Gesundheitskarte mit Geldscheinen
Die Barmer GEK bleibt bei ihrem Zusatzbeitrag von 1,5 Prozent. Bildrechte: IMAGO / Christian Ohde

Jahreswechsel Überblick: Diese Krankenkassen erhöhen 2023 ihre Beiträge

05. Januar 2023, 08:40 Uhr

Im Oktober hat das Bundesgesundheitsministerium den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für Krankenkassen auf 1,5 Prozent angehoben. Dennoch verkünden Barmer und Techniker Krankenkasse, ihren Beitrag zum Jahreswechsel nicht zu erhöhen. Anders ist dies bei der AOK Plus.

Als letzte der großen Krankenkassen hat die Barmer am Mittwoch verkündet, wie hoch der Zusatzbeitrag für die Versicherten ab Januar wird: Die Krankenkasse muss nicht erhöhen, der Beitrag bleibt bei 1,5 Prozent.

Die Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen, Brigit Dzuik, erklärt, warum: "Wir sind ja eine Solidargemeinschaft mit dem Prinzip, dass die Ausgaben die Einnahmen decken sollten und dieses Ergebnis, dass die Barmer jetzt ihren Beitragssatz nicht erhöhen muss, ist also Ergebnis einer klugen, langfristigen Haushaltspolitik".

Auch Techniker bleibt bei Zusatzbeitrag

Auch Versicherte bei der Techniker Krankenkasse dürften sich freuen. Denn die TK bleibt bei ihrem aktuellen Zusatzbeitrag, der mit 1,2 Prozent etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt. Mit Blick auf die Zukunft mahnt jedoch die Leiterin der Landesvertretung Sachsen-Anhalt, Steffi Suchant: "In der Perspektive ist es aber tatsächlich so, wenn die Rahmenbedingungen weiterhin so sind, müssen auch wir prüfen, wie sich unser Beitragssatz entwickelt, denn die Politik ist hier ganz deutlich aufgerufen, Maßnahmen zu ergreifen, gerechte Finanzierung sicherzustellen und eben auch Verschwendung im Gesundheitssystem anzugehen".

AOK Plus erhöht um 0,3 Prozent

Für die rund 3,5 Millionen Menschen, die in Sachsen und Thüringen bei der AOK Plus versichert sind, gab es zum Jahresende bereits die Information, dass die Beiträge steigen. Ab Januar liegt der Zusatzbeitrag dann statt bei 1,2 bei 1,5 Prozent. Bislang gilt die Krankenkasse als eine recht günstige Versicherung. Hat sich die AOK Plus in den letzten Jahren verkalkuliert?

Nein, sagt Vorstandsvorsitzender Rainer Striebel: "Wir haben sehr solide kalkuliert. Durch diese politischen Eingriffe aus Berlin, die eine Umverteilung von Beitragsgeldern organisiert, führt es dazu, dass tendenziell Krankenkassen, die viele Menschen im ländlichen Raum versichern, weniger Geld zur Verfügung haben und andere Krankenkassen, die insbesondere auch ihre Kunden in Ballungsräumen haben, mehr Geld zur Verfügung bekommen. Das lässt sich jetzt auch ganz gut an den Beitragssatzentwicklungen in 2023 ablesen."

Risikostrukturausgleich soll Zuwendungen gerechter verteilen

Mit der Umverteilung spricht Striebel den Risikostrukturausgleich an. Der soll dazu führen, dass das Geld unter den verschiedenen Krankenkassen gerechter verteilt ist. Viele verschiedene Faktoren regeln, wie viel die einzelnen Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds bekommen. Ursprünglich hat sich der Betrag danach gerichtet, wie oft die Versicherten krank sind. Das berge aber die Gefahr, dass einzelne Versicherungen benachteiligt werden, erklärt Simon Reif, Leiter der Forschungsgruppe Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim.

"Um das zu verhindern, hat man diesen Risikostrukturausgleich eingeführt, der dafür gesorgt hat, dass es eigentlich für die Krankenkasse egal ist, ob die Versicherten gesund oder krank sind. Und je nachdem, wie der Mechanismus dieses Risikostrukturausgleichs gestaltet ist, bekommen einzelne Kassen mehr oder weniger Geld. Die letzten Änderungen haben dazu geführt, dass jetzt einzelne Kassen weniger Geld als vorher im Schnitt zur Verfügung haben und deswegen die Zusatzbeiträge stärker erhöhen als andere das tun", so der Experte.

Krankenkassenbeiträge
Krankenkasse Erhöhung? Zusatzbeitrag bis Dez. 2022 Neuer Zusatzbeitrag ab Jan. 2023 Anstieg
AOK Plus Ja 1,20% 1,50% 0,30%
AOK Sachsen-Anhalt Ja 0,80% 1,00% 0,20%
Audi BKK Ja 1,10% 1,25% 0,15%
Barmer Nein 1,50% 1,50% 0%
Bertelsmann BKK Ja 1,00% 1,40% 0,40%
BIG Ja 1,30% 1,45% 0,15%
BKK Firmus Nein 0,84% 0,84% 0%
DAK Gesundheit Ja 1,50% 1,70% 0,20%
HEK Nein 1,30% 1,30% 0%
IKK classic Ja 1,30% 1,60% 0,30%
IKK gesund plus Nein 1,10% 1,10% 0%
KKH Nein 1,50% 1,50% 0%
Knappschaft Nein 1,60% 1,60% 0%
mhplus Ja 1,28% 1,58% 0,30%
Novitas BKK Nein 1,54% 1,54% 0%
Pronova BKK Ja 1,50% 1,70% 0,20%
SBK Ja 1,30% 1,50% 0,20%
Techniker Krankenkasse Nein 1,20% 1,20% 0%
Viactiv Nein 1,60% 1,60% 0%
Vivida BKK Ja 1,30% 1,40% 0,10%

Experte: Wegen Strukturausgleich müssen manche Kassen erhöhen

Die Verteilung der Gelder unter den einzelnen Kassen ist eine komplizierte Rechnung und wurde in den letzten Jahren immer wieder angepasst. Wie die einzelnen Krankenkassen haushalten - das spiele nur eine geringe Rolle bei der Höhe des Zusatzbeitrags. Der größte Hebel sei eben der besagte Risikostrukturausgleich. Und der führe eben dazu, dass manche Kassen ihre Beiträge zum Jahreswechsel erhöhen müssen und andere nicht.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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