Ende der Energiepreisbremsen Wieso ab nächstem Jahr ausgerechnet Fernwärme teurer wird

04. Dezember 2023, 12:11 Uhr

In der vergangenen Woche verkündete Bundesfinanzminister Christian Lindner das vorzeitige Ende der Preisbremsen des Bundes für Strom und Gas. Eigentlich sollten die noch bis Ende März gelten – doch weil der Regierung das Geld fehlt, ist jetzt Ende des Jahres Schluss. Bei Verträgen für Strom und Gas lässt sich Geld sparen, indem man gegebenenfalls den Anbieter wechselt. Anders sieht es dagegen mit Fernwärme aus.

Durch den Wegfall der Energiepreisbremse müssen Verbraucher ab Januar wieder den "normalen" Preis zahlen. Laut Lorenz Bücklein von der Verbraucherzentrale Sachsen müssen sich Haushalte auf erhebliche Mehrkosten einstellen: "Wenn's jetzt soweit sein sollte, dass die Preise am Markt in der Fernwärme erstmal recht hoch bleiben – und das deutet sich jetzt erstmal an – bedeutet das in aller Konsequenz, alles, was ich ab Januar dann heize, wird über die Preisbremse nicht mehr abgefedert. Das werde ich in der Konsequenz dann wohl in der Nebenkostenabrechnung für das Jahr 2024 spüren, wenn mein Vermieter sich an mich wendet und die Nebenkosten abrechnet mit mir."

Fernwärme ist ein Sonderfall

Kunden der Energieversorger, die zum Beispiel mit Gas heizen, können in preiswertere Tarife wechseln. Bei der Fernwärme geht das nicht so ohne weiteres, sagt Dominik Wirth von der Zwickauer Energieversorgung: "Fernwärmeverträge, die werden sehr langfristig abgeschlossen, weil da eben auch hohe Investitionskosten dahinter hängen in die ganzen Fernwärmeanlagen. Allerdings bilden sich die Preise für Fernwärme auch ganz anders, als das bei Gas- und Stromlieferverträgen der Fall ist. Bei Fernwärmelieferverträgen haben wir mit unseren Kunden Preisanpassungsklauseln und die Preise für die Fernwärme, die ändern sich in jedem Quartal."

Im Sommer hat die Bundesregierung das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung beschlossen. Mieter, aber auch Gewerbetreibende sollen dadurch Gewissheit bekommen über die künftige Wärmeversorgung. Also beispielsweise, ob Fernwärme oder auch eine Versorgung mit Wasserstoff geplant ist.

Kritiker: Monopolisierung bei Fernwärme droht

Doch auch hier gibt es Kritik und Forderungen: Der Fachverband Sanitär, Heizung, Klima in Sachsen-Anhalt etwa weist darauf hin, dass im Bereich der Fernwärme die Gefahr einer Monopolisierung besteht.

Vorstand Ralf Kurze kritisiert: "In dem Gesetz mit der kommunalen Wärmplanung wird ja nicht davon gesprochen, dass auch andere Anbieter in den Städten zukommen können." Es werde noch nirgends davon gesprochen, ob sich andere Marktteilnehmer bewerben könnten oder ob es nach wie vor die Stadtwerke seien, die großen Energieversorger, die eh schon ein Monopol auf die Fernwärme in den Städten und Gemeinden hätten.

Verbraucherzentrale für kürzere Vertragslaufzeiten und mehr Transparenz

Die Verbraucherzentrale fordert eine verbraucherfreundlichere Ausrichtung. Lorenz Bücklein von der Verbraucherzentrale schlägt vor: "Denkbar sind natürlich tatsächlich etwas kürzere Vertragslaufzeiten. Es geht dann auch weiter, dass die Preistransparenz verständlicher sein muss. Anbieter sind eigentlich angehalten dazu, ihre Preisbildung auch auf ihrer Webseite offen zu legen und das tatsächlich auch so zu erklären, dass das auch für Laien verständlich ist und da legen wir mittlerweile auch ein Hauptaugenmerk drauf seitens der Verbraucherzentralen zu gucken, dass dieser Markt fairer gestaltet wird."

Bücklein rät, das eigene Heizverhalten zu checken und eventuell die Betriebskostenvorauszahlungen anzupassen, damit nicht bei der nächsten Abrechnung erheblich nachgezahlt werden muss.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 04. Dezember 2023 | 06:00 Uhr

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