Preissteigerung um 72 Prozent Warum Kaffee so teuer ist
Hauptinhalt
14. März 2025, 12:14 Uhr
Die Preisentwicklung für Kaffee hat verschiedene Ursachen, die sowohl die Produktion als auch den Handel betreffen. Neben dem Börsenpreis treiben Wetterextreme in den Kaffeeanbaugebieten und eine steigende Nachfrage die Kosten in die Höhe.
- Kaffee an der Börse treibt die Preise in die Höhe
- Wie der Klimawandel die Kaffee-Ernten beeinflusst
- Ab 2026 könnte eine neue EU-Verordnung die Preise zusätzlich beeinflussen.
Für viele Deutsche ist der morgendliche Kaffee ein unverzichtbarer Bestandteil des Tages. Doch die Kaffeepreise steigen seit Jahren, wie das MDR-Magazin Umschau berichtet. Der Preis für ein Pfund Röstkaffee bei Aldi liege derzeit bei 4,99 Euro, während es vor fünf Jahren noch 2,90 Euro gewesen seien. Das bedeutet eine Preissteigerung von rund 72 Prozent.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, sind die Preise für Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze im Großhandel besonders stark gestiegen. Verglichen mit Januar 2024 mussten im Januar dieses Jahres 34,4 Prozent mehr bezahlt werden.
Kaffee an der Börse treibt die Preise in die Höhe
Der Hauptgrund für die steigenden Kaffeepreise sei der Börsenpreis, berichtet MDR Umschau. Rohkaffee werde an einer virtuellen Börse gehandelt, und der Wert steige seit Jahren. Ein Pfund Rohkaffee liegt aktuell bei etwa 4 Euro. Damit ist der Preis seit September 2020 um 247 Prozent gestiegen. Der Ladenpreis für 500 Gramm Barissimo Röstkaffee bei Aldi ist im gleichen Zeitraum laut MDR Umschau nur um rund 72 Prozent gestiegen. Aldi verteidigt seine Preispolitik mit dem Argument, hochwertige Produkte müssten für alle bezahlbar bleiben.
Für den Handel ist Kaffee ein sogenanntes Eckprodukt, das Kunden täglich kaufen. Supermärkte versuchen, die Preise niedrig zu halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Laut MDR Umschau können Großhändler Schwankungen bei Ernteausfällen und die damit verbunden Preissteigerungen von Rohkaffee eine gewisse Zeit ausgleichen. Für kleinere Rösterereien und Kaffeemanufaktoren sei dies nicht möglich.
Der Leipziger Kaffeehändler Jens Klein importiert vor allem Rohkaffee aus Nicaragua. Einmal im Jahr bringt er 20 bis 30 Tonnen nach Deutschland. Derzeit habe er noch Rohkaffee vom letzten Jahr auf Lager, sagt Klein. Er erwartet, dass die neue Ernte teurer wird. "Wir stecken in Nicaragua noch in der Erntezeit. Wir gehen aber davon aus, dass wir zu Mai hin dann mit 15 bis 20 Prozent Preiserhöhungen an den Start gehen müssen“, so Klein.
Laut MDR Umschau musste Kleins Partner, Besitzer einer Kaffeerösterei, wegen gestiegener Energie-, Transport- und Lohnkosten bereits die Preise für seinen Kaffee erhöhen. In diesem Jahr kämen die Klimafolgekosten hinzu. Für die Anbaupartner von Jens Klein in Nicaragua waren die hohen Temperaturen im vergangenen Herbst ein großes Problem, wie MDR Umschau berichtete.
Wie der Klimawandel die Ernten beeinflusst
Die Folgen des Klimawandels sind ein wesentlicher Einflussfaktor, der den Markt auch in den kommenden Jahren bestimmen wird. Weltweit gibt es rund zwölf Millionen Kaffeebauern, die nördlich und südlich des Äquators arbeiten. Doch Wetterextreme wie Hitzeperioden und starke Regenfälle lassen die Anbauflächen schrumpfen.
Sophie von Löwen, Agrarökonomin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, erklärte dem WDR, dass es in Brasilien und Vietnam, den beiden größten Kaffeeexporteuren Dürreperioden gegeben habe, gefolgt von starken Regenfällen. "Allein im vergangenen Jahr ist deshalb der Preis für Rohkaffee um 70 Prozent gestiegen", so Löwen. Nach Angaben des Wall Street Journal könnten durch den Klimawandel langfristig bis zu 90 Prozent der Anbauflächen unbrauchbar werden.
Ein weiterer Grund für die hohen Kaffeepreise ist der steigende Kaffeekonsum in Asien, insbesondere in China. Laut MDR Umschau sichern sich chinesische Händler immer größere Erntemengen in den afrikanischen Anbaugebieten. Dies verknappe das Angebot auf dem Weltmarkt weiter.
Neue EU-Verordnung könnte weitere Preissteigerungen bringen
Ab 2026 könnte eine neue EU-Verordnung die Kaffeepreise zusätzlich beeinflussen. Die Entwaldungsverordnung der Europäischen Union verpflichtet Produzenten und Händler nachzuweisen, dass für den Anbau von Kaffee, Kakao und anderen Importwaren kein Regenwald gerodet wurde. Der Nachweis müsse rückwirkend zum 31. Dezember 2020 erfolgen. Die Verordnung soll Raubbau verhindern, erhöhe auf der anderen Seite aber den bürokratischen Aufwand und schaffe Unsicherheiten gerade für kleine Importeure.
Die Folgen des Klimawandels und die damit verbundene Verknappung der Anbauflächen sowie der steigende Kaffeekonsum insbesondere in China üben einen massiven Druck auf den Markt aus. Für Kaffeetrinker in Deutschland bedeutet das wohl, dass die Kaffeepreise so schnell nicht wieder sinken werden. Laut MDR Umschau könnten auch die Discounter ab Mai ihre Preise erhöhen.
mit Material aus dpa, reuters (paw)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Umschau | 04. März 2025 | 20:15 Uhr