Wirtschaftsexperte erklärt Hohe Einkommen 2025 oft mehr belastet als geringere
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15. Januar 2025, 11:31 Uhr
Mehr Kindergeld, höhere Rente, Beiträge in der Gesetzlichen Krankenversicherung steigen. Gleichen die Entlastungen die Belastungen aus? Darüber sprechen wir mit Christoph Schröder vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Er erklärt, warum diesmal oft vor allem die höheren Einkommen mehr getroffen werden. Zum Jahresanfang blicken wir zunächst darauf zurück, was 2024 für die Kaufkraft bedeutet hat.
War 2024 für die Bürger und Bürgerinnen eine größere finanzielle Herausforderung als die Jahre zuvor?
Im Jahr 2024 sind die Preise im Jahresdurchschnitt um 2,2 Prozent gestiegen. Die Renten legten dagegen um 4,6 Prozent zu und die Bruttolöhne stiegen über 5 Prozent an. Der Regelsatz im Bürgergeld stieg sogar um 12 Prozent an. Damit konnten sich also sowohl Rentner und andere Transferempfänger als auch Arbeitnehmer im Jahr 2024 mit ihrem Einkommen mehr leisten als 2023.
Wer waren die finanziellen Verlierer, wenn es um die Belastungen geht?
Insgesamt gab es keine Gruppe, die 2024 an Kaufkraft verloren hat. Allerdings ist in 2024 die Arbeitslosigkeit wieder leicht gestiegen. Damit haben diejenigen, die ihren Job verloren und keine neue Anstellung gefunden oder eine schlechter bezahlte Stelle angenommen haben, Einkommensverluste. Wer 2024 eine Inflationsausgleichsprämie erhalten hatte, erhielt auch insgesamt mehr netto vom brutto und wurde daher entlastet.
Sind 2024 die Sparmöglichkeiten gewachsen?
Die Sparmöglichkeiten sind 2024 vor allem deshalb gestiegen, weil sich die Kaufkraft erhöht hat. Daher dürfte es den Haushalten leichter gefallen sein, Geld zurückzulegen.
Welche Belastungen waren 2024 besonders stark?
Bereits 2024 hat es eine Reihe von Belastungen gegeben, die sich überwiegend jedoch aus der Rücknahme früherer Entlastungen ergeben haben. Dadurch stiegen beispielsweise die Netzentgelte und die Gaspreise. Auch die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes in der Gastronomie wurde zurückgenommen. Zudem wurde der CO2-Preis deutlich erhöht. Die Entlastung bei der Einkommensteuer konnte dies nicht ganz ausgleichen.
Belastet wurden unter dem Strich vor allem Alleinerziehende mit niedrigen Einkommen. Profitieren von den Steuerregeln konnten vor allem Familien mit höheren Einkommen. Nicht berücksichtigt ist die Inflationsausgleichsprämie, die auch schon im Jahr 2023 gezahlt werden konnte und die durch die Steuer- und Abgabenfreiheit, zu mehr Netto vom Brutto geführt hat. Deren Wegfall in 2025 ist bei der Berechnung der Belastungen ebenfalls nicht eingerechnet.
Auf die Entlastungen für 2025 geblickt: Welche Einkommen werden am meisten entlastet?
Die Entlastung 2025 ergibt sich vor allem aus dem Ausgleich der kalten Progression und außerdem über das leicht erhöhte Kindergeld. Damit werden vor allem diejenigen entlastet, die hohe Steuern zahlen – allerdings auch nur insoweit, wie sich ihr Steuersatz durch die Inflation erhöhen wird.
In Euro gerechnet betrifft die Entlastung also die eher gutverdienenden Haushalte. Diese sind aber umgekehrt durch den steigenden Beitragssatz in der GKV und der GPV sowie die gestiegene Beitragsbemessungsgrenze besonders belastet. Dadurch verlieren unter dem Strich die höheren Einkommen am meisten.
In Euro gerechnet betrifft die Entlastung also die eher gutverdienenden Haushalte. Diese sind aber umgekehrt durch den steigenden Beitragssatz in der GKV und der GPV sowie die gestiegene Beitragsbemessungsgrenze besonders belastet. Dadurch verlieren unter dem Strich die höheren Einkommen am meisten.
Wie trifft es 2025 die mittleren und besseren Einkommen – im proportionalen Vergleich zu den unteren Einkommen? – Welche Rolle spielen dabei die Beiträge für die GKV?
Die stärkste Belastung ergibt sich durch die steigenden Beitragssätze in der Gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. Per Saldo schneiden daher nur Familien mit zwei oder mehr Kindern und unteren oder mittleren Einkommen ein wenig besser ab. Bei Alleinerziehenden mit einem Kind gleichen sich Be- und Entlastungen aus, wenn das Einkommen unterhalb der Beitragsbemessungsgrenze des Jahres 2024 liegt. Besserverdienende Alleinerziehende haben dagegen 2025 weniger Netto vom Brutto als 2024. Single-Haushalte schneiden bei Steuern und Abgaben in allen Einkommensgruppen 2025 schlechter ab als 2024, wobei hier die wohlhabenderen Alleistehenden am stärksten belastet werden.
Welche Entlastung würden Sie (noch) für sinnvoll erachten?
Wichtig ist es vor allem die Beiträge für die Sozialversicherung im Zaum zu halten. Denn dies belastet nicht nur unmittelbar die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer, sondern gefährdet durch die Erhöhung der Lohnnebenkosten auch die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Arbeitsplatzsicherheit der Beschäftigten. Zudem steht weiterhin die versprochene Einführung und Auszahlung des Klimagelds aus, das vor allem Haushalte mit niedrigen Einkommen entlasten würde.
MDR (cbr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 14. Januar 2025 | 20:15 Uhr