Fraunhofer-Daten Deutsche Industriestrompreise an Energiebörse durchschnittlich hoch
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15. Januar 2025, 07:03 Uhr
Eine Auswertung der Strompreise durch Bruno Burger vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ergab, dass Deutschland beim Börsenstrompreis im europäischen Mittelfeld liegt. Burger sagte MDR AKTUELL, im vergangenen Jahr habe der reine Strom an der Börse 7,8 Cent je Kilowattstunde gekostet. Zu einem Preis für Unternehmen von 17 Cent je Kilowattstunde führen zusätzliche Steuern und Abgaben. Wegen Nachlässen zahlen Industriebetriebe heute in etwa so viel für Strom zahlen wie vor vier Jahren.
- Der Börsenpreis für Strom ist in Deutschland durchschnittlich hoch, zeigen Daten des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme.
- International ist der endgültige Preis mit Steuern und Abgaben jedoch vergleichsweise hoch, sagt der Bundesverband für Energie und Wasserwirtschaft.
- Allgemein zahlt die Industrie ungefähr so viel wie vor vier Jahren, mit Ausnahme der energieintensiveren Industrie, die nicht von Entlastungen profitiert, da sie damals schon bessergestellt war.
Konfrontiert man Bruno Burger mit der Behauptung, Deutschland habe die höchsten Strompreise der Welt, fällt seine Reaktion knapp aus. "Das ist falsch. An der Börse sind wir im Mittelfeld."
Bundesverband für Energie: Deutscher Strompreis für Unternehmen ist hoch
Burger betreibt am Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme die Internetseite energy-charts.info. Darauf veröffentlicht er Daten zum deutschen Strompreis. Vergangenes Jahr, sagt der Professor, habe der reine Strom an der Börse 7,8 Cent je Kilowattstunde gekostet. Das sei zwar nur ein Durchschnittswert – aber an gerade einmal vier Tagen sei der Preis höher als 20 Cent gewesen. "Auf der anderen Seite hatten wir auch Tage, an denen der Strom sehr günstig war. Wir hatten 68 Tage mit einem durchschnittlichen Strompreis von weniger als 5 Cent", erzählt Burger. "Und über diese guten Tage, an denen der Strom 'nichts' kostet, wird leider nicht berichtet."
Doch warum beschwert sich die Industrie dann so vehement? Ein Grund: Auch bei Großabnehmern, die an der Börse einkaufen, kommen noch Steuern und Abgaben hinzu – zum Beispiel für den Netzausbau. So landen die Unternehmen bei durchschnittlich 17 Cent je Kilowattstunde. Kerstin Andrae vom Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft sagt, im internationalen Vergleich sei das durchaus viel. "Wir können nicht konkurrieren mit einem sonnenreichen Arizona oder mit Ländern, die unglaublich viel Windenergie zur Verfügung haben."
Stromnetz ist dafür stabil
Trotzdem glaubt Andrae nicht, dass die Energiepreise allein darüber entscheiden, ob Unternehmen das Land verlassen. Für die vergleichsweise hohen Stromkosten bekämen sie auch etwas zurück: eine stabile Versorgung. "In Deutschland fällt der Strom quasi nicht aus. Das waren im letzten Jahr 12 Minuten. Die haben Sie und ich gar nicht mitbekommen." In anderen Ländern rede man von Stunden oder noch längere Phasen, argumentiert Andrae. "Und deswegen muss man der Energieversorgung neben der preislichen auch die qualitative Frage gegenüberstellen: Wie stabil, wie sicher ist die Stromversorgung?", argumentiert Andrae.
Über die Stabilität der Versorgung wacht hierzulande die Bundesnetzagentur. Und diese Behörde erhebt ebenfalls Daten zu den Preisen. Demnach bezahlen Industriebetriebe heute in etwa so viel für ihren Strom wie vor vier Jahren. Dass es nicht mehr ist, liegt daran, dass die Bundesregierung Steuern und Abgaben für die Betriebe reduziert hat. Dazu sagt Bruno Burger: "Die EEG-Umlage wurde ja 2022 schon abgeschafft. Und 2024 zahlte die Industrie auch keine Stromsteuer. Und das sind Entlastungen, die ja viel gebracht haben. Also da ist schon ein gewaltiger Fortschritt da."
Strompreis für energieintensive Industrie deutlich höher als vor vier Jahren
Doch es gibt tatsächlich einen Bereich in der Wirtschaft, der davon nichts hatte: das ist ausgerechnet die besonders energieintensive Industrie. Sie ist schon länger von diversen Abgaben und Umlagen befreit und hat deshalb von den in der Energiekrise beschlossenen Entlastungen kaum profitiert. Für ihren Strom zahlt sie heute rund 66 Prozent mehr als vor vier Jahren. Wirtschaftsverbände fordern für betroffene Unternehmen wie Gießereien oder Stahlwerke einen staatlich gestützten Industriestrompreis. SPD und Grüne waren dafür offen. Eine Einigung scheiterte aber am Widerstand der FDP, dafür neue Schulden aufzunehmen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 15. Januar 2025 | 06:13 Uhr
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