Fachkräftemangel Wirtschaft begrüßt schnellere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
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30. März 2023, 05:00 Uhr
Am Mittwoch hat das Bundeskabinett eine Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes beschlossen. So soll es für Nicht-Deutsche einfacher werden, hier zu arbeiten, weil Deutschland Fachkräfte braucht. Ausländische Berufsabschlüsse sollen jetzt leichter anerkannt werden. Arbeitgeber und Ausbilder begrüßen diesen Schritt.
- Ausbilder Baumbach begrüßt es, dass ausländische Abschlüsse bald schneller anerkannt werden sollen.
- Auch die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt halten das für einen überfälligen Schritt.
- Laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund entsteht kein Nachteil für deutsche Auszubildende, weil gleichzeitig die Ausbildungsgarantie beschlossen wurde.
Dirk Baumbach ist Lehrer am Berufsschulzentrum in Bautzen und stolz auf die duale Berufsausbildung hierzulande: Sie sei auf sehr hohem Niveau, findet er.
Dass nun ausländische Abschlüsse künftig leichter anerkannt werden sollen, begrüßt er. Mit der Bedingung: "Ich möchte nicht auf der einen Seite von außen Fachkräfte zuwandern lassen, während ich auf der anderen Seite einen Einstellungsstau oder Ausbildungsstopp habe für eigene Ausbildungsbereiche." Doch davon sei man in der Realität weit entfernt, sagt Dirk Baumbach, der gleichzeitig erster Vorsitzender des Lehrerverbandes beruflicher Schulen in Sachsen ist.
Deutschland müsse sich nach außen öffnen. Denn: "Wir wissen auch, dass wir mit dem eigenen Potenzial an Köpfen es nicht mehr alleine stemmen können, dass die Firmen mit ausreichend Personal ausgestattet werden. Die Welle, die wir vor 15 bis 20 Jahren als Ausbildungswelle vor uns hingeschoben haben, ist mittlerweile lange abgebaut." Es brauche eine solche Öffnung, findet Baumbach.
Arbeitgeber begrüßen schnellere Anerkennung
So sehen es auch die Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände Sachsen-Anhalt. Allein im Vergleich mit anderen europäischen Ländern wie der Schweiz hänge Deutschland im Ringen um Fachkräfte, Expertinnen und Spezialisten hinterher.
Der lange bürokratische Weg, um die sogenannte berufliche Gleichwertigkeit festzustellen, sei da zum Beispiel eine große Hürde, sagt Verbandssprecher Jan Pasemann. Bisher dauere dieser Prozess nämlich: "441 Tage und zwar vom Bescheid einer Ausgleichsmaßnahme bis zur beruflichen Gleichwertigkeit. Das ist über ein Jahr und so lange braucht es, bis tatsächlich festgestellt wurde oder dass der Arbeitnehmer dann anfangen darf zu arbeiten." Das sei ein immens langer Zeitraum, findet Pasemann.
Das soll nun schneller gehen. Nach dem Gesetzentwurf von Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil können ausländische Fachkräfte mit zweijähriger Berufserfahrung und Berufsabschluss künftig nach Deutschland kommen, ohne dass dieser vorher anerkannt wurde. Das kann vor Ort nachgeholt werden.
Auch wurden die Hürden für Akademikerinnen und Akademiker gesenkt und die Arbeitsmöglichkeiten für Fachkräfte – ob nun mit oder ohne anerkannten Abschluss – erweitert. Ziel ist es laut Faeser und Heil, zusätzlich pro Jahr mehr als 60.000 Arbeitskräfte zu gewinnen.
Fast zwei Millionen offene Stellen in Deutschland
Einen Nachteil für deutsche Auszubildende sieht Jan Krüger dabei nicht. Er leitet die Abteilung Bildungspolitik und -arbeit beim Deutschen Gewerkschaftsbund. Man sei "sehr froh, dass das Bundeskabinett nicht nur die Fachkräfteeinwanderung beschlossen hat, sondern auch zum Beispiel die Ausbildungsgarantie. Um allen Leuten, die in Deutschland eine Ausbildung machen wollen – zumindest in den Regionen, in denen es wenig Ausbildungsplätze gibt – auch einen Anspruch darauf zu geben, eine Ausbildung machen zu können."
Deutschland hat derzeit fast zwei Millionen offene Stellen – so viele wie noch nie. Der Entwurf zur Reform des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes muss nun vom Bundestag beraten werden.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 30. März 2023 | 06:00 Uhr