Messe Grüne Woche in Berlin für Besucher eröffnet
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19. Januar 2024, 16:49 Uhr
In Berlin hat die Grüne Woche für Besucher ihre Türen geöffnet. Bis zum 28. Januar können wieder Spezialitäten der Ernährungsindustrie probiert oder Tiere gestreichelt werden. Dieses Jahr präsentieren sich rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern. Die 88. Ausgabe der Agrarmesse wird von der Debatte über Subventionskürzungen in der Landwirtschaft und die bundesweiten Proteste von Bauern dominiert. Der Bauernverband drohte mit neuen bundesweiten Aktionen bereits in der kommenden Woche.
- Agrarmesse Grüne Woche gestartet
- 1.400 Aussteller aus 60 Ländern
- Konflikt um Diesel-Vergünstigungen für Landwirte
Bundesagrarminister Cem Özdemir hat zum Start der Grünen Woche in Berlin für Wertschätzung für die Landwirtschaft und die Herstellung von Lebensmitteln geworben. Am Freitagmorgen nahm er mit Bauernpräsident Joachim Rukwied, Berlins Regierendem Bürgermeister Kai Wegner sowie EU-Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski an einem Eröffnungsrundgang auf der Messe teil.
Özdemir sagte, die Menschen auf dem Land dürften nicht das Gefühl haben, dass die Politik nur die städtische Sicht einnehme. Das sei auch durchaus selbstkritisch in Richtung der Regierung gemeint. Die Messe sei eine tolle Übersicht darüber, welche großartigen Produkte es auf dem Planeten gebe. Sie sei auch Gelegenheit zum Dank an diejenigen, die dafür sorgten, "dass wir jeden Tag gedeckte Tische haben". Das sei alles andere als eine Selbstverständlichkeit, und es gebe auch eine Verantwortung für viele Menschen auf der Erde, die dies nicht hätten.
Offizielle Eröffnung bereits Donnerstag
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner sagte, es sei wichtig, dass ländliche Räume und Städte sich nicht im Gegensatz sehen, sondern im Miteinander. "Wir müssen dafür sorgen, dass wir einander zuhören." Nötig seien auch verlässliche Rahmenbedingungen.
Özdemir hatte die Grüne Woche bereits am Donnerstagabend offiziell eröffnet. Dabei lobte der Grünen-Politiker die Landwirtschaft als "wichtigen Teil unserer Gemeinschaft in ländlichen Räumen". "Wenn wir Landwirtschaft zukunftsfest machen, heißt das immer auch, dass wir unsere ländlichen Räume stärken", sagte Özdemir.
1.400 Aussteller aus 60 Ländern
Bei der diesjährigen Ausgabe der Messe präsentieren sich rund 1.400 Aussteller aus 60 Ländern. Die Veranstalter hoffen auf rund zehn Prozent mehr Besucher als im Vorjahr. Die Marke von 300.000 Gästen sollte locker erreicht werden, sagte Messe-Chef Mario Tobias vorab. Als Höhepunkte nannte Tobias die vergrößerte Blumenhalle, die Tierhalle und eine Anlaufstelle für Schülerinnen und Schüler, die Interesse an einem handwerklichen Beruf in der Land- und Ernährungswirtschaft haben.
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen präsentieren sich
Auch viele mitteldeutsche Unternehmen präsentieren sich auf der Messe. Sachsen-Anhalt ist dieses Jahr mit einer eigenen Ausstellungshalle vertreten. Auf rund 2.000 Quadratmetern werden die Aussteller erstmals verschiedenen touristischen Regionen zugeordnet, etwa der Weinregion Saale-Unstrut. Ein Höhepunkt ist der Sachsen-Anhalt-Tag. Er findet am kommenden Montag statt. Dann soll auch ein Bio-Produkt aus der Region vorgestellt werden.
Auch Thüringen hat einen Gemeinschaftsstand. Dort stellt sich zum Beispiel der Saale-Orla-Kreis vor. Nach Angaben des Landratsamts in Schleiz werden Spirituosen, Fleischerzeugnisse und Kaffee präsentiert. Auch der Tourismusverbund Rennsteig-Saaleland und die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt, Hildburghausen und Schmalkalden-Meiningen sind vertreten.
Sachsen ist nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums mit 38 Unternehmen und Vereinen vor Ort. "Es ist enorm wichtig, dass sich unsere Land- und Ernährungswirtschaft mit guten Produkten von hier einem breiten Publikum vorstellt", sagte Minister Wolfram Günther vorab.
Was ist die Grüne Woche? Die Grüne Woche zählt bundesweit zu den traditionsreichsten Messen und zu den bekanntesten Veranstaltungen in Deutschland. Gegründet 1926 im Berlin ist sie einzigartig als internationale Leitmesse für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau. Aussteller aus aller Welt präsentieren ein umfangreiches Produktangebot. Zudem gibt die Grüne Woche aktuellen gesellschaftlichen Fragen wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung und nachhaltige Landnutzung eine Bühne.
Konflikt um Diesel-Vergünstigungen für Landwirte
Der Konflikt um Diesel-Vergünstigungen für Landwirte hat die Eröffnung der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin überschattet. Der Deutsche Bauernverband will kommende Woche mit eher kleineren Aktionen gegen die geplanten Subventionskürzungen beim Agrardiesel demonstrieren. Die Bauern seien enttäuscht, dass sie kein Gehör gefunden hätten, sagte Verbandspräsident Rukwied am Freitag mit Blick auf die Entscheidungen des Haushaltsausschusses des Bundestages. Es werde ab nächster Woche wieder Aktionen geben, eher nadelstichartig, um noch mal auf besondere Weise zum Ausdruck zu bringen, wie wichtig die Rücknahme sei, sagte Rukwied. Darüber hinaus stünden in den nächsten zwei Wochen weitere Gespräche mit der Regierungskoalition und den Fraktionen im Mittelpunkt.
Die Ampel-Koalition setzt auf eine Beilegung des Konflikts durch andere Erleichterungen für die Landwirtschaft. Agrarminister Özdemir warb für parteiübergreifende Lösungen, um Rahmenbedingungen für die Branche zu verbessern. Özdemir machte sich erneut dafür stark, eine sichere Finanzierung für den Umbau der Tierhaltung mit einem "Tierwohlcent" auf den Weg zu bringen. Der Bundestag nahm einen Entschließungsantrag der Ampel-Fraktionen an, der mögliche Erleichterungen benennt. Damit wird die politische Zusage formuliert, "im ersten Quartal 2024 konkrete Vorhaben aufzulisten" und bis zum Sommer zu beschließen.
dpa (das)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 19. Januar 2024 | 09:48 Uhr