Geändertes Verpackungsgesetz Kritik und Probleme bei der Umsetzung der neuen Mehrweg-Pflicht
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02. Januar 2023, 12:46 Uhr
Ab 2023 gilt es auch für Kunststoffschalen und Plastikverpackungen: Für den Verzehr außerhalb müssen Gastronomie und Einzelhandel nun auch eine Mehrweg-Alternative anbieten. Doch in der Branche gibt es da noch offene Fragen.
- Der Aufwand für die Ausweitung des Mehrwegangebotes sei überschaubar gewesen, beschreibt Lukas Grieser von der Bäckerei Lukas in Leipzig.
- Die neue Mehrweg-Pflicht sei jedoch keine Lösung, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe und weist auf Probleme hin.
- In der Gastronomie gibt es noch Unklarheiten zu der neuen Pflicht.
Normalerweise wäre mehr los an einem Donnerstagmorgen in der Bäckerei Lukas am Augustusplatz mitten in Leipzig. Aber zwischen Weihnachten und Neujahr bedient eine Handvoll Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in karierten Blusen eine überschaubare Anzahl an Kunden.
Auch gut, wenn es mal ruhig zugeht, sagt Geschäftsführer Lukas Grieser: "Da können sich die Leute wieder bisschen sortieren, unsere Mitarbeiter auch, ein paar kleinere Themen angehen, wie jetzt die Mehrwegumstellung, zumindest bei den Salaten. Bei Kaffee machen wir das ja schon lange. Man würde sich nur wünschen, dass die Kunden es noch mehr nachfragen".
Grieser: Aufwand überschaubar
Den Aufwand, den er betreiben musste, um das Mehrwegangebot auszuweiten, war überschaubar, erzählt der Geschäftsführer später im Büro. Etwa fünfzig Salate werden in dieser Filiale am Tag verkauft. Für den Anfang stehen nur zehn Rebowls, so heißen die Mehrwegschüsseln, bereit. Die meisten davon befinden sich unter der Theke.
"Wenn jetzt ein Kunde den Salat in der Rebowl möchte, dann machen wir den da frisch mit rein. Da geht eben eine kleine Wartezeit mit einher. Es macht aber keinen Sinn, die Rebowl zu befüllen und dann möchte jemand, das vermute ich leider, das Pfand nicht bezahlen. Den Salat dann wieder rauszuräumen oder nachher wegzuschmeißen, ist dann die schlechtere Variante", so der Geschäftsführer.
Umwelthilfe plädiert für Einwegsteuer
Mehrweggeschirr nur als freiwilliges Angebot, das wird nicht die Lösung sein, sagt auch Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Mehr bringen würde eine Steuer auf klimaschädliche Einwegverpackungen, sagt sie.
Außerdem seien noch gar nicht alle bereit, die Regelung umzusetzen. Die Behörden seien überlastet und hätten nicht unbedingt Kontrollen eingeplant; die Umwelthilfe will deshalb selbst kontrollieren.
Auch die Betriebe hätten sich oft noch nicht gekümmert, so Metz. "Man hat zu spät angefangen und das nicht ernst genommen und vielleicht warten die entsprechenden Akteure dann auch erstmal ab, wie ernst es dann auch wirklich genommen wird von behördlicher Seite, ob das wirklich überprüft wird", so die Bundesgeschäftsführerin weiter.
Offene Fragen für Gastronomen
Bei den Gastronomen sind allerdings auch immer noch Fragen offen, sagt Axel Klein, Geschäftsführer des Branchenverbands Dehoga in Sachsen. Zum Beispiel, ob es auch für Lebensmittel, die der Betrieb schon vorverpackt bestellt, beim Weiterverkauf ein Mehrwegangebot geben muss.
Über Erfolg und Misserfolg entscheide am Ende die Kundschaft, so Klein. "Ich denke schon, dass es eine Nachfrage gibt. Ich denke, dass die auch perspektivisch steigen wird. Ich denke aber nicht, dass es am ersten Januar sofort einen sprunghaften Anstieg geben wird."
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Januar 2023 | 06:00 Uhr