Ende der Atomenergie Kemfert: Forderung nach Rückbaustopp der AKW "absurd"
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19. April 2023, 19:44 Uhr
Deutschlands letzte AKW sind in der vergangenen Woche abgeschaltet worden. Damit endet die Atomenergie-Ära nach knapp 60 Jahren. Klimaexpertin Claudia Kemfert findet, das sei gut so. Entgegengesetzte Forderungen, wie sie zum Beispiel aus den Reihen der Union kommen, könne sie nicht nachvollziehen.
- Für Claudia Kemfert ist in Sachen Atomenergie klar: Ein AKW-Rückbaustopp wäre unheimlich kompliziert, wahnsinnig teuer und rechne sich niemals.
- Andere Möglichkeiten der Energieerzeugung eigneten sich viel besser für einen Kurzbetrieb.
- Die Klimaexpertin hält die Forderungen von CDU und FDP nach einem Weiterbetrieb für reinen Wahlkampf – auch die anderen Parteien argumentieren dagegen.
Die Energie-Ökonomin Claudia Kemfert hält die Forderung, den Rückbau der letzten Atomkraftwerke zu stoppen, für absurd. Kemfert sagte MDR AKTUELL am Mittwoch, technisch seien die AKW nicht für den Reservebetrieb ausgelegt. Alle Möglichkeiten für einen Kaltbetrieb solcher Kraftwerke seien energieaufwändig, risikobehaftet und das Hochfahren dauere lange.
Für solche Prozesse müssten dann auch Personal und Brennelemente vorgehalten werden und die erloschenen Betriebsgenehmigungen erneuert werden. Das wäre in jedem Fall unheimlich kompliziert, wahnsinnig teuer und rechne sich niemals. Das gelte umso mehr für das sogenannte "Hot Stand-by", eine Art Streckbetrieb der AKW, bei dem innerhalb weniger Stunden wieder Strom produziert werden könnte.
Kemfert sagte, sie könne sich nicht vorstellen, "dass Kraftwerksbetreiber sich das auch noch antun wollten" und das hätten diese auch schon vor Jahren klargemacht. Für einen Kurzzeitbetrieb gebe es andere Möglichkeiten, die "bei weitem nicht so viel kosteten". Wasserspeicherkraftwerke oder Gaskraftwerke seien dafür viel besser geeignet.
Die Klimaexpertin betonte, sie könne sich Forderungen nach einem Reservebetrieb der AKW nur mit Wahlkampf erklären. Das sei so wahnsinnig weit weg von der Realität. Auch FDP und CDU sollten "diesen Untoten" endlich begraben. Sie würde sich freuen, "wenn auch diejenigen, die da wirklich sehr stark in der Vergangenheit verhaftet sind, sich doch mal überzeugen lassen, wie einfach wir mit den Erneuerbaren Energien schneller gehen könnten, wenn wir uns da auch mental ein bisschen drauf einlassen würden".
Schlagabtausch im Bundestag
Während Union und AfD den Ausstieg kritisierten und die FDP die Atomkraftwerke zumindest betriebsbereit halten möchte, begrüßten SPD, Grüne und Linke die Abschaltung der letzten drei deutschen Meiler am vergangenen Samstag.
Für die CDU warf Steffen Bilger der Koalition wegen ihres Festhaltens am Atomausstieg "ideologische Sturheit" vor. Er argumentierte in der von der Union beantragten Debatte mit Versorgungssicherheit und hohen Energiepreisen.
Für die SPD wies Nina Scheer Bedenken wegen der Versorgungssicherheit zurück und warf CDU und CSU vor, in Wahrheit grundsätzlich an der Atomkraft-Nutzung festhalten zu wollen und kein Interesse am Ausbau der Erneuerbaren zu haben.
Linken-Parteichefin Janine Wissler verwies auf die Sicherheitsrisiken, die mit dem Betrieb von Atomkraftwerken verbunden sind. Zudem seien diese wegen ihres hohen Wasserverbrauchs unzuverlässig.
MDR (amu)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 15. April 2023 | 19:30 Uhr