Energiekrise Gasspeicher zu 85 Prozent gefüllt: Was bis zum Winter noch passieren kann

20. Juli 2023, 11:44 Uhr

Der "Branchenverband Zukunft Gas" warnt vor zu viel Optimismus bei der Versorgungslage mit Gas in Deutschland für den kommenden Winter. Verbandschef Timm Kehler sagte MDR AKTUELL, eines der Risiken sei der Handel auf dem globalen Markt. Würden zum Beispiel die Chinesen jetzt anfangen, viel Gas einzukaufen, mache sich das sofort auf der Preisseite und der Verfügbarkeitsseite bemerkbar.

Die Füllstände der Gasspeicher in Deutschland sind hoch – die Speicher sind sogar schon voller, als es das Gesetz verlangt. Können wir also sorgenfrei auf den kommenden Winter blicken? "Nein, auf gar keinen Fall", sagt Heiko Lohmann, Fachjournalist und ehemaliger Berater im Gasmarkt. "Es ist richtig: Die Speicher in Deutschland sind zu knapp 85 Prozent gefüllt, das ist schon sehr gut, aber der Speicherfüllstand ist natürlich nur ein Teil der Lösung für den kommenden Winter."

Es fehlt immer noch Gas

Nach wie vor fehlten nämlich ungefähr 140 bis 150 Milliarden Kubikmeter Gas, das früher aus Russland kam. Eine riesige Lücke, die auch in den kommenden beiden Wintern noch nicht vollständig geschlossen werden kann, so die Prognose des Experten. Aktuell ersetzt vor allem LNG, also Flüssiggas, die weggebrochenen Lieferungen aus Russland. Das kommt zum großen Teil aus den USA, meist über unsere Nachbarländer, zum Teil auch über die neuen LNG-Terminals an der Küste Norddeutschlands.

Dieses Netz sei voll ausgelastet – und könnte womöglich an seine Grenzen kommen: "Die Leitungskapazitäten sind da. Sie sind aber auch im letzten Winter teilweise extrem belastet worden. Und da ist die Frage, ob man das hier im Winter wieder so machen kann. Das heißt, das Netz ist schon relativ stark unter Stress durch diese Veränderung der Ströme. Das funktioniert. Aber es gibt keine Garantie, dass es nicht doch mal irgendwo zu Ausfällen und zu Engpässen kommt."

Risiko gobaler Gashandel: Durch China könnten die Preise steigen

Ein Punkt, den auch Timm Kehler, Vorstand beim Branchenverband Zukunft Gas, anspricht. Und er hat noch weitere Risiken im Blick: Zum Beispiel, dass Gas auf einem globalen Markt gehandelt wird. "Das heißt, wenn die Chinesen jetzt anfangen, viel Gas einzukaufen, was sie im letzten Winter auch nicht getan haben, macht sich das sofort auch auf der Preisseite und der Verfügbarkeitsseite bemerkbar."

Ein kalter Winter könnte ähnliche Effekte haben, meinen beide Experten. Und: Nach wie vor kämen nennenswerte Mengen an russischem Gas nach Europa – das werde in Deutschland oft übersehen, sagt Verbandschef Kehler: "Nachbarländer wie Tschechien oder Österreich beziehen teilweise mehr als die Hälfte ihres Gases weiterhin noch aus Russland. Und da besteht, wie wir letztes Jahr schmerzhaft erlebt haben, natürlich ein maßgebliches politisches Risiko."

Experten plädieren für mehr Flüssiggas-Terminals

Sollten die genannten vier Punkte zusammenfallen – kalter Winter, technische Schäden am Netz, hohe Nachfrage auf dem Weltmarkt, Probleme mit Gaslieferungen aus Russland in andere EU-Länder – dann hätten wir eine kritische Versorgungslage, so Kehler. Beide Experten halten es deshalb für wichtig, weitere landbasierte Terminals in Deutschland zu bauen, an denen Schiffe mit Flüssiggas anlanden können. Und dass die Verbraucherinnen und Verbraucher auch in diesem Winter sparsam damit umgehen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Juli 2023 | 06:00 Uhr

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