An der Eingangstür eines Geschäfts ist ein Schild mit der Aufschrift angebracht: Geschlossen - Kein Personal.
Viele Restaurant müssen wegen Personalmangel ihre Öffnungszeiten verkürzen. Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Branche in der Krise Immer mehr Arbeitskräfte kehren der Gastronomie den Rücken

18. Oktober 2023, 05:00 Uhr

Überstunden, Arbeiten am Wochenende und schlechte Bezahlung: Jobs in der Gastrononmie sind nicht attraktiv. Wegen Personalmangels müssen immer mehr Restaurants und Kneipen ihre Angebote verkleinern oder Öffnungszeiten kürzen. Eine Gewerkschaftsumfrage unter Beschäftigten offenbart, wie sehr diese unter der Situation leiden.

Astrid Wulf, Moderatorin und Autorin
Bildrechte: MDR/Karsten Möbius

Mini-Supermärkte, Fast-Food-Ketten, Backshops: Im Leipziger Hauptbahnhof herrscht geschäftiges Treiben. Wer hier arbeitet, hat oft mit Kunden in Eile zu tun. Viele der Läden werden von dem Unternehmen SSP betrieben. Kerstin Meißner ist die oberste Betriebsrätin und ständig mit den Beschäftigten in Kontakt. Ihr Job ist auch, auf die Work-Life-Balance der Kolleginnen und Kollegen zu achten.

Das stellt sie schon mal vor Herausforderungen. "Das ist nicht immer einfach zu gestalten, weil eben zu wenig Arbeitskräfte da sind und dann passiert es eben schnell, dass trotz Ruhetag angerufen wird. Kannst du heute doch den Dienst absichern? Dann wird auf den freien Tag verzichtet und Familie oder Freunde haben dann das Nachsehen."

Niedriglöhne machen Gastro-Branche unattraktiv

Dabei seien diese freien Tage besonders wichtig, weil die psychische und körperliche Belastung gestiegen sei. Zusätzlich machen die Niedriglöhne die Branche unattraktiv, bestätigt der Chef der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler.

Die NGG und die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung haben 4.000 Beschäftigte deutschlandweit befragt, um zu sehen, wie es um die Gastro-Branche steht. "Die Ergebnisse waren dann noch mal schlechter als erwartet." Der Personalnotstand steigere die Belastung für die, die noch da sind, sodass diese auch noch aus der Branche gingen, erklärt Zeitler.

Personalmangel: Restaurants schränken Angebot ein

Das habe jeder dritte Befragte gesagt, so Zeitler weiter. Keine andere Branche habe bereits während der Pandemie mehr Beschäftigte durch Berufswechsel verloren. Die Lücke wird laut der Befragung jetzt vor allem mit sogenannten geringfügig bezahlten Beschäftigten geschlossen, also mit Mini-Jobbern statt mit gelernten Fachkräften.

Wenn sich nichts ändert, ist davon auszugehen, dass Restaurants und Co. ihr Angebot öfter einschränken müssen, prognostiziert Zeitler. Gelernte Fachkräfte knapp über Mindestlohn zu bezahlen, reiche nicht aus. "Wir brauchen eine bessere Bezahlung, das steht bei den Befragten an erster Stelle." Aber man müsse auch bei der Arbeitszeitfrage Lösungen finden. "Die Belastung durch permanente Überstunden muss runtergeschraubt werden."

Gaststättenverband: Massives Arbeitskräfte-Problem

Fragt man nach bei Axel Klein, Chef des Hotel- und Gaststättenverbands Sachsen, sieht er die Ursachen nicht unbedingt bei den Arbeitgebern. Die Tarifgehälter seien erhöht worden. Klein spricht von 30 Prozent in zwei Jahren. Aber die Unternehmen könnten auch nur das zahlen, was sie erwirtschafteten. Es gebe zu wenige Menschen in Deutschland, die ins Arbeitsleben eintreten würden.

"Auf der einen Seite gibt es Hoffnungsschimmer – beim Nachwuchs, bei den Azubis", sagt Klein, "aber wir haben wie viele Handwerker auch ein massives Arbeitskräfte-Problem".

Klein setzt auf Arbeitskräfte aus dem Ausland. Mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das ab November in Kraft tritt, soll es auch für die Gastronomen deutlich leichter werden, Menschen aus anderen Ländern herzuholen und anzustellen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 18. Oktober 2023 | 06:00 Uhr

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