahl von Akten, spiele auch noch eine Rolle, sagen die Experten. "Und zu guter Letzt gibt es auch noch den klassischen Weg über das Einschleusen von Mitarbeitern oder hospitierenden Personen", sagt Christian. "Also ganz klassisch auf dem Weg, dass Leute in die Unternehmen oder Forschungseinrichtungen reingehen und diese Informationen dort abgreifen und dann nach Außen tragen."
Betroffene gehen nur selten an die Öffentlichkeit
Angesichts dieser vielen Bedrohungen müsste es eigentlich Opfer geben, die öffentlich sprechen. Doch tatsächlich findet man nur sehr schwer Unternehmer, die über ihre negativen Erfahrungen berichten. Sprechen tun nur die zahlreichen Dienstleister, die rund um das Thema entstanden sind – wie Alain Barthel. Auch seine Klienten, sagt er, redeten nicht gern: "Das ist wie das Anzeigen, dass man eine Schwachstelle hat. Die Scham und möglicherweise auch der Spott der anderen Mitbewerber, nach dem Motto: Der hat nicht aufgepasst. Das möchte man tunlichst vermeiden."
Dabei könne es jeden treffen, sagt Barthel. Die Angreifer würden immer raffinierter. Und der normale Angestellte sei eben oft nicht so vorsichtig, wie sich das ein Chef vielleicht wünschen würde.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 12. März 2025 | 06:00 Uhr