Ausbleibende Gaslieferungen Uniper will Gazprom vor Schiedsgericht bringen
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08. November 2022, 15:35 Uhr
Wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland ist der Energiekonzern Uniper in wirtschaftliche Schieflage geraten und steht kurz vor der Verstaatlichung. Nun will das Unternehmen den Streit mit Gazprom vor einem Schiedsgericht klären. Ein Uniper-Sprecher erklärte, man bereite die notwendigen Schritte vor, um Schadenersatzansprüche geltend zu machen.
- Uniper bereitet ein Schiedsgerichtsverfahren gegen Gazprom vor.
- Als Grund nannte das Unternehmen das Ausbleiben russischer Gaslieferungen, das einen Vertragsbruch darstelle.
- Der Konzern hatte zuletzt einen Rekordverlust gemeldet.
Der Energiekonzern Uniper will den Streit mit dem russischen Gaskonzern Gazprom vor einem Schiedsgericht klären. "Uniper unternimmt gerade die notwendigen Schritte, um in Kürze ein Schiedsgerichtsverfahren gegen Gazprom einzuleiten", sagte Sprecher Georg Oppermann MDR AKTUELL. "Wir werden in diesem Verfahren konkret unsere Schadensersatzansprüche gegen Gazprom geltend machen.“
Als Deutschlands größter Gasimporteur ist Uniper infolge ausstehender Gaslieferungen durch Gazprom in eine wirtschaftliche Schieflage geraten und steht kurz vor der Verstaatlichung. "Die Lieferungen aus Russland sind seit Mitte Juni eingeschränkt und wurden in den folgenden Monaten in mehreren Schritten völlig eingestellt, was wir für einen Vertragsbruch halten“, sagte Oppermann. "Auch heute kam kein Molekül aus Russland bei uns an."
Uniper: Haben Lieferverpflichtungen eingehalten
Uniper habe den gesamten betreffenden Zeitraum Lieferverpflichtungen gegenüber Kunden in Deutschland und Europa eingehalten. "Dies ist nur möglich, indem wir Gas auf den kurzfristigen Märkten zu enorm gestiegenen Preisen als Ersatz beschaffen." Die dadurch massiv erhöhten Kosten trage man bisher weitgehend allein, sie stünden als Milliardenverluste und Rückstellungen in den Büchern, erklärte der Sprecher weiter.
Zu weiteren Details wollte Oppermann zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Spätestens seit Ende September sind Gaslieferungen aus Russland nach Deutschland massiv erschwert, nachdem Nord Stream 1, eine der großen Gasleitungen zwischen Russland und Deutschland, mutmaßlich vorsätzlich zerstört wurde. Seitdem kann über diese Leitung kein Gas mehr nach Deutschland fließen.
Über 40 Milliarden Euro Verlust
Schon im September hatte es Medienberichte gegeben, wonach Uniper Insidern zufolge eine Schadenersatzklage gegen Gazprom vor einem Schiedsgericht in Stockholm plant. Es gehe um eine Entschädigung in Milliardenhöhe wegen der ausgebliebenen Gaslieferungen Gazproms, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Uniper hatte erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass das Unternehmen bis Ende September einen Nettoverlust von 40,3 Milliarden Euro ausweist. Uniper ist ein internationales Energieunternehmen mit rund 11.000 Mitarbeitenden und in mehr als 40 Ländern tätig.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. November 2022 | 06:00 Uhr